So stirbt kein Held
auf Rache gegen jene auszieht, die Shep und seinen Freund hinterhältig ermordet haben. Er entdeckt dabei, daß sein
Cousin ihm seinen berühmten Brillantring hinterlassen hat, und er schwört, ihn
erst zu tragen, wenn er Sheps Tod gerächt hat .« Mr. Bliss hielt einen Augenblick inne und blinzelte
heftig. »Es packt mich tatsächlich«, sagte er schlicht und klopfte an seine
Brust, »hier drin! Ich glaube, unseren Autoren ist da eine ungemein wirksame
Situation eingefallen. Und außerdem können wir es uns natürlich nicht leisten,
einen Brillantring im Wert von vierzigtausend Dollar nutzlos herumliegen zu
lassen, nur weil wir zwei Schauspieler verloren haben .«
»Hört sich gut an«, sagte
Jason, »wirklich ausgezeichnet .«
»Ich lasse Jorgens und Matt Blair herauskommen, sie spielen die Schurken«, erklärte Mr. Bliss
weiter. »Zwar sind sie nicht gerade billig, aber ich sage mir, für diesen
Jubiläumsfilm sind sie ihr Geld wert. Wir müssen Jason als einen wahrhaft
harten Burschen präsentieren, wenn er Shep Morrows
Platz in der Serie einnehmen soll, und dazu ist es dienlich, wenn wir ihm zwei
wirklich harte Schurken entgegenstellen. Sie müßten heute abend hier eintreffen, wir können also morgen früh zu
drehen anfangen. In der Zwischenzeit benötigen wir jedoch ein bißchen positive
Publicity, deshalb möchte ich, daß Sie, Jason, sich heute
nachmittag mit Amber zur verlassenen Mine begeben, um ein paar
Standfotos zu machen. Der Fotograf weiß genau, was ich haben will, er wird euch
alles erklären — okay ?«
»Okay, Lucian«, sagte Jason
glückstrahlend. »Ich komme .«
»Sie werden dabei auch den Ring
brauchen«, sagte Mr. Bliss. »Kann er ihn bekommen, Kent ?«
»Vor der Abfahrt«, sagte Mr. Ivorsen . »Und vergessen Sie nicht, ihn mir gleich nach
Ihrer Rückkehr wiederzugeben, Mr. Kemp. Diesmal ist es der echte .«
»Wird gemacht .« Jason nickte.
»Sie müssen natürlich das Saloonmädchenkleid anziehen«, sagte Mr. Bliss zu Amber.
»Okay?«
Amber starrte mich einen
Augenblick an, dann nickte sie langsam. »Geht in Ordnung .«
»Sehr schön.« Mr. Bliss
strahlte. »Das wäre dann alles, Leute .«
Ich hielt Ambers kleinen Finger
fest, bis Mr. Ivorsen und Mr. Toro den Wohnwagen verlassen hatten. Jason hatte eifrig mit Mr. Bliss zu reden, und
keiner von beiden achtete auf uns.
»Wo haben Sie denn diesen
schmutzigen kleinen Trick gelernt ?« zischte Amber,
während sie ihr Fingerchen massierte. »Wahrscheinlich
in einem billigen Beatschuppen?«
»Mr. Bliss bezahlt mich dafür,
daß ich Sie davor bewahre, von Mr. Ivorsen die Zähne
eingeschlagen zu bekommen, Liebste«, erläuterte ich. »Sie sollten mir für
meinen Schutz und Schirm dankbar sein .«
»Ich brauche Ihren Schutz und
Schirm nicht, Sie weiblicher Tarzan !« sagte sie kalt.
»Ich genieße allen Schutz, den ich nötig habe, von einem Herrn namens Wheeler .«
»Al?« Ich lächelte mitleidig.
»Meine Liebe, er sieht ja ganz gut aus, zugegeben, aber er ist doch Polizist.
Da hat er ja gar keine Zeit, Ihr Spielchen zu spielen .«
Sie lächelte recht überlegen.
»Das glauben Sie. Aber er war heute nacht nicht nur
drei Stunden in meinem Wohnwagen, um Kaffee zu trinken .«
Ich wußte nicht, warum, aber es
machte mich wütend, weil sie so tat, als dächte ein Mann wie Al Wheeler auch
nur im Traum daran, sich mit ihr einzulassen.
»Vielleicht hat Mr. Ivorsen gestern doch etwas zu hart zugeschlagen«, sagte ich
honigsüß. »So daß Sie immer noch ein bißchen benommen sind und das Ganze
einfach geträumt haben ?«
»Da fällt mir ein«, konterte
sie, »das mit der Lippenstiftnotiz war verdammt raffiniert. Vielleicht schreibe
ich Ihnen gelegentlich auch mal etwas auf den Bauch — aber mit der Nagelfeile !«
»Ich bringe Sie zu Ihrem
Wohnwagen«, sagte ich kurz, »und passe auf, daß Sie unterwegs nicht mit Mr. Ivorsen zusammenstoßen und Ihr edles Antlitz so demoliert
kriegen, wie Sie’s im Grunde verdienen .«
»Gut.« Sie grinste gehässig.
»Und unterwegs schildere ich Ihnen dann ein paar Details, Liebste; ich weiß
doch, wie brennend Sie das interessiert. Dieser Al Wheeler ist eben ein
richtiger Mann .«
Sie stand auf und ging hinaus,
und ich folgte ihr, wobei ich mich der starken Versuchung erwehren mußte, ihr
einiges von der Kunst zu demonstrieren, die man waffenlose Selbstverteidigung
nennt.
Auch den Rest des Vormittags
über mußte ich mich sehr beherrschen, daß ich nicht Hand an Amber Lacy legte. Ich hatte ja schon
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