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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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Aber
alle waren satt und so bestellten sich die Männer lediglich einen Kräuterschnaps,
während Lisa und ich einen Amaretto auf Eis nahmen.  
    Danach
wechselten wir einen Stock höher in die ebenfalls gut gefüllte Lounge direkt an
die Bar, wo wir bis nachts um eins saßen. Ich hätte noch ewig in Lucas Nähe
sitzen und seiner Stimme lauschen können, fühlte mich beschwingt und
aufgekratzt und war mir die ganze Zeit bewusst, dass nur seine Gegenwart diese
erregte, wohlige Stimmung in mir hervorrief. Und mir graute insgeheim vor dem
Moment, wenn wir uns verabschiedeten und ich mit Paul in meine Wohnung fahren
würde.
    Der Moment
kam schneller als gedacht, weil Lisa versteckt zu gähnen begann und Lucas sie
fürsorglich fragte, ob sie ins Bett wolle. Sie lächelte ihn an und erklärte
kokett:
    »Solange du
mitgehst, sehr gerne!«
    Ich beneidete
meine Freundin wie niemals zuvor, als er sofort aufstand. Auch Paul grinste
mich frech an.
    »Lisa hat
völlig Recht, auch Tessa und ich werden gleich in die Falle kriechen!«
    Warum machte
mich diese Aussicht jetzt überhaupt nicht an? Ich hasste mich für meine
kindische Gefühlsverwirrung, die bei einer Sechzehnjährigen tolerabel, bei
einer fast Dreißigjährigen dagegen völlig indiskutabel war.
    In meiner
Herzgegend machte sich ein schmerzliches Ziehen breit, als ich Lucas die Hand
schüttelte und mich für den schönen Abend und das wunderbare Essen bedankte.
Ich umarmte Lisa und dann gingen Paul und ich Hand in Hand zu seinem Wagen, der
zwei Seitenstraßen weiter geparkt stand.
    Während wir
zu meiner Wohnung unterwegs waren, meinte Paul gönnerhaft:
    »Das Lokal
ist wirklich nicht schlecht. Bin nur gespannt, wie lange dieser Hobbygastronom
durchhält, bis er die Lust daran verliert! Er hat finanziellen Erfolg mit dem
"Chez amis" nicht nötig, da seine Haupteinnahmequelle ja in Papis gutgehender
Firma liegt. Aber wenn er tatsächlich mit seinen Steuerangelegenheiten zu
unserer Kanzlei wechselt, wäre das natürlich ein gelungener Coup für mich. Dr.
Rademacher wäre sicher begeistert, vor allem, wenn wir die väterliche Firma,
bzw. deren steuerliche Angelegenheiten, auch irgendwann vertreten dürften. Bei
deren Umsätzen wäre das ungeheuer lukrativ!«
    In diesem
Moment hasste ich Paul für seine negative Einschätzung bezüglich Lucas und für
seine Profitgier. Keine gute Voraussetzung für die heiße Nacht, die er für uns
beide offensichtlich noch geplant hatte. Schon als wir durch die Haustür
traten, drängte er mich in der Eingangshalle gegen die Wand mit den darin
eingelassenen Briefkästen, fuhr mir mit beiden Händen unter meinem Mantel und über
meine Brüste, dann schob er mein Kleid nach oben, während er seinen Mund auf meinen
presste und mit der Zunge unmissverständlich Einlass begehrte.
    Automatisch
ging ich leicht in die Knie, um ihn nicht durch meine Größe zu verärgern und ließ
sein Gefummel wie betäubt über mich ergehen. Ich hoffte nur, dass diese Nacht
bald vorüber sein würde. Durch Pauls animiertes Gestöhne hindurch hörte ich,
wie sich im Haustürschloss der Schlüssel drehte und, noch bevor ich Paul von
mir wegstoßen konnte, Lisa dicht gefolgt von Lucas eintrat. Ich hatte gedacht,
sie würden heute bei Lucas in dessen Wohnung schlafen!
    Lisa zog
ihren Freund feixend an uns vorbei in Richtung Aufzug, während sie halblaut
bemerkte:
    »Lasst euch
nicht stören, das sind nur wir! Aber um euch darauf aufmerksam zu machen, Tessa:
Deine Wohnungstür ist gefühlte zehn Meter weiter. Ihr solltet noch rechtzeitig
hineingehen, bevor ihr zum öffentlichen Ärgernis werdet!«
    Mit einem
Kichern verschwand sie mit Lucas im Aufzug, dessen Türen sich mit einem leisen
Pling schlossen.
    Paul zog mich
jetzt tatsächlich an der Hand in Richtung meiner Wohnungstür, während ich
willenlos hinterherdackelte und mir krampfhaft überlegte, warum es mir so
unendlich peinlich war, mich vor Lisas Freund von meinem Liebsten begrapschen
zu lassen…
    Ich hatte
doch mein eigentliches Ziel, begehrenswert zu erscheinen, in jeder Hinsicht
erreicht. Da Paul mir die Sicht versperrt hatte, hatte ich Lucas´ Reaktion auf
unsere Knutsch- und Fummelorgie im Treppenhaus nicht erkennen können.
    Kurz
schwelgte ich in der Vorstellung, wie sich sein Gesicht beim Anblick von mir in
Pauls Armen heimlich verfinstert hatte.
    Schluss
jetzt, Tessa. Entweder hat ihn diese Episode gar nicht interessiert, da er auf
Lisa ähnlich scharf war wie Paul auf dich, oder er hat ebenfalls

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