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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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perfektes
Geheimrezept dagegen.«
    Während Lucas
lachte, funkelte mich Lisa böse von der Seite an, ohne dass er es bemerkte. Sie
blickte auf ihre Uhr, sprang auf und erklärte ihrem sichtlich überrumpelten
Liebsten:
    »Schatz, wir
sollten jetzt nach oben gehen, wir haben Tessa lang genug aufgehalten. Es ist
schon spät.«
    Und an mich
gewandt:
    »Eigentlich
wollten wir dich und Paul für kommenden Samstag ins "Chez amis" zum
Essen einladen. Danach könnten wir noch einen Drink in der Lounge nehmen.
Hättet ihr Zeit und Lust, euch dort mit uns gegen sieben zu treffen?«
    Mein erster
Gedanke: Paul neben Burt? Linsen kontra Kaviar? Könnte für mich und meine
derzeitige Beziehung eine Feuerprobe werden.
    Zweiter
Gedanke: Ein schickes Abendessen? Ich durfte mich hemmungslos aufstylen und
würde meinen Freund dabei haben. Könnte Lucas zeigen, wie gutaussehend und
begehrt ich - im Gegensatz zu meiner heutigen Erscheinung - eigentlich war.
     
    Natürlich
siegte das letztere, leider unvernünftige Argument. Außerdem war ich ehrlich
neugierig auf Lucas´ Lokal, welches laut Stadtzeitung seit drei Wochen total
angesagt war. Da Paul und ich ohnehin vereinbart hatten, das Wochenende
miteinander zu verbringen, aber noch nichts Konkretes ausgemacht hatten, sagte
ich für uns zu.
    Bis zum
Einschlafen in meinem Bett quälte ich mich mit fantasievollen Vorstellungen
darüber, was Lisa und Lucas, genau zwei Stockwerke über mir, jetzt gerade miteinander
anstellten.

 
ALL I WANT IS YOU
 
    Der
schwarzgekleidete Ober reichte uns die Speisekarten und zündete die Windlichter
in den kleinen liebevoll mit Efeu dekorierten Glasbehältern auf unserem Tisch
an. Obwohl es an Lucas als Hausherr gelegen hätte, uns einen Aperitif
vorzuschlagen, riss Paul diesen Part an sich, indem er auffordernd in die Runde
blickte.
    »Nehmen wir
einen Martini vorab? Oder möchtet ihr Mädels vielleicht einen Apérol?«
    Peinlich
berührt warf ich einen kurzen Blick auf Lucas, der, in einer dunklen Hose mit
passend kombinierten Jackett und Krawatte mir gegenüber dicht neben Lisa in
einem der bequemen Lederstühle saß. Lucas schien das Leitwolfgehabe von Paul
nicht weiter zu stören. Er ermunterte uns alle ausdrücklich, ein passendes
Getränk auszusuchen. Und Lisa schlug beim Aperitif vor, dass wir uns der
Einfachheit halber duzen sollten, womit alle einverstanden waren.
     
     Paul und ich
waren einige Minuten nach unseren Gastgebern im Lokal eingetroffen. Sie saßen
bereits an einem edel gedeckten Vierertisch im rückwärtigen Teil des gut
besetzten Gastraumes. Lucas war bei unserem Eintreten lächelnd aufgestanden - trotz
meiner hohen Stiefelabsätze überragte er mich um gut einen halben Kopf - und
nahm mir zuvorkommend meinen Mantel ab. Dabei berührte er unabsichtlich kurz
meinen Nacken und die Schultern und sofort verspürte ich ein verheißungsvolles
Prickeln an diesen Stellen.
    Ich war eine
gefühlte Ewigkeit vor meinem Kleiderschrank gestanden, bevor ich mich für ein
türkisfarbenes enganliegendes Strickkleid, schwarze Seidenstrumpfhosen und
meine hohen schwarzen Schaftstiefel entschieden hatte. Mein Haar trug ich, nur
mit einer winzigen Spange rechts und links gebändigt, offen und bildete mir
ein, in Lucas Augen sekundenlang ein anerkennendes Aufblitzen zu sehen.
    Dieser Blick,
ob nun von mir nur herbeigesehnt und deshalb eingebildet oder tatsächlich echt,
entschädigte mich für die hitzige Diskussion, die ich eine Stunde vorher mit
Paul geführt hatte. Es passte ihm ganz und gar nicht, mit einer Frau
auszugehen, die aufgrund ihrer Stiefelabsätze ein paar Zentimeter größer
erschien als er. Ganz entgegen meiner sonstigen deeskalierenden Verhaltensweise
war ich hart geblieben und hatte die Stiefel angelassen. Ich wollte unbedingt
mein Schlabberlook-Wollsockenimage bei Lisas Freund in Vergessenheit geraten
lassen und dazu nahm ich sogar Krach mit meinem eigenen Gefährten in Kauf.
    Vergeblich
wartete ich darauf, dass mir Engelchen wie üblich die Leviten las. Das treulose
Biest lag auf dem Bauch auf seiner Wolke, hatte den Kopf mit beiden Händen
aufgestützt und schmachtete Lucas hemmungslos aus großen blauen Augen an.
Sobald er in der Nähe war, vergaß es sämtliche guten Manieren und mutierte zum
Bengelchen.
    Mein
Therapeuten-Ich meldete sich zu Wort.
    Es sollte
dir völlig egal sein, was du bei Lisas Freund für ein Image hast. Wichtig ist,
was DEIN Freund über dich denkt! Du verhältst dich gerade hochgradig illoyal
und

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