So unerreichbar nah
Benzinkosten dieses Autos in den kommenden zwanzig Jahren
mühelos zu bestreiten.
Obwohl Paul
mir ständig einreden wollte, ich solle diesen protzigen Spritfresser gewinnbringend
verscherbeln und mir vom Erlös sowie dem übrigen Geld mit ihm zusammen eine
schicke Wohnung kaufen, weigerte ich mich beharrlich. Ich war noch nicht
bereit, mich von meiner gemütlichen Zweizimmerwohnung oder meinem geliebten
Auto zu trennen. Meine Sturheit diesbezüglich trieb Paul nach eigenen Worten in
den Wahnsinn und sorgte für viele unbehagliche Diskussionen zwischen uns. Aber,
so dachte ich sarkastisch, auf ein paar weitere kommt es auch nicht mehr an. Außerhalb
unserer Schlafzimmer waren wir neuerdings ständig unterschiedlicher Meinung. Da
ich im Grunde meines Herzens ein harmoniebedürftiges Wesen war, bereitete mir
dies zunehmend Unbehagen.
Zwei
Stellplätze weiter schloss ein untersetzter Mann seinen schwarzweiß lackierten
Smart ab, lief in Richtung Ausgang und verlangsamte seine Schritte, als er an
mir vorbei kam. Sein prüfender, eindeutig missgünstiger Blick schweifte über
den Porsche, dann über meinen Körper und in seinen Augen blitzte ein gemeines
Funkeln auf, als er mich scheinbar unschuldig fragte:
»Na, können
Sie den Wagen als Dienstfahrzeug steuerlich absetzen?«
Ich sah ihn
verständnislos an, bis er eine obszöne, eindeutige Bewegung mit den Händen
machte.
Der Typ hält
mich tatsächlich für eine Nutte!
In mir
loderte der Zorn über alle noch lebenden männlichen Neandertaler dieser Welt
auf. Und wenn ich sauer war, erreichte meine Schlagfertigkeit ungeahnte Höhen.
Mein inneres Engelchen, pausbackig, blondgelockt mit weißem Hemdchen und
goldenen Flügelchen, richtete sich alarmiert auf seiner Wolke auf und
schüttelte heftig den Kopf. Ich ignorierte es komplett und raunzte:
»Ja, kann
ich. Aber Ihre Geschäfte scheinen nicht besonders gut zu laufen, wenn Sie einen
Elefantenrollschuh fahren müssen?«
Er lief puterrot
an, sagte nichts mehr und stapfte sichtlich wutentbrannt weiter. Okay, der Mann
hatte eindeutig Probleme. Porschefahrende Frauen konnten seinem verdrehten
Weltbild zufolge nur Professionelle sein. Humor besaß er auch keinen.
Vielleicht hätte ich ihm meine Visitenkarte in die Hand drücken sollen? Völlig
unprofessionell feixte ich und fragte mich gleichzeitig, ob es an irgendwelchen
außerirdischen Schwingungen lag, dass sich heute die Männer in meiner Gegenwart
aufführten wie brünstige Eber? Tunnelblick auf Sex ohne Rücksicht auf Verluste.
Meine
Glückssträhne war noch nicht vorüber. Als ich mit dem Wagen in unsere ruhige
Wohnstraße einbog und an der Sandsteinfassade des modernen Wohnkomplexes
hochblickte, in welchem meine Wohnung im zweiten Stock lag, waren deren
Wohnzimmerfenster hell erleuchtet. Die stille Hoffnung, ich könne in der
morgendlichen Eile einfach vergessen haben, das Licht auszuschalten,
verflüchtigte sich, als ich vor meiner Wohnungstür stand und in meiner Tasche
hektisch nach dem Schlüssel kramte. Wie von Zauberhand öffnete sich die Tür
einladend von innen und vor mir stand in voller Größe - einssiebenundsiebzig
und damit genau einen Zentimeter kleiner als ich - mein Lebensgefährte Paul.
»Ich habe
dein Angeber-Fahrzeug schon unten an der Ecke dröhnen gehört. Immer herein in
die gute Stube!«
Er winkte
mich theatralisch mit einem Kochlöffel, den er in seiner rechten Hand
schwenkte, nach innen und musterte mich prüfend. Unter seinem verächtlichen
Blick schrumpfte ich innerlich. Verdammt, wieso musste er ausgerechnet heute
schon früher Feierabend machen und meine Wohnung besetzen? Ich hatte mich auf
eine warme Dusche und eine Stunde Abschalten auf meiner Couch gefreut, bevor
ich genug Kräfte gesammelt hatte und mich entsprechend herrichtete, um seinen
Ansprüchen zu genügen. Eigentlich hatte er mir per SMS heute Morgen
angekündigt, nicht vor neun abends zu kommen. Er deutete mit dem Löffel
anklagend auf mich.
»Der
Aschenbrödel-Look sieht beschissen aus, Schätzchen. Ich frage mich wirklich
allen Ernstes, warum du im Beruf keinerlei Wert auf dein Äußeres legst, Tessa.«
Hocherfreut
über die liebevolle Begrüßung stand ich in meiner Diele und legte meinen Schal
und die Steppjacke ab. Darunter kamen meine ausgebeulten braunen Chinos (die
Hosen, in welchen nur Mädels mit Kinderkleidergrößen gut aussehen, beim Rest,
zu dem auch ich gehörte, werden die Oberschenkel, der Hintern und zu breite
Hüften betont), die in braunen
Weitere Kostenlose Bücher