Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
Vom Netzwerk:
oder eine Telefonnummer. All das hätte den Schluss nahegelegt, Lichtenberg lebe noch in Amerika. Aber auch bei Google und Stalkerati gab es keine Einträge zu diesem Namen. Lichtenbergs Eltern waren bereits verstorben, Geschwister hatte er nicht.
    Susanne versprach herauszufinden, wo Lichtenberg war, als sie Dühnfort mitsamt den Akten zum Flughafen brachte.
    Kurz vor achtzehn Uhr kehrte Dühnfort in sein Büro zurück. Zwei junge Schutzpolizisten halfen ihm, die Kartons mit den Unterlagen neben der Tür zu stapeln. Er dankte ihnen und hängte dann das Foto von Svenja neben das von Nadine an die Pinnwand.
    Die beiden konnten Schwestern sein. Der gleiche Typ: mädchenhafte Figur, sehr schlank, um nicht zu sagen mager, und wundervolles langes, dunkles Haar. Dunkler Haare Massen, dachte er, wie neulich. Woher stammte diese Formulierung?
    Im Maileingang fand Dühnfort die erhoffte Nachricht von Buchholz. Auch der Strumpf im Fall Nadine war mit Betanin gefärbt worden. Der helle Roséton war für den Täter offenbar von großer Bedeutung.
    Kurz darauf kamen Gina und Alois zur anberaumten Besprechung. Ginas Blick fiel auf die drei Aktenkartons. »Was, mehr nicht? Für jeden von uns nur einer?«
    Alois hängte das Sakko über die Stuhllehne. »Das schaffen wir locker in zwei Nächten.«
    Dühnfort setzte sich zu ihnen und berichtete, was er in Düsseldorf in Erfahrung gebracht hatte. »Der Mörder von Svenja ist auch der Mörder von Nadine. Wir können nicht ausschließen, dass er wieder zuschlägt, deshalb werde ich Boos und seine Leute um Unterstützung bitten.«
    »Gut.« Gina gähnte und hielt sich die Hand vor den Mund. »Dann kriegen die einen Teil der Papierberge ab.«
    »Hauptverdächtiger im Fall Svenja Lenhard war Bruno Lichtenberg. Damals siebenundzwanzig Jahre alt, wohnhaft in einem Loft in der Nähe des Hafens. Student an der Kunstakademie, vorher hat er allerdings im Betrieb seines Vaters eine Metzgerlehre gemacht …«
    Alois pfiff durch die Zähne. »Aber hallo. Hast du Buchholz’ Bericht schon gelesen? An Nadines Handgelenk haftet Künstlerölfarbe. Kadmiumgelb. An der Hose des Hausmeisters ist tatsächlich der Lack von der Wippe. Zenner ist also aus dem Spiel. Wir sollten unbedingt mit Bruno reden.«
    »Dafür müssen wir ihn erst finden. Er ist vor fünf Jahren nach Los Angeles gezogen. Sein Stipendium an der dortigen Kunsthochschule galt aber nur für ein Jahr. Danach verliert sich seine Spur.«
    »Den übernehme ich. Wäre doch gelacht, wenn ich ihn nicht aufstöbere«, sagte Gina.
    »Nicht nötig. Die Kollegen aus Düsseldorf kümmern sich bereits darum.«
    Gina verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay. Wenn die das besser können … Ich dachte, der Fall gehört uns.« Sie reckte das Kinn vor, an der Nasenwurzel erschienen zwei kleine Falten, eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Mit der Geste, die er so mochte, schob Gina sie zurück hinters Ohr. Eine fließende Bewegung von gedankenloser Selbstverständlichkeit, die den Ärger, der sich in ihrem Gesicht spiegelte, überspielen wollte, und doch wusste Dühnfort, dass Gina verstimmt war.
    »Mein Fall, dein Fall. In solchen Kategorien denke ich nicht. Susanne Henke kümmert sich bereits um Lichtenberg.« Weshalb reagierte er so harsch? Er wusste es nicht. »Sind die Jaguarfahrer inzwischen überprüft?«
    »Damit sind wir durch«, sagte Alois. »Wir hatten Unterstützung von Sandra Gottwald und ein paar Kollegen aus ihrer Kommission.«
    »Und?«
    »Nichts. Nothing. Niente.« Gina gab ihre abwehrende Haltung nicht auf. »Entweder lügt einer oder eine und hat ein getürktes Alibi, oder dein Zeuge irrt sich.«
    »Schack hat Nadine sehr präzise beschrieben. Ich glaube nicht, dass er sich täuscht.« Dühnfort hatte Lust auf einen Espresso. Er stand auf und schaltete die Maschine an.
    »Es gibt nichts Unzuverlässigeres als Zeugen, wie in gut informierten Kreisen allgemein bekannt ist«, warf Gina ein. Ihre Stimme klang trocken, seltsam spröde.
    Dühnfort wollte die Situation sich nicht weiter zuspitzen lassen und unterbreitete ein Friedensangebot. »Magst du auch einen Espresso?«
    Ein widerwilliges Lächeln erschien um ihre Mundwinkel, gefolgt von einem Nicken, die Arme sanken herab.
    Alois, der diesem kleinen Disput gefolgt war, ergriff das Wort. »Nadine ist auf den Überwachungsbändern vom U-Bahnhof Odeonsplatz gut zu erkennen. Um 20 . 08 Uhr ist sie mit der Rolltreppe an die Oberfläche gefahren. An dem Ausgang, der zur Galeriestraße

Weitere Kostenlose Bücher