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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Moospolster und Wurzeln und kämpften sich durch das Unterholz, bis sie eine Senke von knapp zehn Metern Durchmesser erreichten. »Hier ist es.« Susanne setzte sich auf einen Baumstumpf und zupfte sich ein Blatt aus dem Haar.
    Verrottendes Laub, Eicheln und Bucheckern vom vergangenen Jahr bedeckten den Boden. Dazwischen lugte das frische Grün von Farnen und Gräsern hervor. Unter dem dichten Blätterdach war es dämmrig. Leise strich der Wind durch die Zweige, von fern hörte man das Brausen der Autobahn, ansonsten war es still.
    Dühnfort ging in die Hocke, nahm das Bild dieser Kuhle in sich auf und versuchte sich vorzustellen, wie sie dort gelegen hatte. »Hat er sie verscharrt?«
    Susanne schüttelte den Kopf. »Die Leiche war mit Zweigen, Gräsern und Laub bedeckt. Ein Wanderer hat sie gefunden. Sein Hund ist ihm davon, er hinterher, und dann war der Tag für ihn gelaufen.«
    »Der Kopf lag auch hier?«
    »Ein Stück weiter entfernt, dort unter der Buche.« Sie wies auf einen Baum am Rande der Senke. »Die Aufnahmen sind in den Akten.«
    »Er muss sie getragen haben. Oder gibt es eine Möglichkeit …«
    »Von der alten Eiche hierher, das ist die kürzeste Verbindung. Weiter kann man nicht fahren. Svenja wog nur fünfundvierzig Kilo. Trotzdem. Er muss stark sein.«
    Dühnfort erhob sich aus der Hocke und reckte die Schultern. Der letzte Freier konnte mit dem Werkzeug eines Metzgers umgehen, sicher wusste er auch, wie man eine Leiche ausbluten ließ. Er musste mit ihm reden. »Wo finde ich Bruno Lichtenberg?«
    »Vor sechs Jahren hat er in einem Loft gewohnt, in der Nähe des Hafens. Ein paar Monate später hat er ein Stipendium bekommen und ist nach Los Angeles gezogen. Wo er heute lebt … keine Ahnung. Ich habe gestern, nach deinem Anruf, nach ihm gesucht, aber bisher keinen Hinweis gefunden. Vielleicht wohnt er noch in den Staaten.«
    »Was hat er eigentlich studiert?«
    Susanne stand auf und wischte sich über den Hosenboden. »Malerei. An der Kunstakademie. Er war in der Klasse von diesem Exzentriker, Professor Thorben Maguhn.«
    ***
    Vicki schloss die Buchung ab, druckte die Rechnung aus und reichte sie zusammen mit den Unterlagen dem Ehepaar, das auf der anderen Seite des Tisches saß und gerade eine schweineteure Kreuzfahrt gebucht hatte. Während er die Unterlagen einsteckte, rückte Vicki die Spendenbüchse gerade. Irgendwie musste sie ja Aufmerksamkeit für ihr Vorhaben erregen. Prompt fiel der Blick der Frau darauf. Sie las den Aufkleber. »Geritten bin ich früher auch.« Ein sehnsüchtiger Nachhall lag in ihrer Stimme. Dann wurde sie ernster, runzelte die Stirn. »Diese armen misshandelten Kinder. Das nimmt ja ständig zu. Ich weiß nicht, wohin das noch führen wird.« Während sie sprach, zog sie eine Geldbörse aus ihrer Handtasche, die mit Sicherheit mehr gekostet hatte, als Vicki im Monat verdiente, entnahm ihr einen Fünfzigeuroschein und schob ihn durch den Schlitz.
    Wow, Wahnsinn. »Danke!«
    Nachdem die Kunden das Reisebüro verlassen hatten, ging Vicki nach hinten in die Küchennische und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Steffen fehlte heute. Er war bei der Musterung. Henriette telefonierte mit einem Geschäftskunden, und Clara ordnete Prospekte auf einem Glastisch.
    Das Telefon begann zu läuten. Vicki stellte das Glas ab, aber Clara nahm das Gespräch schon entgegen. Also griff Vicki wieder nach dem Wasser, trank einen Schluck und überlegte, was als Nächstes zu tun war. Da bemerkte sie Claras gerunzelte Stirn und den Blick, mit dem sie Vicki einfing. »Warten Sie einen Augenblick. Ich gebe Sie weiter.« Clara kam mit dem Mobilteil auf Vicki zu. »Ein Gespräch für dich.« So wie Clara aus der Wäsche guckte, stimmte etwas nicht. Eine Mischung aus Vorwurf und Frage.
    Vicki nahm das Telefon. »Ja?«
    »Hallo, Viktoria. Ich bin’s, Serge.«
    Sie fuhr zusammen. Verdammt. Wie war er nur an die Nummer gekommen? War sie nun aufgeflogen? Wusste er, dass sie ihn angelogen hatte?
    »Hi«, sagte sie. Ihre Stimme war irgendwie piepsig. »Woher haben Sie denn die Nummer?« Das klang schon wieder fester.
    »Sie war in der Anruferliste meines Telefons gespeichert. Jobbst du nebenbei im Reisebüro deiner Mutter?«
    Clara meldete sich immer mit Reisebüro Clara Mohn . Logisch, dass Serge Buthler auf diese Idee gekommen war. »Manchmal.« Vicki wandte sich ab, öffnete die Tür, die zum Hof führte, und ging hinaus. Clara musste das Gespräch ja nicht unbedingt mitbekommen. Was wollte der Kerl von

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