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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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worden.
    »Es muss doch beinahe halb neun gewesen sein, als wir gingen«, sagte Wernegg. »Die Mail habe ich sofort versandt, als ich wieder hier war.«
    Die Sekretärin klopfte und trat ein. »Entschuldigen Sie, wenn ich störe. Stadtrat Menzel ist da.«
    Wernegg wandte sich an Dühnfort. »Es geht um eine Immobilie für das Familienzentrum. Mit etwas Glück und Überzeugungskraft wird die Stadt sie der Stiftung kostenlos zur Verfügung stellen. Brauchen Sie mich noch?«
    Im Moment hatte Dühnfort keine weiteren Fragen und verabschiedete sich.
    Als er auf die Maximilanstraße trat, knurrte sein Magen. Zeit für ein Mittagessen. Vorher wollte er jedoch mit Wiebke Klees reden. Er machte sich auf den Weg durch die Innenstadt, vorbei an Boutiquen und Parfümerien. Bei der Kunsthalle betrat er die Fünf Höfe, durchquerte diese Einkaufsmeile für Besserverdienende bis zur Salvatorstraße und folgte der schmalen Gasse zum Salvatorplatz. Dort, hinter dem Literaturhaus, befand sich in der Jungfernturmstraße die Galerie Klees.
    Mit einem Blick auf die Uhr vergewisserte Dühnfort sich: Sechs Minuten hatte er gebraucht. Die Galerie war geschlossen, aber in den Ausstellungsräumen rührte sich etwas. Dühnfort klopfte an die Scheibe. Kurz darauf erschien eine große, weißhaarige Frau hinter der Glastür. Dühnfort zog seinen Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn hoch. Ein Schlüssel knirschte im Schloss. Wiebke Klees ließ ihn ein.
    In den Ausstellungsräumen war es angenehm kühl, ein schwacher exotischer Geruch lag in der Luft. Dühnforts Blick blieb an schwarzen Holzskulpturen hängen, während er den Grund seines Besuchs erklärte. Seine Befürchtung bestätigte sich. René Fuhrmann hatte auch mit der Galeristin telefoniert, bevor Gina diese befragt hatte. »Ich bin mir absolut sicher, dass Herr Fuhrmann und Herr Wernegg um halb neun gegangen sind. Plus/ minus maximal fünf Minuten«, entgegnete sie, als habe sie die Fragen, die sich daraus ergaben, in seinem Gesicht gelesen. In ihren dunkelgrauen Augen lag dieselbe Gewissheit wie in ihrer Stimme.
    »Weshalb sind Sie sich so sicher?«, fragte Dühnfort.
    »Die beiden waren die letzten Besucher dieser ohnehin spärlich besuchten Veranstaltung. Samstagabend, schönes Wetter. Da zieht es die Leute nach draußen. Ich habe, nachdem die beiden gegangen waren, abgeschlossen und mich mit Freunden im Biergarten verabredet. Dabei habe ich natürlich auf die Uhr gesehen.« Sie hob das Handgelenk und deutete auf ihre Armbanduhr.
    Es gab also keine weiteren Gäste, die Fuhrmanns und Werneggs Angaben bestätigen konnten. Merde, dachte Dühnfort.
    An der Wand gegenüber stand eine hüfthohe Kugel. Ein Schildchen verriet das Material, Makassar-Ebenholz, und den Titel: Dark Secrets. Dühnfort trat näher und legte die Hand darauf. Das Holz fühlte sich warm an, als sei es lebendig. Ein Segment brach die Rundung auf, schob sich daraus hervor. Der Wunsch, es mit sanftem Druck zurückzuschieben, der Kugel ihre geschlossene und alles bewahrende Form wiederzugeben, stieg in Dühnfort auf. Zugleich verspürte er ein ungutes Gefühl.
    Hatte Fuhrmann mit diesen Telefonaten Zeugen manipuliert, ihnen die Aussage geschickt in den Mund gelegt?
    Sein Magen knurrte wieder. Mit leerem Bauch konnte er nicht denken. Zeit für ein Mittagessen. Dühnfort verabschiedete sich von der Galeristin, ging zum Salvatorplatz und suchte sich bei der Brasserie im Literaturhaus einen schattigen Platz unter einem Sonnenschirm. Beim Kellner bestellte er die Pasta des Tages und ein Glas Mineralwasser.
    Es war warm, ein angenehmer Wind wehte. Auf der anderen Seite der Straße drängten sich japanische Touristen vor einem Schaufenster, eine alte Dame fuhr auf ihrem Rad an den gedeckten Tischen vorbei, die Uhr der griechisch-orthodoxen Salvatorkirche begann zu schlagen. Zwei helle Töne – schon halb drei.
    Woher kam das Unbehagen, das sich durch ihn zu wühlen begann? Wernegg. Fuhrmann. Wo hatten sie vor sechs Jahren gelebt? Gab es eine Verbindung nach Düsseldorf? Er zog das Handy aus der Tasche und wählte, nach kurzem Zögern, nicht Ginas Nummer, sondern die von Alois. Er bat ihn, über Fuhrmann und Wernegg alles an Informationen zusammenzutragen, was mit legalen Mitteln möglich war.
    Sein Essen wurde serviert. Ohne sich recht darauf konzentrieren zu können, aß Dühnfort seine Tagliatelle mit Austernpilzen. Fuhrmann war Chirurg, und er hatte Einfluss auf die Bestätigung seines Alibis genommen. Aber das alleine

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