So unwiderstehlich reizvoll
Wangen garantiert bemerkt.
Am nächsten Morgen bat Josie Juliet gleich nach dem Frühstück zu Lady Elinor aufs Zimmer.
„Es geht ihr heute sehr viel besser, und sie freut sich schon auf die kleine Abendgesellschaft“, vertraute die Haushälterin ihr vorher noch an.
Lady Elinor lag noch im Bett, gestützt von mit Spitze gesäumten Kissen. Ihr Zimmer war beeindruckend großzügig geschnitten, mit kostbaren antiken Möbeln eingerichtet und bot einen märchenhaften Ausblick. Juliet konnte sich schon denken, weshalb die Immobilienhaie hinter Tregellin her waren, hoffte jedoch von ganzem Herzen, dass die kluge alte Dame Mittel und Wege fand, das Anwesen im alten Stil zu erhalten.
Die Fragen nach ihrem Befinden tat Lady Elinor mit einer ungeduldigen Handbewegung ab und kam ohne Umschweife auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen. „Sie haben gestern Abend mit Raphael gesprochen?“, erkundigte sie sich.
„Ja. Ich …“ Ohne besonders großen Erfolg bemühte Juliet sich, unbefangen zu wirken. „Auf Ihren Wunsch kam er zu mir in den Wintergarten.“
„Raphael ist immer sehr besorgt um mich – sagt er jedenfalls.“
„Dann meint er es wahrscheinlich auch“, antwortete Juliet vorsichtig, schließlich hatte ihre Solidarität Cary und nicht Raphael zu gelten.
Lady Elinor lächelte skeptisch. „Was hat er zu dem Ring gesagt? Haben Sie ihm erzählt, dass er von mir ist?“
„Er hat ihn gar nicht gesehen.“ Um Lady Elinors Frage, die mit Sicherheit kommen würde, zuvorzukommen, lieferte sie die Erklärung sofort hinterher. „Ich hatte ihn während der Küchenarbeit in die Tasche gesteckt und anschließend vergessen, ihn wieder aufzusetzen.“
Das entsprach der Wahrheit. Erst als sie nach der leidenschaftlichen Umarmung die Treppe hinauf in ihr Zimmer gestürmt war, hatte sie wieder an den Verlobungsring gedacht. Unnötig grob hatte sie ihn sich auf den Finger geschoben. Er sollte sie in Zukunft daran erinnern, nicht noch einmal einen so unverzeihlichen Fehler zu begehen!
„Das verstehe ich sehr gut.“ Hätte Juliet sich nicht so für ihr Verhalten geschämt, wäre ihr bestimmt aufgefallen, wie hintergründig Lady Elinor dabei lächelte. „Ich freue mich jedenfalls, den Ring heute an ihrer Hand zu sehen.“
„Der Stein ist einfach zauberhaft!“ Unbewusst hielt Juliet ihn ins Licht und betrachtete ihn. „Natürlich erhalten Sie ihn bei meiner Abreise zurück.“
„Anscheinend haben Sie mich nicht richtig verstanden, Juliet. Der Ring ist ein Geschenk, ich will ihn nicht zurück.“
„Aber …“ Juliet brachte die Lüge kaum über die Lippen. „Ich brauche ihn nicht, Cary wird mir einen Verlobungsring kaufen.“
„Er gefällt Ihnen also nicht?“
„Es ist der schönste Ring, den ich je gesehen habe.“
„Dann will ich nichts weiter zu diesem Thema hören. Mich freut die Vorstellung, dass die Frau meines Enkels diesen Ring trägt und ihn eines Tages an ihre Enkelin weitergeben wird. Zerbrechen Sie sich jetzt bitte nicht weiter den Kopf und genießen Sie den Tag. Wir sehen uns später.“ Damit war Juliet entlassen.
Auf der Treppe begegnete sie einem überraschend freundlichen Cary, der sie zu einem Ausflug nach Polgellin Bay einlud. Nach kurzem Überlegen willigte Juliet ein. So würde sie etwas von der Umgebung sehen, und Lady Elinor bekam die dringend benötigte Ruhe.
Um kurz nach zehn, als eine fahle Sonne sich endlich gegen die letzten Regenwolken durchsetze, fuhren sie die kurvige Straße hinunter zur Küste. Ab und zu gewährten Lücken in den dichten Hecken einen Blick aufs Meer, und der steife Westwind trug den Geruch von Salz und Tang bis in Land hinein.
Polgellin Bay war größer, als Juliet es sich vorgestellt hatte. Die lange Hauptstraße schlängelte sich bis zum Hafen, wo bunte Fischkutter und sportliche Jachten ankerten. Eine dicke Steinmauer gewährte den Booten hier sicheren Schutz vor der offenen See.
Cary parkte das Auto in der Nähe des Kais und schlug vor, erst etwas zu trinken, bevor sie den Bummel begannen. Die Lokale und Restaurants hatten alle schon Tische und Stühle vor der Tür stehen, und Juliet freute sich darauf, in der Sonne zu sitzen und das bunte Treiben zu beobachten. Mit Jeans und Pullover sah sie wie eine Urlauberin aus und hoffte, für kurze Zeit all ihre Sorgen zu vergessen und sich wie eine unbeschwerte Touristin zu fühlen.
Nachdem sie einen Cappuccino getrunken hatte, schlenderte sie an Carys Seite die Hauptstraße entlang. Außer Cafés und Pubs
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