So unwiderstehlich reizvoll
Sie mich jetzt bitte entschuldigen, bringe ich mein Geschirr zurück in die Küche.“
„Und wenn ich Sie nicht entschuldige?“ Er versperrte ihr den Weg. „Wir haben unser Gespräch noch nicht beendet.“
„Ich schon.“ Zwar war Juliets Wut verflogen, aber damit hatte sie auch der Mut verlassen. Sie zwang sich, Haltung zu bewahren – Raphael in die Augen zu sehen, gelang ihr dagegen nicht. „Warum lassen Sie mich nicht gehen, Mr. Marchese? Sie mögen mich doch nicht einmal.“
Damit verblüffte sie Raphael. „Das habe ich nicht gesagt!“
„Aber gemeint! Sollte ich Ihnen unwissentlich zu nahe getreten sein, Mr. Marchese, möchte ich mich dafür entschuldigen. Leider scheint die Chemie zwischen uns nicht zu stimmen.“
Aus ihrer gestelzten Wortwahl sprach Unsicherheit. Wie konnte man in ihrem Alter nur so ungeschickt im Umgang mit dem anderen Geschlecht sein? Raphael begriff es nicht. Er war es doch, der sich hätte entschuldigen müssen. Mit was für einem Mann war sie nur verheiratet gewesen?
Später versuchte er sich davon zu überzeugen, dass er nie die Absicht gehabt hatte, sie zu berühren. Er hatte sie nur dazu bringen wollen, normal mit ihm zu reden und sich so zu verhalten, wie man es von einer Frau mit ihrer Vergangenheit erwarten durfte. Wenn seine Taten vielleicht auch dagegen sprachen, so besaß er doch ein angeborenes Ehrgefühl und hatte noch nie die Frau eines anderen verführt. Nach seinen Wertvorstellungen war Carys Verlobte tabu für ihn.
Dennoch tat er es. Als Juliet sich von ihm abwenden wollte, hielt er sie am Handgelenk fest. Als sie erschrocken zu ihm aufblickte, zog er sie zu sich und küsste sie.
7. KAPITEL
Juliet zog sich die Decke über den Kopf. Was sie getan hatte, war nicht nur dumm gewesen, sondern auch unmoralisch. Für Raphael war sie Carys Verlobte – trotzdem hatte sie sich von ihm küssen lassen! Und wie!
Es war kein harmloser Kuss in aller Freundschaft gewesen. Ohne ihren Widerstand zu beachten, hatte Raphael leidenschaftlich von ihrem Mund Besitz ergriffen. Dabei umarmte er sie so fest, dass sie jede seiner Reaktionen spürte – und er genau fühlte, wie nicht nur ihre Lippen, sondern ihr ganzer Körper weich und nachgiebig wurden. Allerdings nutzte Raphael das nicht aus, er ließ die Hände zwar über ihre Hüften gleiten, hielt sich mit intimeren Zärtlichkeiten aber zurück. Anstatt ihm dafür dankbar zu sein, bedauerte sie es.
Wie hatte es nur zu dieser Situation kommen können? Das fragte sie sich immer wieder. Eben noch war sie wütend auf ihn gewesen und hatte vor ihm fliehen wollen, und im nächsten Moment lag sie auch schon willenlos in seinen Armen. Warum hatte sie sich nicht gewehrt?
Weil sie fasziniert gewesen war von Raphaels Kraft und seiner erotischen Ausstrahlung. Die Spitzen ihrer Brüste hatten sich aufgerichtet, und als Raphael sie noch enger an sich drückte, spürte sie ein ungewohntes Ziehen in ihrem Inneren.
Raphael fühlte sich so gut an, und seine pulsierende Männlichkeit weckte ihr Verlangen. So hatte sie sich in Davids Armen nie gefühlt, und sie sehnte sich danach, ihre Leidenschaft bis zur Neige auskosten zu dürfen.
Was für ein ungeheuerlicher Wunsch! Juliet verstand sich selbst nicht mehr. Wo war die kühle, beherrschte Frau geblieben, die sie kannte? Selbst nach Davids Betrug hatte sie ihre Emotionen stets unter Kontrolle gehabt. War ihr vielleicht der eigene Ehemann im Grunde egal gewesen?
Warum fand sie ausgerechnet jetzt nicht zu ihren tadellosen Umgangsformen zurück, um die sie jeder beneidete? Wenn sie als Carys Verlobte durchgehen wollte, musste ihr Benehmen über jeden Tadel erhaben sein. Schuld an allem war nur dieser Raphael Marchese. Sie dankte dem Schicksal, dass nicht er es war, dessen Verlobte sie spielen musste. Das hätte mit einer Katastrophe geendet.
Und zwar einer weitaus größeren als die, in der sie sowieso schon steckte. Raphael hatte sie lediglich geküsst, und schon hätte sie alles für ihn getan und sich ihm am liebsten auf der Stelle hingegeben.
Schutzbedürftig wickelte Juliet sich noch enger in die Decke. Was wohl passiert wäre, wenn Josie sie nicht gestört hätte? Glücklicherweise hatten beide ihre Schritte schon von Weitem gehört. Als die alte Frau den Wintergarten betrat, stand Raphael schon auf der anderen Seite des Tischs – wahrscheinlich ebenso froh über die schummrige Beleuchtung wie Juliet. Ohne das gedämpfte Licht hätte die Haushälterin seine Erregung und ihre erhitzten
Weitere Kostenlose Bücher