So viel Lust und noch mehr Küsse
kreisten nach wie vor um die vielen Fragen zu ihrem vorübergehenden Arbeitgeber und Vermieter. Wer war der Mann, der sie so leidenschaftlich geküsst hatte?
Sie fühlte sich zu Cooper hingezogen, das war nicht zu bestreiten. Begierde und erotische Spannung hatte zwischen ihnen geherrscht, und es wäre töricht, das leugnen zu wollen. Aber wie konnte sie es auch nur in Erwägung ziehen, mit einem Mann intim zu werden, den sie kaum kannte? Sie hatte gedacht, sie würde ihn kennen oder ihn zumindest allmählich kennenlernen … bis zu ihrem Gespräch mit Marty.
Was bedeuteten Martys Worte, dass Coopers Herz woanders sei? War der Mann, zu dem sie sich heftig hingezogen fühlte, seit sie gestern Abend die Bar betreten hatte, etwa verheiratet?
6. KAPITEL
Regel Nr. 6: Eine Dame darf einem Mann gestatten, nach ihrer ersten Verabredung ihre Hand zu küssen.
Coopers Versuch, seine Anspannung durch körperliche Arbeit zu lösen, scheiterte. In den letzten sechs Monaten hatte er versucht, die Bar am Leben zu erhalten, weil er es seiner Meinung nach seinem Onkel schuldete. Eines Tages würde ihm das Wilde Side gehören, und es wäre schön, wenn dann noch etwas davon übrig wäre. Aber so schnell, wie es jetzt bergab ging, würde sein Erbe höchstens noch aus unbezahlten Rechnungen bestehen.
Er nahm die Kisten mit Gin und Wodka hoch und trug sie näher zur Tür des Vorratsraumes. Dann ging er zurück, um die Kisten mit Whiskey zu holen. Die Lagerbestände gingen zur Neige. Um sie aufzufüllen, genügte eine Bestellung. Doch die anschließende Rechnung zu bezahlen, war eine andere Sache. Solange er keinen Weg fand, wie die Bar Geld einbrachte, musste er weiter sein Erspartes investieren. Das Geld, was er bereits hineingesteckt hatte, konnte er vergessen.
Die Tür ging auf, und er brauchte sich nicht erst umzudrehen oder über die Schulter zu sehen, um zu wissen, dass es Carly war.
“Wer passt auf die Bar auf?” Sein Ton war ein wenig härter als beabsichtigt. Schuld daran war seine sexuelle Frustration, wie er einräumen musste.
“Marty”, erwiderte sie und schloss die Tür hinter sich. “Nicht, dass sonst noch jemand da wäre, um den man sich kümmern müsste.”
Cooper stellte die beiden Kisten mit dem Whiskey zu den anderen beiden Kisten. “Wolltest du etwas Bestimmtes?” Der Ausdruck in ihren Augen irritierte ihn. Offenbar beschäftigte sie etwas.
“Bist du verheiratet?”, platzte sie heraus, und ein vorwurfsvoller Unterton schwang in dieser Frage mit.
“Ob ich was bin?”
Sie stieß sich von der Tür ab und kam auf ihn zu. “Verheiratet?” Sie verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein, sodass der Hemdsaum noch ein Stückchen höher rutschte. “Ist das etwa der Grund, weshalb du mich nicht küssen darfst?”
“Wie kommst du denn auf die Idee?”
Sie kniff die Augen zusammen. “Ich bin nicht blöd, Cooper. Der übliche Grund, weshalb ein Mann eine Frau nicht küssen kann, ist der, dass entweder sie oder er verheiratet ist. Offenbar bist du nicht schwul, was die Wahrscheinlichkeit nahelegt, dass du verheiratet bist.”
Er starrte sie verwirrt an. “Wovon zum Teufel redest du überhaupt?”
“’Das darf nicht passieren’“, versuchte sie seine tiefe Stimme nachzuahmen. “Es ist doch offensichtlich. Marty hat gesagt, dein Herz sei woanders. Also musst du entweder verheiratet sein, verlobt oder eine Beziehung haben.”
Er lachte und wandte sich ab, um sich wieder um die Lagerbestände zu kümmern. “Deshalb bist du so aufgebracht.”
“Ich bin nicht aufgebracht. Ich finde es nur nicht besonders nett, Frauen zu küssen, bis sie ganz durcheinander sind, obwohl man … ach, vergiss es. Du solltest so etwas jedenfalls nicht tun, wenn du verheiratet bist. Ehebruch kommt in den Zehn Geboten vor.”
Neugierig drehte er sich wieder um und sah, dass sie errötet war. Er hatte sie also durcheinandergebracht, was? Das gefiel ihm, vor allem angesichts der Wirkung, die sie auf ihn hatte.
Er ging zu ihr. Himmel, sie sah wirklich anbetungswürdig aus, wenn sie wütend auf ihn war. Ihre Augen funkelten, und ihre sinnlichen Lippen bildeten den hinreißendsten Schmollmund, den er je gesehen hatte. “Ich bin nicht verheiratet, Prinzessin”, erklärte er ruhig. “Ich war es nie und werde es wahrscheinlich auch nie sein.”
“Nein?”
Sie klang hoffnungsvoll, und das gefiel Cooper gar nicht. Das bedeutete nur neue Schwierigkeiten, die er sich nicht leisten konnte. Er
Weitere Kostenlose Bücher