So wahr uns Gott helfe
sein.«
»Das habe ich bereits gemerkt. Wohin ziehen Sie?«
»Nirgendwohin. Mein Wagen ist meine Kanzlei.«
»Klingt aufregend.«
Ich musterte ihn kurz. Wie üblich war seine Bemerkung sarkastisch gemeint. Er konnte einem gewaltig auf die Nerven gehen, aber irgendwie hatte er mich doch dazu gebracht, ihm meine Sicherheit anzuvertrauen.
»Tja, ich muss wieder zurück ins Gericht. Gibt es irgendetwas, was ich tun sollte? Mich auf eine bestimmte Weise verhalten, oder soll ich irgendwo Bestimmtes hingehen?«
»Tun Sie einfach, was Sie immer tun. Aber da wäre noch eins. Um Sie unterwegs im Auge zu behalten, sind eine Menge Leute nötig. Rufen Sie mich deshalb an, wenn Sie am Abend nach Hause kommen und nicht mehr vorhaben auszugehen. Damit ich ein paar meiner Leute abziehen kann.«
»Alles klar. Aber nachts ist doch trotzdem noch jemand da, oder?«
»Keine Angst. Sie werden rund um die Uhr bewacht. Ach, und noch etwas.«
»Ja?«
»Nähern Sie sich mir nie wieder so wie eben.«
Ich nickte. Ich war entlassen.
»Alles klar.«
Ich stand auf und blickte zum Restaurant. Lorna zählte gerade die Zwanziger, die ich zurückgelassen hatte, und legte sie auf die Rechnung. Es sah so aus, als bräuchte sie alle. Patrick war bereits das Auto holen gegangen.
»Bis dann, Detective«, verabschiedete ich mich, ohne Bosch anzusehen.
Er antwortete nicht. Ich entfernte mich und stieß zu meiner Truppe, die gerade das Restaurant verließ.
»War das Detective Bosch, mit dem du eben gesprochen hast?«, fragte Lorna.
»Ja, ich habe ihn zufällig da sitzen sehen.«
»Was wollte er hier?«
»Er meinte, er kommt in der Mittagspause öfter hierher, um ein wenig in einem dieser großen, bequemen Sessel zu sitzen und nachzudenken.«
»Was für ein Zufall, dass auch wir hier waren.«
Julie Favreau schüttelte den Kopf.
»Zufälle gibt es nicht.«
ACHTUNDDREISSIG
N ach der Mittagspause begann Golantz mit seiner Darstellung des Falls. Er ging dabei nach Schema F vor. Das heißt, er begann mit Elliots Anruf bei der Polizei, der den Doppelmord ans Licht der Öffentlichkeit gebracht hatte, und machte von dort in chronologischer Reihenfolge weiter. Seine erste Zeugin war eine Telefonistin aus der Notrufzentrale des County. Sie wurde aufgerufen, um die Bandaufzeichnungen von Walter Elliots Anrufen bei der Polizei vorzustellen. Ich hatte vor Prozessbeginn den Antrag gestellt, das Abspielen der beiden Bandaufnahmen zu unterbinden, und als Begründung dafür angeführt, ausgedruckte Protokolle seien für die Geschworenen praktischer und leichter verständlich. Doch der Richter hatte zugunsten der Anklage entschieden. Allerdings ordnete er an, dass Golantz den Geschworenen außerdem Transkripte zum Mitlesen aushändigte.
In Wahrheit hatte ich das Abspielen der Bänder zu verhindern versucht, weil sie für meinen Mandanten nachteilig waren. Bei seinem ersten Anruf hatte Elliot der Telefonistin ganz ruhig mitgeteilt, dass seine Frau und eine weitere Person ermordet worden seien. Diese Gefasstheit ließ sich leicht als berechnende Kälte deuten. Ein Schluss, den ich die Geschworenen auf keinen Fall ziehen lassen wollte. Schlimmer war aus Sicht der Verteidigung jedoch das zweite Band. Darauf hörte sich Elliot verärgert an und ließ zudem durchblicken, dass er den Mann, der zusammen mit seiner Frau ermordet worden war, kannte und nicht mochte.
Band 1-13:05-02/05/07
ZENTRALE: Notrufzentrale. Um was für einen Notfall handelt es sich?
WALTER ELLIOT: Ich … na ja, sie sehen tot aus. Ich glaube, für die beiden kommt jede Hilfe zu spät.
ZENTRALE: Entschuldigung, Sir? Mit wem spreche ich?
WALTER ELLIOT: Hier spricht Walter Elliot. Ich rufe von meinem Haus an.
ZENTRALE: Ja, Sir. Und Sie sagen, jemand ist tot?
WALTER ELLIOT: Ich habe gerade meine Frau gefunden. Sie ist erschossen worden. Und ein Mann liegt auch hier. Auch erschossen.
ZENTRALE: Einen Augenblick bitte, Sir. Lassen Sie mich das kurz aufnehmen und jemanden zu Ihnen schicken.
Unterbrechung
ZENTRALE: So, Mr. Elliot, ich habe einen Rettungswagen und Deputies zu Ihnen geschickt.
WALTER ELLIOT: Dafür ist es zu spät. Für den Rettungswagen, meine ich.
ZENTRALE: Ich muss ihn in jedem Fall hinschicken, Sir. Und Sie sagen, beide sind erschossen worden? Befinden Sie sich ebenfalls in Gefahr?
WALTER ELLIOT: Keine Ahnung. Ich bin eben erst hergekommen. Ich war es jedenfalls nicht. Zeichnen Sie das alles auf?
ZENTRALE: Ja, Sir. Das Gespräch wird aufgezeichnet.
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