So wahr uns Gott helfe
Dinge gehört wie Murray. Und er hatte auch dieselben Dinge gesehen.
»Nur ein paar kurze Fragen, Euer Ehren«, sagte ich, als Richter Stanton sich erkundigte, ob ich den Zeugen ins Kreuzverhör nehmen wolle.
Während Golantz die Befragung seines Zeugen vom Pult vorgenommen hatte, blieb ich zum Kreuzverhör am Tisch der Verteidigung. Ein Trick, mit dem ich den Geschworenen, dem Zeugen und dem Ankläger suggerierte, ich würde nur der Form halber ein paar Fragen stellen. In Wirklichkeit wollte ich jedoch bereits das Fundament für meine Verteidigungsstrategie legen.
»Deputy Harber, Sie sind erst seit kurzem im Polizeidienst, ist das richtig?«
»Das ist richtig.«
»Haben Sie schon einmal vor Gericht ausgesagt?«
»Nicht in einem Mordfall.«
»Sie brauchen jedenfalls keine Angst zu haben. Entgegen allem, was Ihnen Mr. Golantz vielleicht erzählt hat – ich beiße nicht.«
Im Saal ertönte höfliches Gelächter. Harbers Gesicht rötete sich leicht. Er war ein großer, kräftiger Mann, der sein rotblondes Haar in einem militärischen Bürstenschnitt trug, wie man es beim Sheriff’s Department gern sah.
»Als Sie und Ihr Partner vor Elliots Haus eintrafen, haben Sie meinen Mandanten auf dem Wendeplatz davor stehen sehen. Ist das richtig?«
»Das ist richtig.«
»Gut. Was hat er dort getan?«
»Er stand einfach da. Man hatte ihn angewiesen, dort auf uns zu warten.«
»Gut. Und was wussten Sie über die Situation, als der Alpha-Wagen dort eintraf?«
»Nur, was uns die Zentrale durchgegeben hatte. Dass ein gewisser Walter Elliot aus dem Haus angerufen und gemeldet hatte, dass dort zwei Tote lagen. Und dass sie erschossen worden waren.«
»Hatten Sie vorher schon einmal so einen Einsatz?«
»Nein.«
»Waren Sie ängstlich, nervös, aufgeregt?«
»Ich würde sagen, das Adrenalin war zu spüren, aber wir waren eigentlich ganz ruhig.«
»Haben Sie Ihre Waffe gezogen, als Sie aus dem Auto gestiegen sind?«
»Ja, das habe ich.«
»Haben Sie Ihre Waffe auf Mr. Elliot gerichtet?«
»Nein, ich hielt sie an meiner Seite.«
»Hatte Ihr Partner seine Waffe gezogen?«
»Ich denke schon.«
»Richtete er sie auf Mr. Elliot?«
Harber zögerte. Ich fand es immer gut, wenn Zeugen der Anklage zögerten.
»Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich habe eigentlich nicht auf ihn geachtet. Ich habe mich auf den Angeklagten konzentriert.«
Ich nickte, als leuchtete mir das ein.
»Sie gingen auf Nummer sicher, richtig? Sie kannten diesen Mann nicht. Sie wussten nur, dass angeblich zwei Tote in seinem Haus lagen.«
»So ist es.«
»Dann wäre es also zutreffend zu sagen, dass Sie sich Mr. Elliot vorsichtig näherten?«
»Das ist korrekt.«
»Wann steckten Sie Ihre Waffe wieder weg?«
»Das war, nachdem wir das Anwesen durchsucht und gesichert hatten.«
»Meinen Sie damit, nachdem Sie nach drinnen gegangen waren, die zwei Toten gesehen und sich vergewissert hatten, dass sich sonst niemand im Haus befand?«
»Richtig.«
»Okay, und während Sie das taten, war Mr. Elliot da die ganze Zeit bei Ihnen?«
»Ja, wir brauchten ihn, denn er musste uns ja zeigen, wo sich die Toten befanden.«
»War er da schon verhaftet?«
»Nein, das war er nicht. Er hatte sich freiwillig dazu bereiterklärt.«
»Aber Sie haben ihm Handschellen angelegt, ja?«
Der Frage folgte Harbers zweites Zögern. Er geriet jetzt in unbekannte Gefilde und rekapitulierte wahrscheinlich die Antworten, die er mit Golantz oder seiner jungen Assistentin einstudiert hatte.
»Er hat sich damit einverstanden erklärt, dass wir ihm Handschellen anlegen. Wir haben ihm erklärt, dass wir ihn nicht verhaften, aber dass die Situation im Haus etwas brisant wäre und dass es sowohl für seine als auch für unsere Sicherheit das Beste wäre, wenn wir ihm Handschellen anlegen, bis wir das Anwesen gesichert hätten.«
»Und damit war er einverstanden?«
»Ja, damit war er einverstanden.«
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Elliot den Kopf schüttelte. Ich hoffte, die Geschworenen sähen es ebenfalls.
»Legten Sie ihm die Handschellen vor dem Körper oder auf dem Rücken an?«
»Auf dem Rücken. Das ist gängige Praxis. Wir dürfen einer Verdachtsperson vorne keine Handschellen anlegen.«
»Eine Verdachtsperson? Was heißt das?«
»Eine Verdachtsperson kann jede Person sein, die in ein Ermittlungsverfahren verwickelt ist.«
»Jemand, der verhaftet ist?«
»Unter anderem, ja. Aber Mr. Elliot war nicht verhaftet.«
»Ich weiß, Sie sind
Weitere Kostenlose Bücher