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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Walter? Was geht hier vor? Ich bin Ihr Anwalt. Sie können mir sagen, was Sie getan haben, und niemand wird etwas von mir erfahren.«
    Bevor er etwas erwidern konnte, brachte der Kellner eine Flasche europäisches Wasser und einen Teller mit Zitronenschnitzen an unseren Tisch. Genug für das ganze Restaurant. Elliot wartete, bis mir der Kellner eingeschenkt und sich außer Hörweite entfernt hatte.
    »Nichts geht hier vor. Außer, dass ich Sie engagiert habe, damit Sie mich vor Gericht verteidigen. Und meiner Meinung nach haben Sie Ihre Sache bisher glänzend gemacht. Ihre Prozessvorbereitungen lassen absolut nichts zu wünschen übrig. Und das alles in zwei Wochen. Erstaunlich!«
    »Blödsinn!«
    Ich sagte es zu laut. Elliot blickte sich um und starrte eine Frau an einem Tisch in der Nähe nieder, die meinen Ausbruch gehört hatte.
    »Sie müssen etwas leiser sprechen«, flüsterte er. »Die Geheimhaltungspflicht endet außerhalb dieser Nische.«
    Obwohl er lächelte, war mir klar, dass er mich damit an das erinnerte, was ich ihm bereits zugesichert hatte. Alles, was hier gesprochen wurde, bliebe unter uns. War es ein Zeichen seiner Bereitschaft, endlich zu reden? Ich spielte meine einzige Trumpfkarte aus.
    »Erzählen Sie mir von dem Bestechungsgeld, das Jerry Vincent gezahlt hat«, forderte ich. »Wen hat er bestochen?«
    Ich bemerkte einen kurzen Schock in Elliots Augen. Dem folgte ein wissender Blick, als sich die Rädchen in seinem Kopf zu drehen begannen. Dann glaubte ich, ein kurzes Aufblitzen von Bedauern zu bemerken. Ich wünschte, Julie Favreau hätte neben mir gesessen. Sie hätte ihn besser durchschaut als ich.
    »Das ist eine Information, die zu besitzen extrem gefährlich ist«, sagte er. »Woher haben Sie die?«
    Natürlich konnte ich meinem Mandanten schlecht erzählen, dass ich sie von einem Ermittler der Polizei hatte, mit dem ich inzwischen zusammenarbeitete.
    »Ich habe sie gewissermaßen gleichzeitig mit dem Fall erhalten, Walter. Ich besitze sämtliche Unterlagen Vincents, darunter auch seine Bankauszüge. Es war nicht schwer, darauf zu kommen, dass er von Ihrem Vorschuss hunderttausend Dollar an eine unbekannte Partei weitergeleitet hat. Ist ihm dieses Schmiergeld zum Verhängnis geworden?«
    Elliot hielt den zierlichen Stiel seines Martiniglases zwischen zwei Fingern, als er es hob und den Rest leerte. Dann nickte er über meine Schulter hinweg jemandem zu. Er wollte noch ein Glas. Anschließend wandte er sich wieder mir zu.
    »Man kann durchaus sagen, dass Jerry Vincents Tod die Folge einer Verquickung unglücklicher Ereignisse gewesen ist.«
    »Walter, keine bescheuerten Spielchen mehr. Ich muss das wissen. Nicht nur, um Sie zu verteidigen, sondern auch zu meiner Sicherheit.«
    Er stellte sein leeres Glas an den Rand des Tischs, und keine zwei Sekunden später war es abgeräumt. Er nickte, als gäbe er mir Recht, und dann begann er zu sprechen.
    »Vermutlich haben Sie den Grund für seinen Tod längst gefunden. Er stand in der Akte. Sie haben ihn mir gegenüber sogar erwähnt.«
    »Das verstehe ich nicht. Was soll ich erwähnt haben?«
    Elliot antwortete ungeduldig.
    »Er wollte den Prozess aufschieben. Sie haben den Antrag gefunden. Er ist ermordet worden, bevor er ihn einreichen konnte.«
    Ich versuchte, das Puzzle zusammenzusetzen, aber mir fehlten noch ein paar Teile.
    »Das kapier ich nicht, Walter. Er wollte den Prozessbeginn verschieben und soll deshalb ermordet worden sein? Warum?«
    Elliot beugte sich über den Tisch. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Na schön, Sie wollen es ja nicht anders. Dann sollen Sie es eben erfahren. Aber machen Sie mir keine Vorwürfe, wenn Sie sich hinterher wünschen, Sie wüssten lieber doch nichts davon. Ja, es ist zu einer Bestechung gekommen. Er hat jemanden geschmiert, und damit war die Sache geritzt. Es wurde ein Prozesstermin festgelegt, und wir machten uns bereit, vor Gericht zu gehen. Aber wir mussten diesen Termin unbedingt einhalten. Keine Verzögerungen, kein Aufschub. Doch dann hat er es sich anders überlegt und plötzlich doch einen Aufschub verlangt.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er gedacht, er könnte den Prozess auch so gewinnen.«
    Allem Anschein nach wusste Elliot nichts von den Anrufen des FBI und ihrem Interesse an Vincent. Andernfalls wäre jetzt der Moment gewesen, darauf zu sprechen zu kommen. Die Nachforschungen des FBI wären ein mehr als hinreichender Grund gewesen, einen Prozess zu verschieben,

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