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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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drinnen. Ich ließ Mr. Elliot noch einmal genau alle Schritte nachvollziehen, die er seinen Aussagen zufolge unternommen hatte, als er das Haus betreten und die Leichen entdeckt hatte.«
    Ich notierte mir, dass die Maßnahme mit den Überziehschuhen etwas spät erfolgt war, weil Elliot bereits die Deputies im Haus herumgeführt hatte. Damit würde ich Kinder beim Kreuzverhör konfrontieren.
    »War irgendetwas ungewöhnlich an den Schritten, die er seinen Aussagen zufolge unternommen hatte? Oder gab es irgendwelche Unstimmigkeiten in dem, was er Ihnen erzählte?«
    Ich erhob Einspruch gegen die Frage, mit der Begründung, sie sei zu vage. Der Richter gab mir statt. Ein, wenn auch unerheblicher, Punkt für die Verteidigung. Golantz formulierte seine Frage einfach neu und wurde spezifischer.
    »Wohin hat Mr. Elliot Sie im Haus geführt, Detective Kinder?«
    »Wir gingen gleich die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Er erklärte uns, das hätte er auch getan, als er ursprünglich das Haus betrat. Danach hätte er die Leichen gefunden und vom Telefon neben dem Bett aus die Polizei angerufen. Er sagte, in der Zentrale hätte man ihm gesagt, er solle nach draußen gehen und im Freien warten, und das hätte er getan. Ich fragte ihn ausdrücklich, ob er sonst irgendwo im Haus gewesen wäre, was er verneinte.«
    »Erschien Ihnen das ungewöhnlich oder unstimmig?«
    »Also, zuerst fand ich es eigenartig, dass er tatsächlich gleich als Erstes ins Schlafzimmer gegangen war, ohne sich vorher im Erdgeschoss umzusehen. Irgendwie leuchtete mir auch nicht recht ein, was er uns erzählte, als wir das Haus wieder verließen. Er deutete auf das Auto seiner Frau auf dem Wendeplatz vor dem Haus und bemerkte, deswegen hätte er gewusst, dass jemand bei ihr im Haus war. Ich fragte ihn, was er damit meinte, und er erwiderte, sie hätte vor dem Haus geparkt, damit Johann Rilz, das andere Opfer, den einzigen noch freien Garagenplatz benutzen konnte. Sie hätten in der Garage alle möglichen Möbel und sonstigen Kram gelagert, so dass dort nur ein Stellplatz frei war. Er sagte, der Deutsche hätte dort seinen Porsche versteckt, und seine Frau hätte das Auto draußen abgestellt.«
    »Und welche Bedeutung haben Sie dem beigemessen?«
    »Na ja, für mich war es ein Zeichen, dass er uns täuschen wollte. Er hatte uns gesagt, er wäre nur im Schlafzimmer im Obergeschoss gewesen, nirgendwo sonst im Haus. Aber mir war eigentlich klar, dass er in die Garage geschaut und den Porsche des zweiten Opfers gesehen haben musste.«
    Golantz am Pult nickte nachdrücklich, um zu unterstreichen, dass Elliot die Polizei zu belügen versucht hatte. Ich wusste, dass ich diesen Punkt beim Kreuzverhör abschmettern konnte, aber Gelegenheit dazu bekäme ich erst am nächsten Tag, wenn er fast vierundzwanzig Stunden lang in den Köpfen der Geschworenen herumgespukt hatte.
    »Und was geschah dann?«, fragte Golantz.
    »Na ja, im Haus gab es noch jede Menge für uns zu tun. Deshalb ließ ich zwei Angehörige meines Teams Mr. Elliot auf die Station in Malibu bringen, damit er dort unter bequemeren Umständen warten konnte.«
    »War er zu diesem Zeitpunkt verhaftet?«
    »Nein, auch diesmal erklärte ich ihm, dass wir ihn, wenn er nach wie vor bereit wäre, mit uns zu kooperieren, in ein Vernehmungszimmer auf der Polizeistation bringen würden. Ich erklärte ihm, ich würde so schnell wie möglich nachkommen. Auch diesmal zeigte er sich einverstanden.«
    »Wer hat ihn dorthin gebracht?«
    »Die Ermittler Joshua und Toles brachten ihn in ihrem Auto hin.«
    »Warum haben sie ihn nicht selbst vernommen, sobald sie in Malibu eingetroffen waren?«
    »Weil ich mehr über ihn und den Tatort wissen wollte, bevor wir mit ihm redeten. Manchmal erhält man nur eine einzige Chance, auch mit einem kooperationsbereiten Zeugen.«
    »Sie haben gerade das Wort Zeuge verwendet. War Mr. Elliot zu diesem Zeitpunkt nicht schon ein Verdächtiger?«
    Es war ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Wahrheit. Es spielte keine Rolle, wie Kinder antwortete – jeder im Saal wusste, dass sie Elliot im Visier gehabt hatten.
    »Na ja, bis zu einem gewissen Grad ist jeder im Umfeld eines Verbrechens ein Verdächtiger«, antwortete Kinder. »Wenn man in eine Situation wie diese gerät, nimmt man jeden unter die Lupe. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch kaum etwas über die Opfer oder über Mr. Elliot. Mir war nicht ganz klar, womit wir es zu tun hatten. Deshalb betrachtete ich ihn zu diesem Zeitpunkt eher als

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