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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bei dem Bestechung im Spiel war.
    »Dann ist er also ermordet worden, weil er den Prozesstermin verschieben wollte?«
    »Vermutlich.«
    »Haben Sie ihn getötet, Walter?«
    »Ich bringe keine Menschen um.«
    »Dann haben Sie ihn umbringen lassen.«
    Elliot schüttelte überdrüssig den Kopf.
    »Ich lasse auch niemanden umbringen.«
    Ein Kellner kam mit einer Platte und einem Beistelltisch an unseren Platz, und wir lehnten uns beide zurück, um ihn hantieren zu lassen. Er entgrätete unseren Fisch, verteilte ihn auf zwei Teller und platzierte diese zusammen mit zwei kleinen Saucieren mit zerlassener Butter vor uns auf dem Tisch. Dann stellte er Elliots frischen Martini und zwei Weingläser dazu. Er entkorkte die Flasche, die Elliot bestellt hatte, und erkundigte sich, ob er den Wein schon probieren wolle. Elliot schüttelte den Kopf und schickte den Kellner weg.
    »Okay«, nahm ich den Faden wieder auf, als wir allein waren. »Zurück zum Schmiergeld. Wer ist damit bestochen worden?«
    Elliot stürzte die Hälfte seines Martini hinunter.
    »Liegt das nicht auf der Hand?«
    »Für mich nicht. Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
    »Ein Prozess, der nicht verschoben werden darf. Warum?«
    Meine Augen blieben auf ihn gerichtet, aber ich sah ihn nicht mehr an. Ich ging in mich, um die Lösung des Rätsels zu suchen. Ich hakte sämtliche Möglichkeiten ab. Richter, Staatsanwalt, Polizisten, Zeugen, Geschworene – bis mir klarwurde, dass es nur einen denkbaren Zusammenhang zwischen einer Bestechung und einem unverschiebbaren Prozessbeginn gab. Nur ein einziges Element änderte sich, wenn der Prozesstermin verschoben und neu angesetzt wurde. Richter, Staatsanwalt und Zeugen blieben dieselben, egal, wann der Prozess begann. Dagegen änderten sich die Geschworenenkontingente im Wochentakt.
    »Unter den Geschworenen ist ein Schläfer«, schlussfolgerte ich. »Sie haben einen von ihnen gekauft.«
    Elliot reagierte nicht. Er ließ mich den Gedanken weiterspinnen, und das tat ich. Vor meinem inneren Auge passierten die Gesichter auf der Geschworenenbank Revue. Zwei Sechserreihen. Beim Geschworenen Nummer sieben hielt ich an.
    »Nummer sieben. Sie wollten ihn unbedingt auf der Bank haben. Er ist der Schläfer. Wer ist der Kerl?«
    Elliot nickte kaum merklich und schenkt mir wieder dieses halbe Lächeln. Er nahm seinen ersten Bissen Fisch, bevor er meine Frage beantwortete, und er tat es so ruhig, als unterhielten wir uns über die Chancen der Lakers bei den Playoffs und nicht über die Manipulation eines Mordprozesses.
    »Ich habe keine Ahnung, wer er ist, und will es eigentlich auch gar nicht wissen. Aber er ist auf unserer Seite. Das allein zählt. Und er ist kein Schläfer. Er ist ein Überzeuger. Wenn sich die Geschworenen zur Beratung zurückziehen, wird er das Blatt zugunsten der Verteidigung wenden. Bei der Strategie, die Vincent entwickelt hat und die Sie in die Tat umsetzen werden, ist dafür wahrscheinlich nur ein kleiner Schubs nötig. Ich setze darauf, dass wir unseren Freispruch kriegen. Aber zumindest wird er auf einem Freispruch beharren, so dass die Geschworenen keinen Schuldspruch fällen können. Und dann geht alles noch einmal von vorne los, und es kommt zu einem neuen Prozess. Sie werden mich nie schuldig sprechen, Mickey. Nie.«
    Ich schob meinen Teller beiseite. Mir war der Appetit vergangen.
    »Keine Rätsel mehr, Walter. Erzählen Sie mir, wie die ganze Sache eingefädelt worden ist. Und zwar von Anfang an.«
    »Von Anfang an?«
    »Von Anfang an.«
    Elliot schmunzelte bei dem Gedanken und schenkte sich ein Glas Wein ein, ohne vorher gekostet zu haben. Ein Kellner schoss heran, um es ihm abzunehmen, aber Elliot winkte ihn mit der Flasche fort.
    »Das ist eine lange Geschichte, Mickey. Möchten Sie ein Glas Wein dazu?«
    Er hielt den Flaschenhals über mein leeres Glas. Obwohl ich schwer in Versuchung war, schüttelte ich den Kopf.
    »Nein, danke, Walter. Ich trinke nicht.«
    »Ich weiß nicht, ob ich jemandem trauen soll, der nicht ab und zu einen Schluck trinkt.«
    »Ich bin Ihr Anwalt. Sie können mir vertrauen.«
    »Dem letzten habe ich auch vertraut, und jetzt schauen Sie, was aus ihm geworden ist.«
    »Drohen Sie mir nicht, Walter. Erzählen Sie mir einfach nur die Geschichte.«
    Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Weinglas und stellte es dann zu fest auf den Tisch. Er blickte sich im Lokal um, um sich zu vergewissern, ob es jemandem aufgefallen war, und ich hatte den Eindruck, dass alles nur

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