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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Verfügungsgewalt über ihr Geld habe. Wenn sie mich also aus dem Weg räumen, verlieren sie alles. Archway, die Immobilien, alles. Deshalb warten sie erst mal ab, wie der Prozess läuft. Werde ich freigesprochen, geht alles wieder seinen gewohnten Gang, und die Sache ist vom Tisch. Werde ich dagegen verurteilt, stelle ich eine zu große Belastung für sie dar und würde keine zwei Nächte im Gefängnis überleben. Sie kommen auch dort an mich ran.«
    Es ist immer gut zu wissen, was auf dem Spiel steht, aber auf diesen Hinweis hätte ich gern verzichten können.
    »Wir haben es hier mit höherer Gewalt zu tun«, fuhr Elliot fort. »Dinge wie die anwaltliche Schweigepflicht? Das ist in diesem Zusammenhang alles nur Pipifax, Mick. Die Dinge, die ich Ihnen heute Abend erzählt habe, dürfen diesen Tisch nicht verlassen. Sie dürfen sie weder im Gerichtssaal noch sonst irgendwo erwähnen. Was ich Ihnen gerade erzählt habe, kann Sie im Handumdrehen den Kopf kosten. Genau wie Jerry. Behalten Sie das immer im Auge.«
    Elliot hatte ganz sachlich gesprochen und schloss seine Ausführungen, indem er ruhig sein Glas Wein austrank. Doch die Drohung schwang in jedem seiner Worte mit. Ich würde sie schwerlich vergessen.
    Elliot winkte einem Kellner und verlangte nach der Rechnung.
ZWEIUNDVIERZIG
    I ch war froh, dass Elliot seine Martinis und den Chardonnay schon vor dem Essen getrunken hatte. Hätte der Alkohol seine Zunge nicht gelöst, hätte ich das alles womöglich nie von ihm erfahren. Andererseits legte ich keinen Wert darauf, dass er mitten in einem Mordprozess von der Polizei angehalten und wegen Alkohol am Steuer angeklagt wurde. Deshalb bestand ich darauf, dass er sich auf keinen Fall selbst hinters Steuer setzte. Im Gegenzug beharrte Elliot darauf, seinen vierhunderttausend Dollar teuren Maybach um keinen Preis über Nacht in einem Parkhaus in Downtown stehenzulassen. Deshalb wies ich Patrick an, uns zu Elliots Auto zu bringen, und chauffierte ihn anschließend selbst nach Hause, während uns Patrick im Lincoln folgte.
    »Dieser Wagen hat vierhunderttausend Dollar gekostet?«, fragte ich Elliot. »Da habe ich ja richtig Bedenken, mich ans Steuer zu setzen.«
    »Nicht ganz so viel.«
    »Na schön, aber trotzdem. Haben Sie kein anderes Auto? Als ich Ihnen gesagt habe, Sie sollten sich nicht mit der Limousine chauffieren lassen, war damit eigentlich nicht gemeint, dass Sie stattdessen mit so einer Luxuskarosse zum Mordprozess anrücken. Überlegen Sie doch mal, was das für einen Eindruck macht, Walter. Mit Sicherheit keinen guten. Wissen Sie noch, was Sie mir bei unserer ersten Begegnung gesagt haben? Dass man auch außerhalb des Gerichtssaals gewinnen muss? So ein Auto ist dabei jedenfalls keine große Hilfe.«
    »Sonst habe ich nur noch einen Carrera GT.«
    »Na, großartig. Was ist der wert?«
    »Mehr als dieser hier.«
    »Wissen Sie was, ich leihe Ihnen einen meiner Lincolns. Ich habe sogar einen, auf dessen Nummernschild NOT GUILTY steht. Den können Sie gern haben.«
    »Nicht nötig. Ich kann mir einen dezenten, unauffälligen Mercedes leihen. Ist das okay?«
    »Perfekt. Und, Walter, trotz allem, was Sie mir heute Abend erzählt haben, werde ich mein Bestes für Sie tun. Ich denke, unsere Chancen stehen ziemlich gut.«
    »Dann glauben Sie also, dass ich unschuldig bin?«
    Ich zögerte.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Frau und Rilz nicht erschossen haben. Ob Sie deswegen unschuldig sind, ist eine andere Frage. Lassen Sie es mich mal so ausdrücken – ich glaube, dass Sie im Sinne der Anklage unschuldig sind. Und das genügt mir.«
    Er nickte.
    »Vermutlich kann ich nicht mehr verlangen. Danke, Mickey.«
    Danach redeten wir nicht mehr viel, denn ich konzentrierte mich vor allem darauf, den Maybach nicht zu Schrott zu fahren, der mehr wert war als die Häuser der meisten Leute, die ich kannte.
    Elliot wohnte in Beverly Hills, in einem umzäunten und bewachten Anwesen südlich vom Sunset Boulevard. Er drückte auf einen Knopf an der Decke des Wagens, worauf sich das stählerne Eingangstor öffnete. Patrick folgte uns mit dem Lincoln, als wir auf das Grundstück rollten. Wir stiegen aus, und ich gab Elliot den Wagenschlüssel. Er fragte, ob ich noch auf einen Drink reinkommen wollte, und ich erinnerte ihn daran, dass ich nichts trank. Er reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie und fühlte mich etwas komisch dabei, fast so, als besiegelten wir damit eine Abmachung bezüglich dessen, was er mir kurz zuvor

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