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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Richterin mir ausgehändigt hatte. Ich wollte mich vergewissern, dass ich nicht alles nur geträumt hatte.
    Ich hatte nicht geträumt. Das Dokument in meinen Händen ernannte mich, zumindest vorübergehend, zum stellvertretenden Rechtsbeistand aller Mandanten Jerry Vincents. Es verschaffte mir direkten Zugang zu den Kanzleiräumen des ermordeten Anwalts sowie zu den Akten und Bankkonten, auf die Vorauszahlungen der Mandanten eingegangen waren.
    Ich zückte mein Handy, rief Lorna Taylor an und bat sie, mir die Adresse von Jerry Vincents Kanzlei durchzugeben. Dann erklärte ich ihr, sie solle unverzüglich dorthin kommen und unterwegs zwei Sandwiches besorgen.
    »Warum?«, wollte sie wissen.
    »Weil ich noch kein Mittagessen hatte.«
    »Nein – warum fahren wir in Jerry Vincents Kanzlei?«
    »Weil wir wieder im Geschäft sind.«
SECHS
    W ährend ich in meinem Lincoln zu Jerry Vincents Kanzlei unterwegs war, fiel mir etwas ein, und ich rief erneut Lorna Taylor an. Als sie nicht ans Telefon ging, probierte ich es auf ihrem Handy und erreichte sie in ihrem Auto.
    »Ich werde einen Ermittler brauchen. Wie wäre es für dich, wenn ich Cisco einschalte?«
    Sie antwortete erst nach einigem Zögern. Cisco war der Spitzname von Dennis Wojciechowski, seit letztem Jahr ihre bessere Hälfte. Ich hatte die beiden miteinander bekanntgemacht, als ich Cisco für einen Fall engagiert hatte. Meinem aktuellen Wissensstand zufolge wohnten sie inzwischen sogar zusammen.
    »Ich habe kein Problem, mit Cisco zusammenzuarbeiten. Aber könntest du mir endlich mal verraten, worum es eigentlich geht?«
    Lorna kannte Jerry Vincent nur als Stimme am Telefon. Sie hatte seine Anrufe entgegengenommen, wenn er wissen wollte, ob ich ihn bei einer Urteilsverkündung vertreten oder einem seiner Mandanten bei einer Anklageerhebung das Händchen halten konnte. Aber ich konnte mich nicht erinnern, ob sie sich jemals persönlich begegnet waren. Eigentlich hatte ich ihr nicht am Telefon von seinem Tod erzählen wollen. Doch jetzt entwickelten sich die Dinge einfach zu rasch.
    »Jerry Vincent ist tot.«
    »Was?«
    »Er ist gestern Nacht ermordet worden, und sie übertragen mir erst mal seine Fälle. Einschließlich Walter Elliot.«
    Sie schwieg lange, bevor sie antwortete.
    »Mein Gott. Wie ist das passiert? Er war so ein netter Mann.«
    »Ich wusste nicht mehr genau, ob du ihn jemals persönlich kennengelernt hast.«
    Lorna operierte von ihrer Eigentumswohnung in West Hollywood aus. Alle meine Anrufe und Buchungen liefen über sie. Wenn es so etwas wie ein real existierendes Büro der Anwaltskanzlei Michael Haller und Partner gab, dann war es ihr Apartment. Partner gab es allerdings keine, und in den meisten Fällen diente mir der Rücksitz meines Autos als Büro. Infolgedessen ergaben sich für Lorna wenig Gelegenheiten, meine Mandanten oder Berufskollegen persönlich kennenzulernen.
    »Natürlich! Er war doch bei unserer Hochzeit, weißt du nicht mehr?«
    »Ach ja, stimmt. Habe ich ganz vergessen.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben. Wie ist das passiert?«
    »Es ist noch nichts Näheres bekannt. Holder meinte, er wäre im Parkhaus seiner Kanzlei erschossen worden. Vielleicht erfahren wir Näheres, wenn wir da sind.«
    »Hatte er Familie?«
    »Ich glaube, er war geschieden. Keine Ahnung, ob er Kinder hatte. Ich denke, eher nicht.«
    Lorna schwieg. Wir hingen beide unseren Gedanken nach.
    »Dann lass uns mal auflegen, damit ich Cisco anrufen kann«, sagte ich schließlich. »Weißt du, was er heute vorhat?«
    »Nein, hat er mir nicht verraten.«
    »Okay, dann probiere ich mal mein Glück.«
    »Was willst du für ein Sandwich?«
    »Welchen Weg nimmst du?«
    »Über den Sunset.«
    »Dann besorg mir doch ein Putensandwich mit Cranberrysoße bei Dusty’s. Es ist fast ein Jahr her, dass ich eines davon hatte.«
    »Alles klar.«
    »Und bring Cisco auch was mit, falls er Hunger hat.«
    »Okay.«
    Ich beendete das Gespräch und suchte in dem Adressbuch, das ich im Fach in der Mittelkonsole aufbewahre, Dennis Wojciechowskis Nummer. Ich fand seine Handynummer. Als er sich meldete, waren im Hintergrund Fahrtwind und Auspuffdröhnen zu hören. Er war auf seinem Motorrad unterwegs, und obwohl ich wusste, dass sein Helm mit Kopfhörern und Mikro ausgestattet war, begann ich, ins Telefon zu schreien.
    »Hier ist Mickey Haller. Fahr mal kurz rechts ran.«
    Ich wartete, während er den Motor seiner 63er Panhead abstellte.
    »Was gibt’s, Mick?«, fragte er, als endlich

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