So wahr uns Gott helfe
kaufen. Ich musste telefonieren und wollte nicht, dass Patrick mithörte.
Im Gang zwischen den Krimi-Regalen war es sehr voll. Deshalb ging ich weiter nach hinten und fand eine leere Nische, wo auf Borden und Tischen dicke Bildbände gestapelt waren. Ich holte mein Handy heraus und rief meinen Ermittler an.
»Cisco, ich bin’s. Wo bist du gerade?«
»Zu Hause. Was gibt’s?«
»Ist Lorna da?«
»Nein, sie ist mit ihrer Schwester ins Kino. Sie müsste bis spätestens …«
»Nein, nein, schon gut. Ich wollte sowieso mit dir reden. Ich möchte, dass du etwas tust, was dir möglicherweise gegen den Strich geht. Wenn du dich also weigerst, kann ich das verstehen. Aber wie immer du dich entscheidest, du darfst mit niemandem darüber reden. Nicht mal mit Lorna.«
Er zögerte kurz, bevor er antwortete.
»Wen soll ich umlegen?«
Wir mussten beide lachen, und das baute die Spannung etwas ab, die sich bei mir im Lauf des Abends angestaut hatte.
»Darüber können wir uns später unterhalten, aber diese Sache ist unter Umständen fast genauso heikel. Du sollst jemanden beschatten und so viel wie möglich über ihn herausfinden. Der Haken an der Sache ist nur, dass wir wahrscheinlich beide unsere Lizenz verlieren, wenn du dich dabei erwischen lässt.«
»Wer ist es?«
»Geschworener Nummer sieben.«
DREIUNDVIERZIG
K aum war ich in den Lincoln gestiegen, bereute ich mein Vorhaben bereits wieder. Ich balancierte auf einem äußerst schmalen Grat und konnte mir dabei eine Menge Ärger einhandeln. Einerseits ist ein Anwalt durchaus berechtigt, Nachforschungen anzustellen, bevor er einen Fall von Geschworenenmanipulation zur Anzeige bringt. Umgekehrt konnten ihm diese Nachforschungen aber auch selbst als solche angekreidet werden. Richter Stanton hatte die Anonymität der Geschworenen bewusst zu wahren gesucht. Und ich hatte meinen Ermittler gerade damit beauftragt, diese Maßnahmen zu unterlaufen. Wenn wir aufflogen, wäre Stanton zu Recht stinksauer und beließe es sicher nicht bei einem finsteren Blick. Das hier war alles andere als ein Kavaliersdelikt. Stanton würde bei der Anwaltskammer, bei der Vorsitzenden Richterin und bis hinauf zum Supreme Court Beschwerde gegen mich einreichen. Er würde dafür sorgen, dass der Elliot-Prozess mein letzter wäre.
Patrick kurvte den Fareholm Drive hinauf und parkte den Lincoln in der Garage unterhalb des Hauses. Wir stiegen aus und gingen die Treppe zur Terrasse hinauf. Es war fast zweiundzwanzig Uhr, und nach meinem langen Arbeitstag fühlte ich mich ziemlich erledigt. Aber dann durchzuckte mich ein kräftiger Adrenalinstoß, als ich in einem der Liegestühle einen Mann entdeckte, dessen dunkles Profil sich gegen die Lichter der Stadt abzeichnete. Ich streckte den Arm aus, um Patrick am Weitergehen zu hindern, etwa so, wie ein Vater ein Kind davon abhält, blindlings auf die Straße zu rennen.
»Hallo, Herr Anwalt.«
Bosch. Ich erkannte die Stimme und die gewohnte Begrüßung. Ich entspannte mich wieder und ließ Patrick weitergehen. Wir betraten die Terrasse, und ich schloss die Haustür auf, um Patrick ins Haus zu lassen. Dann schloss ich die Tür wieder und wandte mich an Bosch.
»Herrliche Aussicht«, bemerkte er. »Und zu so einem Haus kommt man, wenn man irgendwelchen Abschaum verteidigt?«
Ich war zu müde, um mich auf diese Spielchen einzulassen.
»Was wollen Sie hier, Detective?«
»Ich hab mir schon gedacht, dass Sie von der Buchhandlung direkt nach Hause fahren«, sagte er. »Deshalb bin ich einfach weitergefahren und habe hier gewartet.«
»Na schön, ich habe heute Abend nichts mehr vor. Sie können also Ihr Team, falls es tatsächlich existiert, schon mal nach Hause schicken.«
»Wie kommen Sie darauf, es könnte kein Team zu Ihrem Schutz geben?«
»Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich nie jemanden gesehen habe. Ich will mal hoffen, Sie haben mir nichts vorgemacht, Bosch. Für mich steht nämlich einiges auf dem Spiel.«
»Nach der Verhandlung heute waren Sie mit Ihrem Mandanten im Water Grill essen. Sie haben beide das Seezungenfilet bestellt, und ab und zu sind Sie beide etwas laut geworden. Ihr Mandant hat dem Alkohol kräftig zugesprochen, was zur Folge hatte, dass Sie ihn in seinem Auto nach Hause gefahren haben. Als sie von dort zu sich gefahren sind, haben Sie vor dem Book Soup angehalten und von dort ein Telefongespräch geführt, das Ihr Fahrer offensichtlich nicht mithören sollte.«
Ich war beeindruckt.
»Okay, nichts für ungut. Ich habe
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