So wahr uns Gott helfe
zugegeben, dass er diese Entdeckung am Sonntag gemacht hat, auf den auch der Ausdruck datiert ist.«
Ich starrte Golantz ausdruckslos an, während ich antwortete.
»Hätte ich gewusst, dass Sie fließend Französisch sprechen, hätte ich Ihnen den Artikel natürlich gegeben, Jeff. Und vielleicht hätten Sie mir bei der Übersetzung behilflich sein können. Aber weil ich nicht fließend Französisch spreche, wusste ich nicht, was in dem Artikel stand, und musste ihn übersetzen lassen. Diese Übersetzung erhielt ich ungefähr zehn Minuten, bevor ich mit dem Kreuzverhör begann.«
»Also gut«, sagte der Richter und beendete unseren Versuch, uns gegenseitig niederzustarren. »Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um die Kopie einer Zeitungsmeldung. Was gedenken Sie zur Verifizierung der darin enthaltenen Informationen zu unternehmen, Mr. Haller?«
»Nun, sobald wir in die Pause gehen, werde ich meinen Ermittler darauf ansetzen. Er soll versuchen, mit jemandem von der französischen Polizei Kontakt aufzunehmen. Wir werden tun, was das Sheriff’s Department schon vor sechs Monaten hätte tun sollen.«
»Wir werden die Meldung selbstverständlich ebenfalls verifizieren«, fügte Golantz hinzu.
»Rilz’ Vater sowie zwei seiner Brüder sitzen unter den Zuschauern. Vielleicht fangen Sie mit Ihrer Befragung bei ihnen an.«
Wie ein Vater, der einen Streit unter Brüdern schlichtet, hob der Richter beschwichtigend die Hand.
»Also schön«, sagte er. »Dann werde ich diesen Punkt vom Kreuzverhör ausnehmen, Mr. Haller. Aber ich werde Ihnen gestatten, ihn vorzubringen, wenn die Verteidigung den Fall aus ihrer Sicht darstellt. Sie können dann den Zeugen noch einmal aufrufen. Und falls Sie bis dahin die Zeitungsmeldung und die Identität verifizieren können, werde ich Ihnen den nötigen Spielraum lassen, um der Sache nachzugehen.«
»Euer Ehren, damit benachteiligen Sie aber die Verteidigung«, protestierte ich.
»Inwiefern?«
»Weil die Anklage jetzt, nachdem sie von dieser Information weiß, Schritte unternehmen kann, um eine Verifizierung durch mich zu verhindern.«
»Das ist doch absurd«, sagte Golantz.
Doch der Richter nickte.
»Ich kann Ihre Bedenken verstehen und mache Mr. Golantz hiermit darauf aufmerksam, dass ich äußerst aufgebracht wäre, sollte ich irgendwelche Anzeichen dafür entdecken. Damit wäre dieser Punkt wohl geklärt, meine Herren.«
Der Richter kehrte an seinen Platz zurück und die Anwälte ebenfalls. Auf dem Weg zum Tisch der Verteidigung blickte ich auf die Uhr an der Rückwand des Gerichtssaals. Es war zehn Minuten vor fünf. Ich war zuversichtlich, noch ein paar Minuten Zeit schinden zu können, bis der Richter die Verhandlung vertagte. Dann hätte sich diese »French Connection« bereits in den Köpfen der Geschworenen festgesetzt, wenn sie nach Hause fuhren.
Ich stellte mich ans Pult und bat den Richter um etwas Zeit. Anschließend tat ich so, als sähe ich in meinem Notizblock nach, ob ich noch Fragen an Detective Kinder hatte.
»Mr. Haller, wie steht’s?«, drängte der Richter schließlich.
»Gut, Euer Ehren. Und ich freue mich schon darauf, mich eingehender mit Mr. Rilz’ Aktivitäten in Frankreich zu beschäftigen, wenn die Verteidigung Gelegenheit erhält, den Fall aus ihrer Sicht darzustellen. Bis dahin habe ich keine weiteren Fragen an Detective Kinder.«
Ich kehrte an meinen Tisch zurück, setzte mich, und der Richter verkündete die Fortsetzung der Verhandlung am nächsten Tag.
Ich beobachtete die Geschworenen beim Verlassen des Saals und entdeckte bei keinem von ihnen irgendwelche eindeutigen Signale. Dann spähte ich an Golantz vorbei in den Zuschauerbereich. Alle drei Rilze’ starrten mich mit harten, toten Augen an.
SECHSUNDVIERZIG
U m zehn Uhr abends rief mich Cisco zu Hause an. Er sagte, er sei ganz in der Nähe in Hollywood und könne in wenigen Minuten vorbeikommen. Er hätte bereits einiges über Geschworenen Nummer sieben in Erfahrung gebracht.
Nachdem ich aufgelegt hatte, erklärte ich Patrick, ich würde mich auf die Terrasse setzen, um mich dort ungestört mit Cisco unterhalten zu können. Weil es draußen spürbar abgekühlt hatte, zog ich mir einen Pullover über. Dann schnappte ich mir die Akte, die ich heute im Gericht benutzt hatte, und trat nach draußen, um auf meinen Ermittler zu warten.
Die Lichter des Sunset Strips glühten wie ein Hochofenfeuer. Ich hatte das Haus in einem geschäftlich erfolgreichen Jahr wegen der Terrasse
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