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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mich brachte das Mr. Elliot mit einer Schusswaffe in Verbindung.«
    »Welche Schusswaffe war das?«
    »Wir haben sie nicht.«
    »Aha, und trotzdem sitzen Sie hier und berufen sich mit wissenschaftlicher Gewissheit darauf, dass Mr. Elliot an dem Tag, an dem seine Frau und Johann Rilz ermordet wurden, eine Schusswaffe abgefeuert hat?«
    »Na ja, nicht mit wissenschaftlicher Gewissheit, aber der Test …«
    »Danke, Detective Kinder. Ich glaube, das beantwortet die Frage. Lassen Sie uns zum nächsten Punkt kommen.«
    Ich blätterte die oberste Seite meines Notizblocks um und überflog die nächste Gruppe von Fragen, die ich mir am Abend zuvor notiert hatte.
    »Detective Kinder, haben Sie im Lauf Ihrer Ermittlungen in Erfahrung gebracht, wann sich Johann Rilz und Mitzi Elliot kennengelernt haben?«
    »Ich fand heraus, dass sie ihn im Herbst zweitausendfünf als Innenarchitekten engagiert hatte.«
    »Und wann wurden die beiden ein Liebespaar?«
    »Das festzustellen war uns nicht möglich. Ich weiß jedoch, dass in Mr. Rilz’ Terminkalender regelmäßige Treffen mit Mrs. Elliot in einem ihrer Häuser vermerkt waren. Deren Häufigkeit nahm etwa sechs Monate vor ihrem Tod zu.«
    »Hat er jedes dieser Treffen abgerechnet?«
    »Mr. Rilz’ Buchführung war sehr lückenhaft. Es ist schwer festzustellen, ob er bestimmte Termine abgerechnet hat. Aber grundsätzlich nahmen die Zahlungen von Mrs. Elliot an Mr. Rilz mit der Häufigkeit ihrer Treffen zu.«
    Ich nickte, als passte diese Antwort in ein größeres Bild, das ich sah.
    »Okay, und Ihren Aussagen zufolge stellten Sie ebenfalls fest, dass sich die Morde nur zweiunddreißig Tage nach dem Inkrafttreten des Ehevertrags zwischen Walter und Mitzi Elliot ereigneten, der Mrs. Elliot im Fall einer Scheidung die Hälfte des gesamten Vermögens zusprach.«
    »Das ist richtig.«
    »Und das ist Ihrer Auffassung nach das Motiv für diese Morde.«
    »Zum Teil, ja. Ich nenne es einen erschwerenden Faktor.«
    »Sehen Sie in Ihrer Theorie für die Gründe der Straftat irgendwelche Unstimmigkeiten, Detective Kinder?«
    »Nein, ich sehe keine.«
    »War für Sie aufgrund der Finanzunterlagen und der Häufigkeit der Treffen nicht offensichtlich, dass Mr. Rilz und Mrs. Elliot ein Liebesverhältnis oder zumindest eine sexuelle Beziehung hatten?«
    »Dass es offensichtlich war, würde ich nicht sagen.«
    »Nicht?«
    Ich tat überrascht. Ich hatte ihn in eine kleine Ecke gedrängt. Wenn er erwiderte, die Affäre sei offensichtlich gewesen, gab er mir die Antwort, von der er wusste, dass ich sie haben wollte. Wenn er erklärte, es sei nicht offensichtlich gewesen, stand er wie ein Trottel da, weil es jeder sonst im Saal für offensichtlich hielt.
    »Rückblickend erscheint es vielleicht offensichtlich, aber ursprünglich ging es nicht zwingend daraus hervor.«
    »Wie hat es Walter Elliot dann herausbekommen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Deutet denn die Tatsache, dass Sie keine Mordwaffe finden konnten, nicht darauf hin, dass Walter Elliot die Morde geplant hatte?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Dann ist es also ziemlich einfach, eine Waffe vor dem ganzen Sheriff’s Department zu verstecken?«
    »Nein, aber wie bereits gesagt, könnte sie einfach von der Terrasse ins Wasser geworfen und von der Strömung ins Meer hinausgespült worden sein. Dafür waren keine großen Vorbereitungen nötig.«
    Kinder wusste, was ich wollte und worauf ich abzielte. Weil ich ihn nicht dorthin bringen konnte, versuchte ich es mit einem kräftigen Schubs.
    »Detective, ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass es, wenn Walter Elliot von der Affäre seiner Frau gewusst hätte, wesentlich vernünftiger gewesen wäre, sich einfach von ihr scheiden zu lassen, bevor der Ehevertrag in Kraft trat?«
    »Es gab keinerlei Hinweise auf den Zeitpunkt, zu dem er von der Affäre erfuhr. Außerdem berücksichtigt Ihre Frage Dinge wie Gefühle und Wut nicht. Es ist durchaus möglich, dass das Geld als motivierender Faktor keinerlei Rolle gespielt hat. Es könnten auch nur die Untreue seiner Frau und seine Wut darüber gewesen sein.«
    Ich hatte nicht bekommen, was ich wollte. Ich ärgerte mich über mich selbst und führte es darauf zurück, dass ich eingerostet war. Ich hatte mich gut auf das Kreuzverhör vorbereitet, aber es war das erste Mal seit einem Jahr, dass ich einem erfahrenen und vorsichtigen Zeugen gegenüberstand. Ich beschloss, mich kurz zurückzuziehen und Kinder dann einen Schlag zu verpassen, den er nicht kommen

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