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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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das für die Geschworenen auf, Mr. Haller. Was haben Sie?«
    Ich schlug den Ordner auf und legte dem Richter einen Computerausdruck vor, so dass er für Golantz auf dem Kopf stand.
    »Ich habe hier eine Zeitungsmeldung, die vor viereinhalb Jahren im Le Parisien erschienen ist. Daraus geht hervor, dass Johann Rilz bei einem großen Drogenprozess als Zeuge der Anklage auftrat. Er hatte im Auftrag der Polizei Drogenkäufe getätigt, um an Insiderinformationen über einen Drogenring zu gelangen. Er war ein V-Mann, Euer Ehren, und diese Herren dort drüben haben sich nie für ihn interessiert. Sie hatten von Anfang an den Tunnel …«
    »Mr. Haller, ich kann nur wiederholen, sparen Sie sich das für die Geschworenen auf. Dieser Ausdruck ist auf Französisch. Haben Sie auch eine Übersetzung?«
    »Entschuldigung, Euer Ehren.«
    Ich nahm das zweite der drei Blätter aus dem Ordner und legte es auf das erste. Golantz verdrehte grotesk den Kopf bei dem Versuch, es zu lesen.
    »Woher wissen wir, dass es sich hier um denselben Johann Rilz handelt?«, fragte Golantz. »Das ist ein geläufiger Name.«
    »In Deutschland vielleicht, aber nicht in Frankreich.«
    »Woher wissen wir dann, dass er es tatsächlich ist?«, hakte diesmal der Richter nach. »Das ist eine übersetzte Zeitungsmeldung und kein offizielles Dokument.«
    Ich zog das letzte Blatt aus dem Ordner und legte es auf den Tisch.
    »Das ist eine Fotokopie einer Seite aus Rilz’ Reisepass. Ich habe sie aus der Offenlegungsakte der Anklage. Daraus geht hervor, dass Rilz im März zweitausenddrei aus Frankreich in die Vereinigten Staaten eingereist ist. Einen Monat nach Erscheinen dieser Zeitungsmeldung. Außerdem passt das Alter. Es ist in der Zeitungsmeldung richtig angegeben, und des Weiteren steht dort, dass er die Drogenkäufe für die Polizei im Zuge seiner Tätigkeit als Innenarchitekt vornahm. Er ist es eindeutig, Euer Ehren. Er hat in Europa mehrere Personen an die Polizei verraten und ins Gefängnis gebracht, und dann kam er hierher, um ein neues Leben zu beginnen.«
    Golantz schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Trotzdem können Sie das nicht bringen«, erklärte er. »Es ist eine Verletzung der Offenlegungsbestimmungen und somit unzulässig. Sie können nicht die ganze Zeit darauf sitzen und dann die Anklage hinterrücks damit überfallen.«
    Der Richter drehte sich zu mir herum und musterte mich mit einem finsteren Blick.
    »Euer Ehren, wenn jemand Informationen zurückgehalten hat, dann die Anklage. Hierbei handelt es sich um Erkenntnisse, die die Anklage beschaffen und mir hätte geben müssen. Ich glaube sogar, dass der Zeuge davon wusste und dass er es verschwiegen hat.«
    »Das ist eine schwere Anschuldigung, Mr. Haller«, erklärte der Richter streng. »Haben Sie dafür Beweise?«
    »Euer Ehren, ich habe von all dem rein zufällig erfahren. Als ich am Sonntag das von meinem Ermittler beschaffte Material durchsah, stellte ich fest, dass er alle mit diesem Fall in Zusammenhang stehenden Namen in die LexisNexis-Suchmaschine eingegeben hatte. Er hatte dafür den Computer und das Benutzerkonto verwendet, das ich zusammen mit Jerry Vincents Kanzlei übernommen hatte. Ich rief das Benutzerkonto auf und merkte, dass die Standardeinstellung nur eine Suche in englischer Sprache vorsah. Weil ich aber die Kopie von Rilz’ Pass gesehen hatte und wusste, dass er ursprünglich in Europa gelebt hatte, startete ich die Suche diesmal auch auf Französisch und Deutsch. Dabei stieß ich nach etwa zwei Minuten auf diese französische Zeitungsmeldung. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das gesamte Sheriff’s Department, die Staatsanwaltschaft und Interpol nichts von einer Sache gewusst haben sollen, die ich so mühelos gefunden habe. Ich weiß zwar nicht, ob das irgendetwas beweist. Aber auf jeden Fall ist wohl eher die Verteidigung diejenige Partei, die hier hintergangen worden ist.«
    Ich konnte es kaum fassen. Der Richter strafte diesmal auch Golantz mit dem finsteren Blick. Das erste Mal überhaupt. Ich trat ein Stück zur Seite, damit es zumindest ein Teil der Geschworenen mitbekam.
    »Wie habe ich das zu verstehen, Mr. Golantz?«, fragte der Richter.
    »Das ist doch vollkommen absurd, Euer Ehren. Wir haben nichts zurückgehalten. Alle unsere Ermittlungsunterlagen befanden sich in der Offenlegungsakte. Außerdem würde ich bei dieser Gelegenheit gerne mal fragen, warum uns Mr. Haller nicht gestern schon darauf hingewiesen hat. Er hat doch selbst gerade

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