So wahr uns Gott helfe
und des Blicks auf die Stadt gekauft. Er hörte nie auf, mich zu faszinieren, bei Tag und bei Nacht. Er baute mich auf, und ich entdeckte darin eine Art von Wahrheit. Die Wahrheit, dass jederzeit alles passieren konnte, ob gut oder schlecht.
»Hallo, Boss.«
Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Cisco war die Treppe heraufgekommen und hatte sich mir unbemerkt von hinten genähert. Vermutlich war er auf der Fairfax Avenue den Hügel hinaufgefahren und dann mit ausgeschaltetem Motor zu meinem Haus heruntergerollt. Er wusste, es war mir peinlich, wenn er mit seinem Geknatter die ganze Nachbarschaft weckte.
»Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, Mann.«
»Weswegen bist du denn plötzlich so nervös?«
»Ich kann es nicht ausstehen, wenn sich jemand so anschleicht. Setz dich, wir bleiben hier draußen.«
Ich deutete auf die Stühle und den kleinen Tisch unter dem Terrassendach vor dem Wohnzimmerfenster. Es waren unbequeme Gartenmöbel, die ich so gut wie nie benutzte. Lieber betrachtete ich die Stadt von der Terrasse aus und lud so meine Batterien auf. Aber das ging nur im Stehen.
Der Ordner, den ich mit nach draußen genommen hatte, lag auf dem Tisch. Cisco schnappte sich einen Stuhl und wollte sich gerade setzen, hielt dann aber inne und wischte mit der Hand die Smogablagerungen von der Sitzfläche.
»Spritzt du die Dinger denn nie ab, Mann?«
»Du trägst Jeans und T-Shirt, Cisco. Hock dich einfach hin.«
Wir setzten uns, und er spähte durch die Jalousie ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief, und Patrick schaute sich Extremsport-Clips an. Irgendwelche Leute machten mit Snowmobilen Saltos.
»Soll das Sport sein?«, fragte Cisco.
»Für Patrick wahrscheinlich schon.«
»Wie läuft’s mit ihm?«
»Ganz gut. Er bleibt nur ein paar Wochen. Was gibt’s von Nummer sieben?«
»Okay. Kommen wir also gleich zur Sache.«
Er griff hinter sich und zog eine kleine zusammengefaltete Zeitschrift aus seiner Gesäßtasche.
»Hast du kein Licht hier draußen?«
Ich erhob mich und ging zur Haustür, um die Terrassenbeleuchtung einzuschalten. Dabei warf ich einen Blick auf den Fernseher. Sanitäter kümmerten sich um einen Snowmobil-Piloten, der anscheinend seinen Salto nicht geschafft hatte, so dass sein fünf Zentner schwerer Schlitten auf ihn herabgedonnert war.
Ich schloss die Tür und ließ mich Cisco gegenüber nieder. Er studierte seine Zeitschrift.
»Also«, begann er. »Geschworener Nummer sieben. Viel Zeit hatte ich nicht, aber ein paar Dinge habe ich trotzdem schon herausgefunden, und die wollte ich dir gleich mitteilen. Der Kerl heißt David McSweeney, und vermutlich stimmt so gut wie nichts von dem, was er in seinem J-Bogen angegeben hat.«
Der J-Bogen war das einseitige Formular, das jeder Geschworene im Zuge des voir dire ausfüllen musste. Diese Formulare enthielten Namen, Beruf, Postleitzahlenbereich sowie einige grundlegende Angaben zur Person, die es den Anwälten ermöglichen sollten, sich ein grobes Bild von der betreffenden Person zu verschaffen. In diesem Fall war der Name unkenntlich gemacht, aber alle Angaben auf dem Formular, das ich Cisco gegeben hatte, waren lesbar.
»Nenn mir ein paar Beispiele.«
»Also, der Postleitzahl zufolge müsste er unten in Palos Verdes wohnen. Stimmt aber nicht. Ich bin ihm vom Gericht direkt zu einer Wohnung am Beverly Boulevard hinter dem CBS-Studio gefolgt.«
Cisco deutete nach Süden, in Richtung Beverly Boulevard und Fairfax Avenue, wo sich das CBS-Fernsehstudio befand.
»Ich habe einen Bekannten das Kennzeichen des Pick-up überprüfen lassen, mit dem er vom Gericht nach Hause gefahren ist. Der Wagen ist auf einen David McSweeney mit Wohnsitz Beverly Boulevard zugelassen. Dieselbe Adresse, wo ich ihn habe reingehen sehen. Dann habe ich meinen Bekannten seinen Führerschein aufrufen und mir das Foto schicken lassen. Ich hab es mir auf dem Handy angesehen. McSweeney ist unser Mann.«
Diese Information war nicht uninteressant, aber im Moment beschäftigte mich eigentlich mehr, wie Cisco seine Nachforschungen anstellte. Eine Quelle hatten wir bei den Vincent-Ermittlungen bereits verheizt.
»Mensch, Cisco, da sind doch überall unsere Fingerabdrücke drauf. Ich habe dir doch ausdrücklich gesagt, dass das auf keinen Fall auf mich zurückfallen darf.«
»Nur keine Aufregung, Mann. Da sind nirgendwo Fingerabdrücke drauf. Mein Mann wird sicher nicht melden, dass er eine Suche für mich durchgeführt hat. Cops ist es streng verboten, so was für
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