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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sie sich unerwartet über den Weg gelaufen und hätten sich dann kurz zusammengesetzt. Ansonsten kann ich bisher mit keinerlei Kontakten aufwarten. Ich beschäftige mich mit dem Kerl ja auch erst, seit der Richter die Geschworenen um fünf Uhr nachmittags nach Hause geschickt hat.«
    Ich nickte. In Anbetracht der Kürze der Zeit hatte er ohnehin schon eine Menge erreicht. Mehr, als ich erwartet hatte.
    »Wie nah bist du an ihn und die Frau rangekommen?«
    »Nicht sehr nahe. Du hast doch gesagt, ich soll vorsichtig sein.«
    »Du kannst sie also nicht beschreiben?«
    »Ich habe nur gesagt, dass ich nicht sehr nah an sie rangekommen bin, Mick. Aber beschreiben kann ich sie schon. Ich habe sogar ein Foto von ihr in meiner Kamera.«
    Er musste aufstehen, um eine seiner Pranke in seine Jeans zu schieben. Er zog eine kleine, schwarze, unauffällige Kamera heraus und setzte sich wieder. Er schaltete sie ein und studierte das Display auf der Rückseite. Dann drückte er auf ein paar Knöpfe und reichte sie mir über den Tisch.
    »Hier fangen die Bilder an. Klick einfach immer weiter, bis du zu der Frau kommst.«
    Ich scrollte durch mehrere Digitalaufnahmen vom Geschworenen Nummer sieben, die ihn an verschiedenen Orten zeigten. Auf den letzten drei Fotos war er mit einer Frau an einem Tisch des Marmalade zu sehen. Sie hatte pechschwarzes offenes Haar, das ihr tief ins Gesicht fiel. Außerdem waren die Fotos nicht besonders scharf, weil sie aus großer Entfernung und ohne Blitz aufgenommen worden waren.
    Die Frau kam mir nicht bekannt vor. Ich gab Cisco die Kamera zurück.
    »Alles klar, Cisco, gute Arbeit. Du kannst die Sache vorläufig als erledigt betrachten.«
    »Als erledigt?«
    »Ja, und dich damit befassen.«
    Ich schob ihm den Ordner über den Tisch zu. Er nickte und lächelte verschmitzt, als er ihn an sich nahm.
    »Was hast du dem Richter eigentlich bei eurer Unterredung mit Golantz erzählt?«
    Ich hatte ganz vergessen, dass Cisco im Saal gewesen war und darauf gewartet hatte, Nummer sieben zu beschatten.
    »Ich habe behauptet, du hättest die Internetsuche ursprünglich nur auf Englisch durchgeführt, weshalb ich sie noch einmal auf Französisch und Deutsch wiederholt hätte. Ich habe sogar daran gedacht, den Artikel am Sonntag auszudrucken, damit ich ein frisches Datum drauf hatte.«
    »Nicht übel. Aber ich stehe wie die letzte Flasche da.«
    »Was hätte ich ihm denn sonst erzählen sollen? Hätte ich ihm verraten, dass du die Meldung schon vor einer Woche gefunden hast, und ich sie seitdem zurückgehalten habe, säßen wir jetzt wahrscheinlich nicht hier zusammen. Vermutlich würde ich wegen Missachtung des Gerichts im Knast hocken. Außerdem hält der Richter jetzt Golantz für die Schlafmütze, weil er es nicht vor der Verteidigung rausgefunden hat.«
    Das schien Cisco zu besänftigen. Er hielt den Ordner hoch.
    »Und was soll ich damit anfangen?«
    »Wo arbeitet der Übersetzer, bei dem du den Artikel in Auftrag gegeben hast?«
    »Wahrscheinlich in ihrem Studentenwohnheim drüben in Westwood. Sie ist eine Austauschstudentin, auf die ich im Internet gestoßen bin.«
    »Dann ruf sie an und hol sie ab, weil du sie heute Abend noch brauchen wirst.«
    »Da wird Lorna aber nicht begeistert sein. Ich und eine einundzwanzigjährige Französin.«
    »Lorna spricht kein Französisch, deshalb wird sie Verständnis haben. Wie viel Stunden sind sie uns voraus in Paris? Neun?«
    »Ja, neun oder zehn. Ich weiß nicht mehr genau.«
    »Okay, dann möchte ich, dass du die Übersetzerin abholst und dich ab Mitternacht hinters Telefon klemmst. Ruft alle Gendarmen an, oder wie sie sich da drüben nennen, und redet mit jedem, der mit diesem Drogenfall zu tun hatte. Und dann seht ihr zu, dass einer von ihnen mit dem Flieger hier rüberkommt. Mindestens drei von ihnen sind in dem Artikel namentlich erwähnt. Bei denen könnt ihr ja schon mal anfangen.«
    »Einfach so? Glaubst du im Ernst, einer von diesen Typen setzt sich eben mal so für uns ins Flugzeug?«
    »Sie erdolchen sich wahrscheinlich gegenseitig hinterrücks, um an das Ticket zu kommen. Sag ihnen, sie fliegen erster Klasse und werden in dem Hotel untergebracht, in dem Mickey Rourke wohnt.«
    »Alles klar. Und welches Hotel ist das?«
    »Keine Ahnung, aber soviel ich weiß, ist er in Europa eine ganz große Nummer. Sie halten ihn für so was wie ein Genie, keine Ahnung. Aber Spaß beiseite, was ich damit sagen will, ist: Erzähl ihnen einfach, was sie hören wollen. Gib so

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