So wahr uns Gott helfe
diesbezüglich Nachforschungen anstellen wird, Haller.«
»Und was soll das jetzt bitte heißen?«
»Es heißt, wenn wir diesen Scheißkerl finden, werden wir auch herausbringen, was er auf der Geschworenenbank wollte. Und wenn es da irgendeine Verbindung zur Verteidigung gibt, werde ich …«
Ich schob ihn durch die Tür zum Gerichtssaal. Den Rest brauchte ich mir nicht anzuhören.
»Tun Sie das, Jeff«, sagte ich, als ich den Saal betrat.
Stallworth war nicht anwesend, und ich hoffte, dass er noch draußen auf dem Flur wartete. Elliot stürzte sich auf mich, als ich an den Tisch der Verteidigung trat.
»Was ist passiert? Was geht hier vor?«
Ich bedeutete ihm mit einer Handbewegung, leiser zu sprechen. Dann flüsterte ich:
»Geschworener Nummer sieben ist heute nicht im Gericht aufgetaucht. Daraufhin ist der Richter der Sache nachgegangen und hat festgestellt, dass er ein Schwindler ist.«
Elliot zuckte zusammen und machte ein Gesicht, als hatte ihm gerade jemand einen Brieföffner in den Rücken gestoßen.
»Um Himmels willen, was bedeutet das für uns?«
»Nichts. Der Prozess geht mit einem Ersatzmann an seiner Stelle weiter. Aber es werden Ermittlungen angestellt, wer Nummer sieben war, und ich kann nur hoffen, Walter, dass Ihr Name in diesem Zusammenhang nicht auftaucht.«
»Ich wüsste nicht, wie das der Fall sein sollte. Jedenfalls können wir jetzt nicht mehr weitermachen. Sie müssen alles abbrechen. Versuchen Sie eine Einstellung wegen Fehlerhaftigkeit des Verfahrens zu erzielen.«
Ich sah den flehentlichen Blick meines Mandanten und merkte, dass er nie Vertrauen in seine Verteidigung gehabt hatte. Er hatte sich einzig und allein auf den Schläfer in der Jury verlassen.
»Der Richter will keine Einstellung des Verfahrens. Wir machen mit dem weiter, was wir haben.«
Elliot rieb sich mit zitternder Hand den Mund.
»Keine Sorge, Walter. Sie befinden sich in guten Händen. Wir werden diesen Prozess gewinnen.«
In diesem Moment rief die Protokollführerin den Saal zur Ruhe, und der Richter schritt energisch die Stufen zur Bank hinauf.
»Also, weiter in der Strafsache Kalifornien gegen Elliot« , verkündete er. »Holen Sie die Geschworenen herein.«
ACHTUNDVIERZIG
D er erste Zeuge der Verteidigung war Julio Muniz, der Videokameramann aus Topanga Canyon, der am Tag der Morde vor dem Rest der Medienmeute am Tatort eingetroffen war. Mit wenigen Fragen hatte ich Muniz’ Berufsbild umrissen. Er arbeitete weder für eine der großen Fernsehgesellschaften noch einen lokalen Nachrichtensender, sondern hörte zu Hause oder in seinem Auto den Polizeifunk ab und erfuhr so Adressen von Tatorten und Situationen mit Polizeibeteiligung. Daraufhin jagte er zu den jeweiligen Orten und machte dort Videoaufnahmen, die er an lokale Nachrichtensender verkaufte, die kein eigenes Filmmaterial über die betreffenden Vorfälle besaßen. Im Elliot-Fall hatte für ihn alles damit angefangen, dass er hörte, wie ein Ermittlerteam des Morddezernats angefordert wurde, worauf er mit seiner Kamera zu der angegebenen Adresse fuhr.
»Mr. Muniz, was haben Sie gemacht, als Sie dort eintrafen?«, fragte ich.
»Na ja, ich habe meine Kamera ausgepackt und eingeschaltet. Mir ist aufgefallen, dass sie auf dem Rücksitz des Polizeiautos jemanden festhalten, und habe angenommen, dass es sich dabei um einen Verdächtigen handelt. Deshalb hab ich ihn gefilmt und dann die Deputies, wie sie das Haus mit Absperrband sichern, lauter solche Sachen.«
Anschließend führte ich die digitale Videokassette, die Muniz an besagtem Tag verwendet hatte, als Beweisstück eins der Verteidigung ein und rollte Beamer und Leinwand vor die Geschworenenbank. Ich legte die Kassette ein und drückte auf die Abspieltaste. Das Video war bereits zu der Stelle gespult, wo Muniz vor Elliots Haus zu filmen begonnen hatte. Während das Video lief, beobachtete ich die Geschworenen, die es sich aufmerksam ansahen. Ich hatte das Video schon mehrere Male studiert und war bestens damit vertraut. Walter Elliot war auf dem Rücksitz des Streifenwagens zu sehen. Weil das Video von einem erhöhten Standpunkt aufgenommen war, war die 4-A-Kennung auf dem Dach des Autos deutlich zu erkennen.
Die Aufzeichnung sprang vom Streifenwagen zu den Deputies, die das Haus abriegelten, und dann wieder zurück zu dem Wagen. Jetzt war zu sehen, wie die Detectives Kinder und Ericsson Walter Elliot aufforderten auszusteigen. Sie nahmen ihm die Handschellen ab und führten ihn ins
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