So wahr uns Gott helfe
Stunden später mit Ihrer Kamera filmten?«
»Ja, auf genau demselben Platz.«
»Danke, Mr. Muniz. Keine weiteren Fragen.«
Golantz verzichtete auf ein Kreuzverhör. An meinen Feststellungen gab es nichts anzufechten, und das Video log nicht. Muniz verließ den Zeugenstand. Ich machte den Richter darauf aufmerksam, dass ich die Leinwand für meinen nächsten Zeugen stehen lassen wollte, und rief Deputy Todd Stallworth in den Zeugenstand.
Als Stallworth den Saal betrat, wirkte er noch wütender als bei seinem ersten Auftritt. Das war gut. Außerdem machte er einen müden Eindruck, und seine Uniform sah aus, als sei sie an seinem Körper verwelkt. An einem Hemdsärmel hatte er einen schwarzen Schmutzstreifen, der vermutlich von einem nächtlichen Handgemenge herrührte.
Ich stellte Stallworth kurz vor und wies darauf hin, dass er während der Frühschicht des Tages, an dem sich der Doppelmord im Strandhaus der Elliots ereignet hatte, den Alpha-Wagen gefahren hatte. Bevor ich meine erste Frage an ihn richten konnte, erhob Golantz erneut Einspruch und bat um eine weitere Besprechung mit dem Richter. Als wir uns vor der Richterbank einfanden, hob er die Hand, als wolle er sagen, Was soll das?. Langsam ging mir diese Tour auf die Nerven.
»Euer Ehren, ich erhebe Einspruch gegen diesen Zeugen. Die Verteidigung hat ihn auf der Zeugenliste unter den zahlreichen Deputies versteckt, die an diesem Tag am Tatort waren und für diesen Fall von keinerlei Bedeutung sind.«
Wieder hatte ich die Zeugenliste parat. Diesmal klatschte ich sie mit unübersehbarer Frustration auf den Tisch und fuhr mit dem Zeigefinger die Namen hinunter, bis ich bei Todd Stallworth ankam. Er stand zwischen den Namen fünf weiterer Deputies, die am Tatort im Elliot-Haus gewesen waren.
»Euer Ehren, wenn ich Stallworth versteckt habe, dann wohl so, dass er für jeden deutlich zu sehen war. Er ist unübersehbar unter Polizeipersonal aufgeführt. Die Begründung ist die gleiche wie im vorherigen Fall. Hier steht, dass er über seine Aktivitäten am zweiten Mai aussagen wird. Und das ist alles, was ich anführen konnte, weil ich nie mit dem Zeugen gesprochen habe. Ebenso wie Sie höre ich jetzt zum ersten Mal, was er zu sagen hat.«
Golantz schüttelte den Kopf. Er rang sichtlich um Fassung.
»Euer Ehren, die Verteidigung bedient sich schon seit Beginn des Prozesses unsauberer Tricks und Täuschungsmanöver, um …«
»Mr. Golantz«, unterbrach ihn der Richter, »behaupten Sie lieber nichts, was Sie nicht belegen können und Sie in Schwierigkeiten bringen kann. Genau wie der erste Zeuge, den Mr. Haller aufgerufen hat, steht auch dieser seit zwei Wochen auf der Liste. Hier steht sein Name, schwarz auf weiß. Sie hatten ausreichend Gelegenheit, sich zu erkundigen, was diese Personen aussagen würden. Wenn Sie von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht haben, war das Ihre Entscheidung. Jedenfalls sind das keine unsauberen Tricks oder Täuschungsmanöver. Passen Sie also auf, was Sie sagen.«
Golantz stand kurz mit gesenktem Kopf da, bevor er antwortete.
»Euer Ehren, die Anklage bittet um eine kurze Pause.«
»Wie kurz?«
»Bis ein Uhr.«
»Zwei Stunden würde ich nicht als kurz bezeichnen, Mr. Golantz.«
»Euer Ehren«, meldete ich mich zu Wort. »Ich erhebe Einspruch gegen eine Pause. Er will sich nur meinen Zeugen schnappen und seine Aussage zurechtbiegen.«
» Dagegen erhebe ich jetzt Einspruch«, erklärte Golantz.
»Also, keine Pause, keine Verzögerung und kein weiteres Gezänk mehr«, entschied der Richter. »Wir haben bereits den größten Teil des Vormittags vertan. Einspruch abgelehnt. Zurück an Ihre Plätze.«
Wir kehrten an unsere Plätze zurück, und ich spielte einen dreißig Sekunden langen Abschnitt des Videos, in dem zu sehen war, wie der Mann aus dem Malibu Creek State Park in Handschellen auf den Rücksitz des Vier-Alpha-Wagens gesetzt wurde. Ich hielt das Video an derselben Stelle an wie zuvor – als der Streifenwagen an der Kamera vorbeifuhr. Dieses Bild ließ ich auf der Leinwand stehen, als ich mit meiner Befragung fortfuhr:
»Deputy Stallworth, sind Sie das am Steuer dieses Wagens?«
»Ja, das bin ich.«
»Wer ist der Mann auf dem Rücksitz?«
»Ein gewisser Eli Wyms.«
»Ich habe gesehen, dass ihm Handschellen angelegt wurden, bevor er in das Auto gesetzt wurde. War das, weil er verhaftet worden war?«
»Ja, er war verhaftet.«
»Weswegen?«
»Unter anderem, weil er mich zu erschießen versucht hat.
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