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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Hollywood. Ich werde Brief und Umschlag im Labor des Sheriff’s Department untersuchen lassen.«
    »Sie haben doch hoffentlich noch nicht mit diesem Geschworenen gesprochen, Richter«, sagte Golantz. »Wenn er zu der Sache vernommen wird, sollten wir dabei sein und uns daran beteiligen können. Möglicherweise handelt es sich hier nur um einen Trick, mit dem jemand diesen Geschworenen loszuwerden versucht.«
    Ich hatte damit gerechnet, dass Golantz dem Geschworenen zu Hilfe eilen würde. In seinen Augen war Nummer sieben ein blauer Geschworener.
    Ich kam mir selbst zu Hilfe.
    »Der Staatsanwalt unterstellt der Verteidigung unsaubere Machenschaften, und ich erhebe Einspruch.«
    Der Richter hob begütigend die Hände.
    »Nur keine Aufregung, meine Herren, und das gilt für Sie beide. Ich habe noch nicht mit Nummer sieben gesprochen. Ich habe das ganze Wochenende nachgedacht, wie ich vorgehen soll, wenn ich heute ins Gericht komme. Ich habe mehrere andere Richter um ihre Meinung gefragt und schließlich beschlossen, die Sache heute Morgen erst einmal mit Ihnen zu besprechen. Das einzige Problem ist, dass Geschworener Nummer sieben heute nicht aufgetaucht ist.«
    Das ließ sowohl Golantz als auch mich stutzen.
    »Er ist nicht hier?«, sagte Golantz. »Haben Sie die Deputies …«
    »Ja, ich habe zwei Deputies zu ihm nach Hause geschickt, wo ihnen seine Frau versicherte, er sei in der Arbeit. Sie wusste weder etwas von einem Prozess noch sonst etwas in dieser Richtung. Darauf fuhren die Deputies zu Lockheed. Sie haben den Mann ausfindig gemacht und vor wenigen Minuten hierher gebracht. Er ist es aber nicht. Der Mann ist nicht Geschworener Nummer sieben.«
    »Da kann ich Ihnen nicht ganz folgen, Euer Ehren«, tat ich verwundert. »Haben Sie nicht eben gesagt, Sie hätten ihn an seinem Arbeitsplatz gefunden?«
    Der Richter nickte.
    »Ich weiß, dass ich das gesagt habe. Und ich weiß auch, dass sich das Ganze anhört wie eine Szene aus einer albernen Verwechslungskomödie. Aber die Sache ist die – Geschworener Nummer sieben ist nicht Geschworener Nummer sieben.«
    »Ich kann Ihnen immer noch nicht folgen, Euer Ehren«, sagte ich.
    »Wir hatten Nummer sieben im Computer als Rodney L. Banglund gespeichert, Ingenieur bei Lockheed, wohnhaft in Palos Verdes. Doch der Mann, der zwei Wochen lang auf Platz Nummer sieben der Geschworenenbank gesessen hat, ist nicht Rodney Banglund. Wir wissen nicht, wer der Mann war, und jetzt ist er spurlos verschwunden.«
    »Er hat Banglunds Platz eingenommen, ohne dass Banglund etwas davon wusste«, folgerte Golantz.
    »So scheint es jedenfalls«, sagte der Richter. »Der richtige Banglund wird gerade vernommen. Aber als er vorhin hier bei mir war, schien es, als wüsste er nichts über die ganze Sache. Er behauptet, nie eine Aufforderung erhalten zu haben, sich als Geschworener zur Verfügung zu stellen.«
    »Der Unbekannte hat also dieses Schreiben in seinen Besitz gebracht und sich als Banglund ausgegeben«, sagte ich.
    Der Richter nickte.
    »Ganz so sieht es im Moment aus. Die Frage ist nur, warum. Aber das wird uns das Sheriff’s Department hoffentlich bald beantworten können.«
    »Was bedeutet das für den Prozess?«, fragte ich. »Wird er jetzt wegen eines Verfahrensfehlers eingestellt?«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich schlage vor, wir rufen die Geschworenen zusammen und erklären ihnen, dass Nummer sieben aus Gründen, die sie nicht zu wissen brauchen, entschuldigt ist. Dann machen wir mit dem ersten Ersatzmann weiter. In der Zwischenzeit wird sich das Sheriff’s Department diskret vergewissern, dass jeder auf der Geschworenenbank auch tatsächlich der ist, der er zu sein vorgibt. Mr. Golantz?«
    Golantz nickte nachdenklich, bevor er zu sprechen begann.
    »Das ist alles ein ziemlicher Schock für mich. Aber ich glaube, der Staat wäre bereit, mit dem Prozess fortzufahren. Solange sich diese Ungeheuerlichkeit auf den Geschworenen Nummer sieben beschränkt.«
    »Mr. Haller?«
    Ich nickte zum Zeichen meiner Zustimmung. Die Besprechung war wie erhofft verlaufen.
    »Ich habe eigens Zeugen aus Paris einfliegen lassen und bin bereit, weiterzumachen. Ich möchte keine Einstellung des Verfahrens. Auch mein Mandant möchte keine Einstellung.«
    Der Richter besiegelte die Abmachung mit einem Nicken.
    »Gut, dann gehen Sie wieder nach draußen. In zehn Minuten fangen wir an.«
    Auf dem Weg in den Gerichtssaal zischte mir Golantz eine Drohung entgegen.
    »Der Richter ist nicht der Einzige, der

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