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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hat.«
    »Und was ist das?«
    »Die Bestohlene hat das Collier von ihrem Ehemann geschenkt bekommen, Roger Vogler. Vogler hat sich durch seine großzügige finanzielle Unterstützung diverser County-Politiker einen Namen gemacht.«
    »Ja, er mischt in der Politik mit. Das hat mir Mandolin mal erzählt. Deshalb veranstalten sie auch ständig irgendwelche Einladungen bei sich zu Hause, bei denen sie dann Spenden sammeln.«
    »Sehen Sie, und wenn nun die Diamanten dieses Colliers falsch sind, will er sicher nicht, dass das vor Gericht zur Sprache kommt. Vor allem, wenn es seine Frau nicht weiß.«
    »Aber wie will er das verhindern?«
    »Er ist bekannt für seine großzügigen Spenden, Patrick. Damit hat er maßgeblich zur Wahl von mindestens vier Bezirkstagsabgeordneten beigetragen. Und die Bezirkstagsabgeordneten haben ein Auge auf das Budget der Bezirksstaatsanwaltschaft. Und der Bezirksstaatsanwalt hat Anklage gegen Sie erhoben. Es ist eine Nahrungskette. Und wenn Dr. Vogler etwas durchsetzen will, dann wird es auch durchgesetzt, das können Sie mir glauben.«
    Henson nickte. Langsam begann es ihm zu dämmern.
    »Ich werde beantragen, dass wir ein unabhängiges Wertgutachten für das Beweisstück, sprich das Diamantencollier, erstellen lassen dürfen. Und Sie würden sich wundern, was allein das Wort Gutachten oft ins Rollen bringt.«
    »Müssen wir vor Gericht gehen, um so einen Antrag zu stellen?«
    »Nein. Ich bin gerade dabei, einen entsprechenden Schrieb aufzusetzen, den ich dann per E-Mail beim Gericht einreiche.«
    »Ist ja cool!«
    »Das ist das Schöne am Internet.«
    »Danke, Mr. Haller.«
    »Keine Ursache, Patrick. Kann ich jetzt mein Foto wieder zurückhaben?«
    Er reichte es mir nach hinten, und ich warf einen Blick darauf. Unter meiner Lippe schwoll ein Riesenbluterguss, und meine Nase zeigte in die falsche Richtung. Die Stirn war blutig aufgeschürft. Aber am schlimmsten sahen die Augen aus. Weggetreten und verloren starrten sie in die Kamera. Das war ich auf meinem absoluten Tiefpunkt.
    Ich steckte das Foto wieder ein. Zur Erinnerung.
    Die nächsten fünfzehn Minuten fuhren wir schweigend. Ich schrieb den Antrag zu Ende, ging online und verschickte ihn. Für die Anklage war das ein massiver Schuss vor den Bug, und ich fühlte mich richtig gut. Der Lincoln Lawyer war wieder im Geschäft. Der Lone Ranger ritt wieder.
    Als wir den Tunnel am Ende des Freeway verließen und hinaus auf den Pacific Coast Highway rollten, blickte ich von meinem Computer auf und öffnete das Fenster ein Stück. Es war immer wieder ein tolles Gefühl, aus dem Tunnel zu rauschen und das Meer zu sehen und zu riechen.
    Wir folgten dem PCH in Richtung Norden nach Malibu. Es fiel mir schwer, zu arbeiten, wenn ich den blauen Pazifik direkt vor meinem Bürofenster hatte. Schließlich gab ich es auf, ließ das Fenster ganz herunter und genoss die Fahrt.
    Sobald wir die Mündung des Topanga Canyon passiert hatten, konnte man Rudel von Surfern in der Dünung treiben sehen. Ich beobachtete Patrick, der immer wieder aufs Wasser hinaus starrte.
    »In Ihrer Akte steht, Sie haben Ihren Entzug im Crossroads auf Antigua gemacht«, bemerkte ich.
    »Ja. Da, wo Eric Clapton mit seinem angefangen hat.«
    »Schön dort?«
    »Soweit man das von solchen Orten sagen kann, schon.«
    »Hm. Gab es dort ordentliche Wellen?«
    »Eigentlich nicht. Und ich hatte auch nicht groß Gelegenheit zum Surfen. Haben Sie einen Entzug gemacht?«
    »Ja, in Laurel Canyon.«
    »Da, wo die ganzen Stars hingehen?«
    »Es war nicht weit von meinem Wohnort.«
    »Ach so, klar, bei mir war’s umgekehrt. Ich bin so weit weg von zu Hause und meinen Freunden wie nur möglich. Und es hat funktioniert.«
    »Haben Sie vor, wieder mit dem Surfen anzufangen?«
    Er blickte aus dem Fenster, bevor er antwortete. Draußen in der Dünung hockten ein Dutzend Surfer in Neoprenanzügen rittlings auf ihren Brettern und warteten auf die nächste Welle.
    »Ich glaube nicht. Jedenfalls nicht als Profi. Meine Schulter ist im Eimer.«
    Ich wollte ihn schon fragen, wofür er seine Schulter brauchte, aber er lieferte von selbst die Antwort.
    »Das Paddeln ist eine Sache, aber das Entscheidende ist das Aufstehen. Irgendwie habe ich den Dreh nicht mehr raus, seit meine Schulter im Arsch ist. Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Außerdem gehe ich die Dinge inzwischen immer schön Schritt für Schritt an. Das haben sie Ihnen doch in Laurel Canyon sicher auch beigebracht,

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