So wahr uns Gott helfe
Erstellung des Kalenders arbeiten und sich mit Vincents Akten und Finanzunterlagen vertraut machen.
Cisco trug ich auf, sich ganz auf den Fall Elliot zu konzentrieren und hier wiederum sein Hauptaugenmerk auf die Zeugen zu richten. Das hieß, er würde anhand der Zeugenliste, die Jerry Vincent zusammengestellt hatte, Vorladungen für alle Polizisten und sonstigen Zeugen beantragen, die sich für die Verteidigung als schädlich erweisen konnten. Außerdem sollte er mit den bezahlten Gutachtern und den Zeugen der Verteidigung Kontakt aufnehmen und ihnen versichern, dass der Prozess wie geplant abliefe, mit dem kleinen Unterschied, dass ich Vincent ablösen würde.
»Alles klar«, sagte Cisco. »Wie steht’s mit den Vincent-Ermittlungen? Soll ich da weiter ein Auge drauf haben?«
»Ja, bleib auf jeden Fall dran und gib mir Bescheid, wenn du irgendetwas Neues herausfindest.«
»Angeblich haben sie gestern Nacht jemanden in die Mangel genommen. Aber heute Morgen mussten sie ihn wieder laufenlassen.«
»Wen?«
»So weit bin ich noch nicht vorgedrungen.«
»Einen Verdächtigen?«
»Da sie ihn freigelassen haben, liegt vermutlich nichts gegen ihn vor. Im Moment zumindest.«
Ich nickte. Kein Wunder, dass Bosch ausgesehen hatte, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.
»Wie sieht dein Plan für den Tag aus?«, erkundigte sich Lorna bei mir.
»Heute hat Elliot absolute Priorität. Es gibt zwar Verschiedenes, was ich in Zusammenhang mit den anderen Fällen erledigen muss, aber im Wesentlichen konzentriere ich mich von jetzt an auf Elliot. In acht Tagen werden bereits die Geschworenen ausgewählt. Heute nehme ich mir als Erstes den Tatort vor.«
»Soll ich da nicht lieber mitkommen?«, schlug Cisco vor.
»Nein, ich verschaffe mir nur einen ersten Eindruck von dem Haus. Später kannst du dann immer noch mit Kamera und Maßband anrücken.«
»Mick, gibt es denn gar keine Möglichkeit, Elliot zu einem Aufschub zu überreden?«, fragte Lorna. »Kapiert er denn nicht, dass du mehr Zeit brauchst, um dich in den Fall einzuarbeiten?«
»Das habe ich ihm zu erklären versucht, aber auf diesem Ohr ist er taub. Er hat es sogar zur ausdrücklichen Bedingung für die Mandatserteilung gemacht. Ich musste mich einverstanden erklären, nächste Woche termingerecht vor Gericht zu ziehen, sonst hätte er sich einen anderen Anwalt gesucht. Er behauptet, er ist unschuldig, und will keinen Tag länger warten, es zu beweisen.«
»Glaubst du ihm?«
Ich zuckte mit den Achseln.
»Das spielt keine Rolle. Er glaubt es jedenfalls. Und er besitzt diese eigenartige Zuversicht, dass alles nach seinen Vorstellungen läuft, als handle es sich um Einspielergebnisse an den Kinokassen. Ich muss also zusehen, dass ich Ende nächster Woche vor Gericht gehen kann, sonst verliere ich meinen Mandanten.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Wren Williams blieb zaghaft auf der Schwelle stehen.
»Entschuldigung«, sagte sie.
»Hallo, Wren«, begrüßte ich sie. »Schön, dass Sie da sind. Könnten Sie bitte kurz im Vorzimmer warten? Lorna kommt gleich raus, um sich mit Ihnen an die Arbeit zu machen.«
»Kein Problem. Es wartet auch schon ein Mandant. Patrick Henson. Er war schon da, als ich kam.«
Ich blickte auf die Uhr. Es war fünf vor neun. Ein gutes Zeichen, was Patrick Henson anging.
»Dann schicken Sie ihn gleich mal rein.«
Ein junger Mann betrat den Raum. Henson war kleiner als erwartet, aber vielleicht war es der niedrige Schwerpunkt, der ihn zu einem guten Surfer machte. Seine Haut wies zwar die obligatorische wettergegerbte Bräune auf, aber sein Haar war kurzgeschnitten. Keine Ohrringe, keine weiße Muschelhalskette, kein Haizahn. Und keine Tattoos, soweit ich sehen konnte. Er trug eine schwarze Cargohose und sein vermutlich bestes Hemd. Es hatte sogar einen Kragen.
»Patrick, wir haben gestern miteinander telefoniert. Ich bin Mickey Haller, und das ist meine Assistentin Lorna Taylor. Der große Kerl hier ist Cisco, mein Ermittler.«
Henson kam herüber an den Schreibtisch und schüttelte uns die Hände. Sein Händedruck war fest.
»Freut mich, dass Sie gekommen sind. Ist das Ihr Fisch da an der Wand?«
Mit einer lockeren Hüftbewegung wie beim Surfen drehte er sich um und betrachtete den an der Wand hängenden Fisch.
»Ja, das ist Betty.«
»Sie haben einem ausgestopften Fisch einen Namen gegeben?«, erkundigte sich Lorna. »Wieso das? War er so was wie ein Haustier?«
Henson lächelte, mehr für sich als für
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