So wahr uns Gott helfe
uns.
»Nein, ich hab ihn vor langer Zeit mal gefangen. Zu Hause in Florida. Wir haben ihn in unserer Bude in Malibu an die Tür gehängt. Und meine Kumpels und ich haben immer Hallooo, Betty zu ihm gesagt, wenn wir nach Hause gekommen sind. Eigentlich ziemlich albern.«
Er wandte sich wieder mir zu.
»Da wir gerade bei Namen sind – sollen wir Sie Trick nennen?«
»Nein, das war nur ein Spitzname, den sich mein Agent ausgedacht hat. Nennen Sie mich einfach Patrick.«
»Okay, und Sie haben gesagt, Sie besitzen einen gültigen Führerschein?«
»Klar doch.«
Er griff in die Brusttasche seines Hemds und zog eine dicke Nylonbrieftasche heraus. Er entnahm ihr seinen Führerschein und reichte ihn mir. Nachdem ich einen kurzen Blick darauf geworfen hatte, gab ich ihn an Cisco weiter. Der studierte ihn etwas länger und nickte dann. Damit war er offiziell in Ordnung.
»Die Sache ist die, Patrick«, begann ich. »Ich brauche einen Fahrer. Ich stelle das Auto und komme für Sprit und Versicherung auf. Und Sie erscheinen hier jeden Morgen um neun und fahren mich, wohin immer ich muss. Was ich Ihnen dafür zahle, habe ich Ihnen bereits gestern gesagt. Sind Sie noch interessiert?«
»Klar, unbedingt.«
»Sind Sie ein guter Fahrer?«, wollte Lorna wissen.
»Bisher hatte ich jedenfalls noch keinen Unfall«, beteuerte Patrick.
Ich nickte zum Zeichen meiner Zustimmung. Es heißt, niemand erkennt einen Süchtigen besser als ein anderer Süchtiger. Daher hielt ich nach Zeichen Ausschau, ob er noch etwas nahm. Schwere Lider, schleppende Sprechweise, das Vermeiden von Blickkontakt. Aber ich entdeckte nichts.
»Wann können Sie anfangen, Patrick?«
Er zuckte mit den Achseln.
»Ich hab nicht groß was vor. Ich schätze, wann immer Sie möchten.«
»Wie wär’s mit jetzt sofort? Der erste Tag ist Ihre Probezeit. Wir werden sehen, wie Sie sich machen, und heute Abend reden wir dann nochmal.«
»Alles klar, kein Problem.«
»Okay, dann machen wir uns mal auf die Socken. Wie ich mir die Sache im Einzelnen vorstelle, erkläre ich Ihnen gleich im Wagen.«
»Cool.«
Er hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen und wartete auf die nächste Anweisung. Er sah aus wie dreißig, aber das lag daran, das Sonne und Wind seine Haut tief gegerbt hatten. Aus seiner Akte wusste ich, dass er erst vierundzwanzig war und noch einiges lernen musste.
Ab heute würde er wieder die Schulbank drücken.
SIEBZEHN
W ir rollten auf dem Highway 10 von Downtown in westlicher Richtung nach Malibu. Ich saß auf dem Rücksitz und öffnete auf dem Klapptisch meinen Laptop. Während er hochfuhr, erklärte ich Patrick, wie die Sache lief.
»Patrick, ich besitze kein Büro mehr, seit ich vor zwölf Jahren beim Public Defenders Office als Pflichtverteidiger aufgehört habe. Mein Auto ist meine Kanzlei. In meiner Garage stehen noch zwei weitere Lincolns wie dieser, die ich abwechselnd benutze. Jeder ist mit Drucker und Fax ausgestattet, und mein Laptop hat WLAN. Alles, was ich normalerweise in einem Büro tun würde, kann ich also auch im Auto erledigen, während ich zum nächsten Termin unterwegs bin. Es gibt in L. A. County über vierzig im ganzen Bezirk verteilte Gerichte. Da ist es das Beste, möglichst mobil zu bleiben.«
»Cool«, sagte Patrick. »Ich würde auch nicht gern die ganze Zeit im Büro hocken.«
»Allerdings. Da fällt einem schnell das Dach auf den Kopf.«
Mein Computer war einsatzbereit. Ich öffnete die Datei, in der Standardformulare und Anträge gespeichert waren, und begann einen Antrag auf Einsichtnahme des Beweismaterials zu formulieren.
»Ich befasse mich gerade mit Ihrem Fall, Patrick.«
Er musterte mich im Rückspiegel.
»Inwiefern?«
»Ich habe mir Ihre Akte angesehen, und es gibt da etwas, was Mr. Vincent nicht getan hat, wir aber unbedingt nachholen sollten. Es könnte ziemlich hilfreich sein.«
»Und was wäre das?«
»Ein unabhängiges Wertgutachten über das Collier einholen, das Sie verhökert haben. Sein Wert ist hier mit fünfundzwanzigtausend Dollar beziffert, womit die Sache unter die Kategorie schwerer Diebstahl fällt. Wie es aussieht, hat das bisher allerdings niemand in Frage gestellt.«
»Meinen Sie, wenn die Diamanten nicht echt sind, ist es gar kein schwerer Diebstahl?«
»Darauf könnte es hinauslaufen. Aber ich habe dabei auch noch etwas anderes im Sinn.«
»Was?«
Ich holte seine Akte aus meinem Koffer, um einen Namen nachzusehen.
»Zuerst habe ich noch ein paar Fragen an Sie, Patrick. Was
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