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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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die Gänge kommen. Wir sagen Ihnen Bescheid, wenn wir etwas brauchen.«
    Einen Augenblick lange schien sie verdutzt, von jemand anderem als Elliot Anweisungen zu erhalten. Als sie ihn zwecks Klarstellung ansah, nickte er nur. Darauf verließ sie uns und schloss die Flügeltür hinter sich. Elliot nahm auf dem angewiesenen Stuhl Platz.
    Ich musterte meinen Mandanten kurz über den Tisch hinweg, bevor ich loslegte.
    »Ich werde nicht schlau aus Ihnen, Walter.«
    »Wie meinen Sie das? Was gibt es da groß schlau zu werden?«
    »Sie beteuern ausdrücklich Ihre Unschuld. Gleichzeitig habe ich nicht den Eindruck, dass Sie die Prozessvorbereitungen sonderlich ernst nehmen.«
    »Da täuschen Sie sich.«
    »Tatsächlich? Ihnen ist doch klar, dass Sie ins Gefängnis wandern, wenn Sie diesen Prozess verlieren? Und bei einer Verurteilung wegen zweifachen Mordes kommen Sie bis zum Berufungsverfahren auch gegen Kaution nicht mehr raus. Wenn das Urteil nicht in Ihrem Sinn ausfällt, legen sie Ihnen noch im Gerichtssaal Handschellen an und führen Sie ab.«
    Elliot beugte sich ein paar Zentimeter zu mir vor, bevor er antwortete.
    »Ich bin mir meiner Situation sehr wohl bewusst. Erzählen Sie mir also nicht, ich nehme das hier nicht ernst.«
    »Okay, dann lassen Sie uns künftig pünktlich erscheinen, wenn wir einen Termin vereinbaren. Wir haben noch viel zu klären, aber nicht viel Zeit dafür. Ich weiß, Sie haben ein Filmstudio zu leiten, aber das hat nicht mehr oberste Priorität. In den nächsten zwei Wochen zählt für Sie nur noch eines. Dieser Fall.«
    Jetzt war es an ihm, mich eine Weile zu mustern. Möglicherweise war es das erste Mal in seinem Leben, dass er für eine Verspätung gerügt wurde und dann auch Verhaltensmaßregeln erteilt bekam. Schließlich nickte er.
    »Da haben Sie vermutlich Recht«, gab er zu.
    Ich nickte ebenfalls. Jetzt war die Rangordnung geklärt. Wir befanden uns zwar in seinem Konferenzsaal und auf seinem Studiogelände, aber das Alphatier war jetzt ich. Seine Zukunft hing von mir ab.
    »Gut«, erklärte ich. »Als Erstes muss ich Sie fragen, ob jemand mithören kann, was wir hier besprechen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Gestern war das aber so. Nina hat ganz offensichtlich verfolgen können, was in Ihrem Büro gesprochen worden ist. Das mag für Ihre Filmkonferenzen von Nutzen sein, aber es ist auf keinen Fall wünschenswert, wenn wir über Ihren Fall reden. Ich bin Ihr Anwalt, und niemand sollte hören, worüber wir hier verhandeln. Wirklich niemand. Nina ist da keine Ausnahme. Sie könnte jederzeit eine Vorladung erhalten, um gegen Sie auszusagen. Es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn sie auf die Zeugenliste der Anklage gesetzt wird.«
    Elliot lehnte sich in seinem gepolsterten Stuhl zurück und hob das Gesicht zur Decke.
    »Nina«, sagte er schließlich. »Schalten Sie die Mikros aus. Wenn ich etwas brauche, melde ich mich über die Sprechanlage.«
    Er blickte mich an und öffnete die Hände. Ich nickte befriedigt.
    »Danke, Walter. Und jetzt an die Arbeit.«
    »Zuerst habe ich noch eine Frage.«
    »Nur zu.«
    »Ist das jetzt die Unterredung, in der ich Ihnen erzähle, dass ich es nicht war, und Sie mir dann erzählen, dass es für Sie keine Rolle spielt, ob ich es war oder nicht?«
    Ich nickte.
    »Ob Sie es waren oder nicht, ist unerheblich, Walter. Es geht darum, was die Anklage zweifelsfrei beweisen …«
    »Nein!«
    Er klatschte mit der Handfläche auf den Tisch. Es klang wie ein Schuss. Ich erschrak, hoffte aber, dass man es mir nicht ansah.
    »Ich habe die Nase voll von diesem Juristenquatsch! Dass es keine Rolle spielt, ob ich es war oder nicht. Dass nur zählt, was bewiesen werden kann. Es spielt sehr wohl eine Rolle! Verstehen Sie denn nicht? Es spielt eine Rolle. Ich möchte, dass man mir glaubt, verdammt nochmal! Ich möchte, dass Sie mir glauben. Es interessiert mich nicht, welche Beweise gegen mich vorliegen. Ich habe das nicht getan. Haben Sie mich verstanden? Glauben Sie mir? Wenn mir mein eigener Anwalt nicht glaubt, oder wenn es ihm egal ist, ob ich es war oder nicht, habe ich keine Chance.«
    Ich war überzeugt, dass Nina jeden Moment hereingestürmt käme, um nach dem Rechten zu sehen. Also lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück, um auf sie zu warten und auf das Ende von Elliots Ausbruch.
    Wie erwartet flog eine der Türen auf, und Nina tauchte auf. Doch Elliot wimmelte sie mit einem knappen Wink ab und der schroffen Aufforderung, nicht zu stören. Die Tür

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