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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wenn ich den vereinbarten Abholungstermin nicht einhielt. Sie legte auf, bevor ich etwas erwidern konnte.
    Ich lief die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Es war leer, doch dann entdeckte ich Patrick und Nina auf der unteren Terrasse. Ich stellte mich draußen zu Patrick ans Geländer, der auf die Wellen spähte, und bemühte mich, den emotionalen Aufruhr über das Telefonat mit meiner Exfrau auszublenden.
    »Haben Sie nicht erwähnt, Sie hätten hier mal zu surfen versucht, Patrick? Aber das Wasser sei zu unruhig?«
    »Stimmt.«
    »Heißt das, der Brandungsrückstrom ist sehr stark?«
    »Ja, die Strömung da draußen macht einem echt zu schaffen. Liegt an der Form der Bucht. Die Energie der Wellen, die von Norden reinkommen, prallt an den Felsen ab und wird unter der Oberfläche zurückgeleitet in Richtung Süden. Sie folgt den Umrissen der Bucht und strömt erst nach unten und dann wieder nach draußen. Ein paarmal bin ich von dieser Pipeline mitgerissen worden, Mann. Sie hat mich an den Felsen am Südende vorbei ganz nach draußen gezogen.«
    Ich studierte die Bucht, während er beschrieb, was sich unter der Wasseroberfläche abspielte. Falls seine Aussagen zutrafen und am Tag der Morde ein solcher Brandungsrückstrom geherrscht hatte, hatten die Taucher des Sheriff’s Department wahrscheinlich an der falschen Stelle nach der Mordwaffe gesucht.
    Und jetzt war es für eine erneute Suche zu spät. Wenn der Mörder die Tatwaffe ins Meer geworfen hatte, war sie vermutlich längst von der Unterwasser-Pipeline aus der Bucht ins offene Meer hinausgeschwemmt worden. Ich war mir plötzlich ziemlich sicher, dass die Mordwaffe beim Prozess keinen Überraschungsauftritt haben würde.
    Gut für meinen Mandanten.
    Ich beobachtete die Wellen und dachte an die entfesselten Kräfte, die unter der schönen Oberfläche wirkten.
NEUNZEHN
    D ie Autoren hatten sich entweder freigenommen oder einen anderen Platz zum Protestieren gesucht. Jedenfalls gelangten wir im Gegensatz zum Vortag bei Archway diesmal ohne Verzögerung durch den Checkpoint. Dabei half allerdings auch, dass im Auto vor uns Nina Albrecht saß.
    Es war spät, und das Studiogelände begann sich bereits zu leeren. Patrick fand direkt vor Elliots Bungalow einen Parkplatz. Er war richtig aufgeregt, da er noch nie auf dem Gelände eines Filmstudios gewesen war. Ich erklärte ihm, er könne sich gern ein bisschen umschauen, solle aber sein Handy bereithalten. Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Besprechung mit meinem Mandanten dauern würde, außerdem stand ich unter Zeitdruck, weil ich meine Tochter rechtzeitig abholen musste.
    Als ich Nina nach drinnen folgte, erkundigte ich mich, ob ich Elliot auch woanders sprechen könne als in seinem Büro. Ich hätte einigen Papierkram auszubreiten und der Tisch, an dem wir am Tag zuvor gesessen hätten, wäre zu klein. Sie erklärte sich bereit, mich in den Konferenzsaal zu bringen, wo ich mich einrichten könne, während sie ihren Chef holen ging. Ich dankte ihr und erklärte, das wäre wunderbar. In Wirklichkeit hatte ich jedoch keineswegs vor, irgendwelche Dokumente auszubreiten. Ich wollte mich lediglich an einem neutralen Ort mit Elliot treffen. Wenn ich ihm an seinem Arbeitstisch gegenübersaß, hatte er bei unserer Besprechung automatisch die Oberhand. Das war mir bei unserer ersten Begegnung klargeworden. Elliot war ein Mann mit Durchsetzungsvermögen. Doch von jetzt an musste ich das Kommando übernehmen.
    Es war ein großer Raum mit zwölf schwarzen Lederstühlen, die um einen polierten ovalen Tisch standen. Es gab einen Overhead-Projektor und an der gegenüberliegenden Wand einen länglichen Kasten, in dem sich eine ausziehbare Leinwand befand. An den anderen Wänden hingen gerahmte Plakate der Filme, die auf dem Studiogelände produziert worden waren. Ich nahm an, es waren die Filme, die Archway Geld eingebracht hatten.
    Ich setzte mich und holte die Akten aus meinem Trolley. Fünfundzwanzig Minuten später war ich gerade dabei, die Beweisoffenlegungsdokumente der Anklage durchzusehen, als endlich die Tür aufging und Elliot hereinkam. Ich machte mir nicht die Mühe, aufzustehen oder ihm die Hand zu reichen. Vielmehr versuchte ich, verärgert auszusehen, als ich auf einen Stuhl mir gegenüber wies.
    Nina kam hinter ihm herein, um sich zu erkundigen, was sie uns zu trinken bringen könne.
    »Nichts, Nina«, sagte ich, bevor Elliot reagieren konnte. »Fürs Erste sind wir ausreichend versorgt, und wir müssen dringend in

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