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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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entgegen.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s. Ich will nur wissen, wann du heute vorbeikommst.«
    Es war meine erste Exfrau, Maggie McPherson. Laut unseren vor kurzem revidierten Sorgerechtsvereinbarungen durfte ich meine Tochter nur noch mittwochabends und jedes zweite Wochenende sehen. Das war weit von dem geteilten Sorgerecht entfernt, das wir einmal vereinbart hatten. Aber das hatte ich genauso versiebt wie die zweite Chance, die Maggie mir gegeben hatte.
    »Wahrscheinlich so gegen halb acht. Am Nachmittag habe ich eine Besprechung mit einem Mandanten, und die könnte etwas länger dauern.«
    Die daraufhin eintretende Stille verriet mir, dass ich die falsche Antwort gegeben hatte.
    »Was ist, hast du eine Verabredung?«, fragte ich. »Wann soll ich da sein?«
    »Ich muss spätestens um halb acht los.«
    »Dann komme ich pünktlich um die Zeit vorbei. Wer ist der Glückliche?«
    »Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Apropos Glück, ich habe gehört, du hast Jerry Vincents gesamte Kanzlei geerbt.«
    In diesem Moment betraten Nina Albrecht und Patrick Henson das Schlafzimmer. Ich bemerkte, wie Patrick auf das fehlende Quadrat im Teppich starrte. Ich bedeckte das Telefon mit der Hand und bat die beiden, wieder nach unten zu gehen und dort auf mich zu warten. Dann setzte ich das Gespräch fort. Meine Exfrau war Stellvertretende Bezirksstaatsanwältin am Gericht von Van Nuys und somit in einer Position, in der sie so manches über mich zu hören bekam.
    »Da hast du richtig gehört«, bestätigte ich. »Ich springe für ihn ein. Obwohl ich nicht weiß, wie weit man da von Glück reden kann.«
    »Mit dem Fall Elliot hast du ja wohl einen dicken Fisch an Land gezogen.«
    »Ich stehe gerade im Mordhaus. Toller Blick.«
    »Na, dann viel Erfolg. Wenn es jemand schafft, ihn rauszuhauen, dann du.«
    Sie sagte es mit der Häme eines Anklägers.
    »Kein Kommentar.«
    »Ich wüsste ohnehin, wie er ausfällt. Und noch etwas. Du bekommst heute Abend nicht zufällig Besuch?«
    »Wie soll ich das jetzt verstehen?«
    »Ich meine, so wie vor zwei Wochen. Hayley hat mir erzählt, es sei eine Frau bei dir gewesen. Kann es sein, dass ihr Name Lanie war? Es war deiner Tochter ziemlich peinlich.«
    »Keine Sorge, sie wird heute sicher nicht da sein. Sie ist nur eine Freundin und hat im Gästezimmer geschlafen. Und um eines klarzustellen, ich kann bei mir im Haus haben, wen ich will und wann ich will, weil es mein Haus ist. Und dir steht es frei, es in deinem Haus genauso zu halten.«
    »Ebenso wie es mir freisteht, zum Richter zu gehen und ihn darauf hinzuweisen, dass du unserer Tochter den Umgang mit Drogensüchtigen zumutest.«
    Ich holte tief Luft, bevor ich, so ruhig ich konnte, antwortete.
    »Woher willst du wissen, mit wem ich Hayley Umgang zumute?«
    »Weil deine Tochter nicht blöd ist und sehr gut hört. Sie hat nur erzählt, was so alles gesprochen wurde. Und daraus ließ sich unschwer erschließen, dass deine Freundin gerade einen Entzug hinter sich hat.«
    »Ist das seit neuestem ein Verbrechen? Mit Leuten Umgang zu pflegen, die einen Entzug gemacht haben?«
    »Es ist kein Verbrechen, Michael. Ich finde nur, dass es nicht gut für Hayley ist, reihenweise mit Süchtigen konfrontiert zu werden, wenn sie bei dir ist.«
    »Jetzt sind es schon reihenweise Süchtige. Ich glaube, der Süchtige, der dich am meisten stört, bin ich.«
    »Na ja, wenn du dich angesprochen fühlst …«
    Mir platzte fast der Kragen, aber es gelang mir, mich zu beherrschen, indem ich etwas frische Meerluft einatmete. Als ich wieder zu sprechen begann, tat ich es ganz gelassen. Meinen Ärger zu zeigen würde mir nur schaden, wenn es irgendwann darum ging, die neue Aufteilung des Sorgerechts zu revidieren.
    »Maggie, es geht hier um unsere Tochter. Schade ihr nicht, indem du mir zu schaden versuchst. Sie braucht ihren Vater, und ich brauche meine Tochter.«
    »Genau darauf will ich hinaus. Du schlägst dich gut. Aber dich auf eine Süchtige einzulassen halte ich für keine sehr gute Idee.«
    Ich umklammerte mein Handy so fest, dass ich fürchtete, es könnte zerbrechen. Ich spürte das Brennen tiefroter Scham an Hals und Wangen.
    »Ich muss jetzt Schluss machen.«
    Ich stieß die Worte mühsam hervor, stranguliert vom Gefühl des eigenen Versagens.
    »Ich auch. Ich werde Hayley sagen, dass du spätestens halb acht hier bist.«
    Eine liebe alte Gewohnheit von ihr. Sie beendete unsere Anrufe gerne mit der Anspielung, dass ich meine Tochter tief enttäuschen würde,

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