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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Wunderwaffe sein, von der Ihnen Jerry erzählt hat«, fuhr ich fort. »Denn es bringt auch Risiken mit sich, auf Rilz herumzuhacken.«
    Elliot blickte auf.
    »Der Staatsanwalt ist sich nämlich bestimmt über die Versäumnisse der Ermittler im Klaren. Er hatte fünf Monate Zeit, um sich etwas einfallen zu lassen. Und wenn er gut ist – was er sicher ist –, ist er insgeheim darauf vorbereitet, dass wir in diese Kerbe schlagen.«
    »Ist das nicht aus der Beweisoffenlegung ersichtlich?«
    »Nicht unbedingt. Die Beweisoffenlegung ist eine Kunst für sich. In den meisten Fällen ist gerade das wichtig, was sich nicht in der Offenlegungsakte befindet. Besonders davor muss man auf der Hut sein. Jeffrey Golantz ist ein alter Hase. Er weiß genau, was er hineintun muss und was er für sich behalten darf.«
    »Kennen Sie Golantz? Sind Sie schon mal in einem Prozess gegen ihn angetreten?«
    »Ich kenne ihn nicht und bin ihm auch nie vor Gericht gegenübergestanden. Aber ich kenne seinen Ruf. Er hat noch nie einen Prozess verloren. Und er ist schon siebenundzwanzig Jahre bei der … oh.«
    Ich schaute auf die Uhr. Die Zeit war rasch vergangen, und ich musste zum Schluss kommen, wenn ich meine Tochter rechtzeitig abholen wollte.
    »Also«, fuhr ich fort. »Es gibt noch Verschiedenes, was wir klären müssen. Zunächst einmal, werden Sie vor Gericht aussagen?«
    »Überhaupt keine Frage. Selbstverständlich. Ich will meine Unschuld beteuern. Die Geschworenen wollen mich sicher sagen hören, dass ich es nicht war.«
    »Ich wusste, dass Sie das so sehen würden, und ich bin froh über die Leidenschaftlichkeit Ihrer Unschuldsbeteuerungen. Doch Ihre Aussage vor Gericht muss mehr sein als das. Sie muss auch eine Erklärung beinhalten, warum Sie die Tat nicht begangen haben, und das ist der Punkt, an dem wir in Schwierigkeiten geraten könnten.«
    »Das ist mir egal.«
    »Haben Sie Ihre Frau und Ihren Geliebten getötet?«
    »Nein!«
    »Warum sind Sie dann ins Strandhaus gefahren?«
    »Ich hatte Verdacht geschöpft. Ich wollte überprüfen, ob ich richtig lag, und sie dann zur Rede stellen und den Kerl hinauswerfen.«
    »Glauben Sie allen Ernstes, die Geschworenen werden einem Mann, der ein milliardenschweres Filmstudio leitet, abnehmen, dass er sich den Nachmittag freinimmt, um nach Malibu zu fahren und seiner Frau nachzuspionieren?«
    »Ich habe ihr nicht nachspioniert. Ich war misstrauisch und bin hingefahren, um mich selbst zu überzeugen.«
    »Und sie mit einer Pistole zur Rede zu stellen?«
    Elliot öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann überlegte er es sich anders und antwortete nicht.
    »Sehen Sie, Walter? Wenn Sie sich in den Zeugenstand begeben, setzen Sie sich allem Möglichen aus. Und überwiegend nichts Gutem.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ist mir egal. Nur ein Schuldiger verweigert die Aussage. Jeder weiß das. Daher werde ich erklären, dass ich es nicht getan habe.«
    Bei jeder Silbe des letzten Satzes stach er mit dem Zeigefinger nach mir. Mir gefiel seine Eindringlichkeit noch immer. Er wirkte glaubhaft. Vielleicht konnte er im Zeugenstuhl standhalten.
    »Na schön, letztlich ist es Ihre Entscheidung«, gab ich nach. »Wir bereiten Sie auf Ihre Aussage vor, aber die endgültige Entscheidung treffen wir erst, wenn wir im Prozess an der Reihe sind und klarer sehen, wo wir stehen.«
    »Die Entscheidung ist schon jetzt gefallen. Ich werde vor Gericht aussagen.«
    Sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot. Was diesen Punkt anging, musste ich vorsichtig sein. Ich wollte zwar nicht, dass er aussagte, aber es war unzulässig, es ihm zu verbieten. Diese Entscheidung lag allein beim Mandanten. Und wenn er jemals behaupten würde, ich hätte sie ihm genommen oder ihn daran gehindert auszusagen, bekäme ich Ärger mit der Anwaltskammer.
    »Hören Sie, Walter. Sie sind ein mächtiger Mann. Sie leiten ein Studio, machen Filme und setzen Tag für Tag Millionen von Dollar aufs Spiel. Das ist mir alles bewusst. Sie sind es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, ohne dass jemand sie in Frage stellt. Aber wenn wir vor Gericht gehen, bin ich der Boss. Und selbst wenn Sie derjenige sind, der diese Entscheidung trifft, muss ich mich dennoch darauf verlassen können, dass Sie auf mich hören und meinen Rat berücksichtigen. Andernfalls hat es keinen Sinn, hier noch länger weiterzumachen.«
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dieses Zugeständnis fiel ihm sichtlich schwer.
    »Okay. Ich habe verstanden. Die endgültige

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