So wahr uns Gott helfe
Entscheidung treffen wir später.«
Er sagte es widerstrebend. Kein Mann tritt freiwillig seine Macht an einen anderen ab.
»Gut, Walter. In diesem Punkt sind wir uns also einig.«
Erneut blickte ich auf die Uhr. Auf meiner Liste standen noch ein paar weitere Punkte, und ein wenig Zeit blieb mir noch.
»Okay, weiter im Text.«
»Bitte.«
»Ich möchte ein paar Leute mit in unser Team aufnehmen. Sie werden …«
»Nein. Ich hab Ihnen doch erklärt, je mehr Anwälte ein Angeklagter hat, um so schuldiger wirkt er. Sehen Sie sich Barry Bonds an. Und sagen Sie bloß, die Leute halten ihn nicht für schuldig. Er hat mehr Anwälte als Mannschaftskollegen.«
»Walter, Sie haben mich nicht ausreden lassen. Es geht hier nicht um Anwälte, und ich kann Ihnen jetzt schon versprechen, dass nur wir beide, Sie und ich, auf der Anklagebank sitzen werden, wenn der Prozess beginnt.«
»Wen wollen Sie dann noch hinzuziehen?«
»Eine Beraterin für die Geschworenenauswahl und jemanden, der mit Ihnen arbeitet, was Auftreten, Aussage und das alles betrifft.«
»Keinen Geschworenenberater. Das erweckt den Eindruck, als wollten Sie irgendwas drehen.«
»Die Person, die ich dafür engagieren will, wird im Zuschauerbereich sitzen. Niemand wird sie bemerken. Sie verdient ihren Lebensunterhalt mit Pokern und hält in den Gesichtern und Blicken anderer Menschen nach verräterischen kleinen Hinweisen Ausschau. Mehr nicht.«
»Nein. Für solchen Hokuspokus zahle ich nicht.«
»Wirklich nicht, Walter?«
Ich versuchte fünf Minuten lang, ihn umzustimmen, indem ich ihm erklärte, dass die Auswahl der Geschworenen der wichtigste Teil des ganzen Prozesses werden könnte. Ich betonte, dass man bei Indizienfällen das Hauptaugenmerk darauf legen musste, Geschworene mit einer unvoreingenommenen Grundhaltung auszuwählen. Leute, die nicht automatisch glaubten, dass etwas der Wahrheit entsprach, bloß weil es die Polizei oder der Staatsanwalt behaupteten. Ich erklärte ihm, dass ich mir einiges auf meinen Riecher bei der Auswahl von Geschworenen zugute hielt, aber trotzdem nicht auf die Hilfe eines Experten verzichten wollte, der Mienenspiel und Gestik zu lesen verstand. Am Ende meines Plädoyers schüttelte Elliot nur den Kopf.
»Alles nur Hokuspokus. Ich verlasse mich auf Ihren Riecher.«
Ich blickte ihn forschend an und entschied dann, es für heute dabei zu belassen. Alles Weitere würde ich beim nächsten Mal zur Sprache bringen. Seine Zusicherung, ich wäre beim Prozess der Boss, war ganz offensichtlich nur ein Lippenbekenntnis gewesen, und er schien das Ruder um keinen Preis aus der Hand geben zu wollen.
Und langsam beschlich mich die Befürchtung, dass ihn das auf schnellstem Weg ins Gefängnis bringen konnte.
ZWANZIG
A ls ich Patrick bei seinem Auto abgesetzt hatte und im dichten Abendverkehr in Richtung Valley rollte, war mir bereits klar, dass ich mich verspäten und Anlass zu einem weiteren Streit mit meiner Exfrau geben würde. Ich rief sie an, um ihr Bescheid zu geben, aber sie ging nicht ans Telefon, und ich hinterließ ihr eine Nachricht. Als ich schließlich vor ihrer Wohnanlage in Sherman Oaks eintraf, war es fast zwanzig vor acht, und Mutter und Tochter warteten bereits am Straßenrand auf mich. Hayley hielt den Kopf gesenkt und starrte auf den Gehsteig. Mir fiel auf, dass sie diese Haltung in letzter Zeit immer dann einnahm, wenn sich ihre Eltern in ihrem Beisein begegneten. Es war, als stünde sie auf dem Transporterkreis und wartete darauf, weit weggebeamt zu werden.
Ich öffnete die Türverriegelung, und Maggie half Hayley mit ihrem Schulranzen und der Reisetasche auf den Rücksitz.
»Danke, dass du so pünktlich bist«, bemerkte sie ausdruckslos.
»Keine Ursache«, gab ich zurück, nur um zu sehen, ob es dieses wütende Funkeln in ihre Augen treiben würde. »Muss ja eine ganz besondere Verabredung sein, wenn du hier draußen auf mich wartest.«
»Nicht wirklich. Elternabend in der Schule.«
Ihre Bemerkung durchschlug meine Deckung und krachte mit voller Wucht gegen mein Kinn.
»Hättest du doch was gesagt. Wir hätten einen Babysitter nehmen und gemeinsam hingehen können.«
»Ich bin kein Baby mehr«, beschwerte sich Hayley hinter mir.
»Außerdem hatten wir das bereits«, warf Maggie von der anderen Seite ein. »Schon vergessen? Du hast Hayleys Lehrerin wegen ihrer Mathenoten, über deren Zustandekommen du rein gar nichts wusstest, dermaßen niedergemacht, dass ich seitens der Schule darum gebeten wurde,
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