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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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künftig allein zu den Lehrergesprächen zu erscheinen.«
    Ich konnte mich nur vage an den Vorfall erinnern. Unter Oxycodon-Einfluss war er irgendwo tief in meiner Erinnerungsdatenbank vergraben worden. Aber ich spürte, wie mir die brennende Schamröte ins Gesicht stieg. Mir fiel keine Erwiderung ein.
    »Ich muss jetzt los«, sagte Maggie hastig. »Hayley, mein Schatz, sei nett zu deinem Vater, und bis morgen.«
    »Alles klar, Mami.«
    Ich warf meiner Exfrau einen kurzen Blick zu, während ich den Wagen startete.
    »Zeig’s ihnen, Maggie McFierce«, sagte ich.
    Dann fuhr ich los und schloss das Fenster. Meine Tochter fragte mich, woher ihre Mutter den Spitznamen Maggie McFierce hatte.
    »Weil sie immer im absoluten Vertrauen auf einen Sieg in den Kampf zieht«, erklärte ich.
    »In welchen Kampf?«
    »In alle möglichen Kämpfe.«
    Wir fuhren schweigend den Ventura Boulevard hinunter und gingen ins DuPar’s essen. Es war das Lieblingslokal meiner Tochter, weil ich sie immer Pfannkuchen bestellen ließ. Irgendwie glaubte sie, typische Frühstücksspeisen zum Abendessen zu bestellen sei ein Verstoß gegen etwas, und sie fühlte sich deswegen rebellisch und verwegen.
    Ich orderte mir ein Schinkensandwich mit Salat und Thousand Island Dressing, und in Anbetracht meiner jüngsten Cholesterinwerte hielt ich mich eher für denjenigen, der rebellisch und verwegen war. Wir erledigten gemeinsam ihre Hausaufgaben, für sie ein Kinderspiel und für mich eine echte Herausforderung. Dann erkundigte ich mich, was sie unternehmen wollte. Ich war zu allem bereit – ins Kino zu gehen oder in die Mall, was immer sie wollte –, aber insgeheim hoffte ich, sie würde vorschlagen, zu mir zu fahren und einfach nur ein bisschen rumzugammeln, vielleicht ein paar alte Fotoalben rauszukramen und die vergilbten Fotos anzusehen.
    Sie zögerte, und ich glaubte zu wissen, warum.
    »Heute ist niemand bei mir zu Hause, falls du dir deswegen Gedanken machst, Hay. Die Frau, der du mal begegnet bist, Lanie? Sie kommt nicht mehr zu mir.«
    »Meinst du, sie ist nicht mehr deine Freundin?«
    »Sie ist nie meine Freundin gewesen. Nur eine Bekannte. Weißt du noch, als ich letztes Jahr im Krankenhaus war? Dort habe ich sie kennengelernt, und wir haben uns angefreundet. Wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen, und sie kommt ab und zu vorbei, wenn sie nicht allein zu Hause sein will.«
    Es war eine deutlich bereinigte Version der Geschichte. Lanie Ross und ich hatten uns während des Entzugs bei der Gruppentherapie kennengelernt. Danach führten wir die Beziehung fort, ohne dass wir jemals miteinander geschlafen hätten, denn dazu waren wir emotional gar nicht in der Lage. Die Sucht hatte die dafür zuständigen Nervenenden abgetötet, und sie regenerierten sich nur langsam. Wir verbrachten Zeit miteinander und waren füreinander da – eine Zwei-Personen-Selbsthilfegruppe. Aber nach der Rückkehr ins richtige Leben bemerkte ich bei Lanie bald eine Schwäche. Ich spürte instinktiv, dass sie nicht durchhalten würde und wir die Reise nicht gemeinsam fortsetzen konnten. Es gibt drei Wege, die man nach einem Entzug einschlagen kann. Den schmalen Pfad der Enthaltsamkeit, die breite Straße in die Rückfälligkeit, und als dritte Option den schnellen Ausweg. Letzteren wählen diejenigen, die merken, dass ein Rückfall ohnehin nur ein Selbstmord auf Raten ist, und es nicht länger aufschieben wollen. Ich hatte keine Ahnung, welchen der beiden letzteren Wege Lanie beschreiten würde aber folgen wollte ich ihr auf keinem davon. Daher gingen wir einen Tag nachdem Hayley sie kennengelernt hatte, getrennte Wege.
    »Weiß du, Hayley, du kannst es mir immer sagen, wenn dir etwas nicht passt oder wenn ich etwas tue, das dich stört.«
    »Ich weiß.«
    »Gut.«
    Wir schwiegen eine Weile, und ich merkte, sie hatte noch etwas auf dem Herzen. Ich ließ ihr die Zeit, damit herauszurücken.
    »Dad?«
    »Was, mein Schatz?«
    »Wenn diese Frau nicht deine Freundin gewesen ist, heißt das, dass du und Mami, dass ihr vielleicht wieder zusammenkommt?«
    Auf diese Frage hin fehlten mir erst einmal die Worte. Ich bemerkte die Hoffnung in Hayleys Augen und wollte, dass sie das Gleiche in meinen sah.
    »Ich weiß nicht, Hay. Ich hab es ziemlich verbockt, als wir es letztes Jahr nochmal versucht haben.«
    Jetzt verdunkelte der Schmerz ihre Augen wie vorbeiziehende Wolken das Meer.
    »Aber ich arbeite daran, Schatz«, fügte ich rasch hinzu. »Wir müssen es einfach in aller Ruhe

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