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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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habe?«
    »Sind bereits überprüft.«
    »So schnell?«
    Er beugte sich vor und legte die Hände auf den Schreibtisch.
    »Ich ermittle in dieser Sache nicht allein, okay? Ich habe eine Menge Mitarbeiter, und wir haben jeden Ihrer Namen überprüft. All diese Kerle sind entweder im Gefängnis oder tot oder haben mit Jerry Vincent nichts mehr am Hut. Wir haben sogar einige Leute überprüft, die er noch während seiner Zeit bei der Staatsanwaltschaft verknackt hat. Auch das hat zu nichts geführt.«
    Ich empfand echte Enttäuschung. Offensichtlich hatte ich zu große Hoffnungen darauf gesetzt, dass einer dieser Namen zu dem Mörder führen und seine Festnahme meiner Gefährdung ein Ende setzen würde.
    »Was ist mit Demarco, dem Waffenhändler?«
    »Den habe ich mir persönlich vorgenommen, aber ich konnte ihn ziemlich schnell von der Liste streichen. Er ist tot, Haller. Vor zwei Jahren oben in Corcoran in seiner Zelle gestorben. Innere Blutungen. Bei der Obduktion haben sie einen zugespitzten Zahnbürstengriff in seinem Analtrakt gefunden. Ob er ihn selbst dort reingeschoben hat, um ihn zu verstecken, oder ob es jemand anderer war, ist unklar. Jedenfalls war es den anderen Insassen eine Lehre. Sie haben sogar ein Warnschild aufgehängt. Niemals spitze Gegenstände im Arsch aufbewahren. «
    Abgestoßen von dieser Geschichte und betroffen vom Verlust eines potenziellen Verdächtigen, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Doch ich hatte mich rasch wieder im Griff und machte auf meine übliche nonchalante Tour weiter.
    »Was soll ich dazu sagen, Detective? Demarco war mein bestes Pferd im Stall. Diese Namen waren alles, was ich hatte. Und wie ich Ihnen bereits erklärt habe, darf ich Ihnen über die laufenden Fälle nichts mitteilen. Nur eines vielleicht – es gibt darin auch nichts wirklich Interessantes für Sie zu entdecken.«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Nein, wirklich, Detective, das ist mein voller Ernst. Ich habe alle aktuellen Fälle durchgesehen und bin bei keinem auf irgendetwas gestoßen, was man als potenzielle Bedrohung für Vincent ansehen könnte. Es gibt nirgendwo eine Verbindung zum FBI. Und es liegen keinerlei Hinweise darauf vor, dass Jerry Vincent auf etwas gestoßen sein könnte, das ihm zum Verhängnis wurde. Mal ganz abgesehen davon, dass Mandanten ohnehin nichts zu befürchten haben, wenn man als Anwalt etwas Nachteiliges über sie herausfindet. Also in jeder Hinsicht Fehlanzeige. Schließlich hat er ja auch keine Mafiosi vertreten oder Drogenhändler. Es gab nichts in …«
    »Er hat Mörder vertreten.«
    »Mordverdächtige. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er nur einen einzigen Mordfall, Walter Elliot. Und bei dem gibt es nichts Auffälliges. Glauben Sie mir, ich habe mir alles sehr genau angesehen.«
    Auch wenn ich selbst gewisse Zweifel an dem hegte, was ich da erzählte, schien das Bosch nicht aufzufallen. Endlich setzte er sich auf die Kante des Stuhls, der vor dem Schreibtisch stand, und sein Gesicht nahm einen fast verzweifelten Ausdruck an.
    »Jerry war geschieden«, sagte ich. »Haben Sie seine Exfrau überprüft?«
    »Sie haben sich vor neun Jahren scheiden lassen. Sie ist inzwischen wieder glücklich verheiratet und bekommt in Kürze ihr zweites Kind. Ich glaube nicht, dass eine Frau, die im siebten Monat schwanger ist, loszieht und ihren Exmann niederschießt, von dem sie neun Jahre nichts mehr gehört und gesehen hat.«
    »Irgendwelche anderen Angehörigen?«
    »Eine Mutter in Pittsburgh. Die Familie bringt uns nicht weiter.«
    »Ein Freundin?«
    »Er hatte was mit seiner Sekretärin, aber nichts Ernstes. Und an ihrem Alibi ist nichts auszusetzen. Sie hatte auch was mit dem Ermittler laufen, und die beiden waren in der Tatnacht zusammen.«
    Ich spürte, wie ich errötete. Dieses schäbige Szenario erinnerte mich an meine eigene Situation. Aber wenigstens waren Lorna, Cisco und ich nicht zeitgleich miteinander liiert gewesen. Ich rieb mir das Gesicht, als wäre ich müde, und hoffte, das würde als Erklärung für meine Verfärbung herhalten.
    »Wirklich praktisch«, sagte ich. »Dass sie sich gegenseitig zu einem Alibi verhelfen.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Es ist von Zeugen bestätigt worden. Sie sind mit Freunden bei einer Vorführung von Archway gewesen. Die Einladung hatten sie von Ihrem tollen neuen Mandanten.«
    Ich nickte. Dann stellte ich auf Basis der vorliegenden Fakten eine Vermutung an und warf Bosch den Knaller vor die Füße.
    »Der Kerl, den Sie

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