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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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öffneten. Ich war allen mindestens eine Stunde zuvorgekommen. Ich fuhr auf das zweite Parkdeck, um im selben Geschoss wie die Kanzlei parken zu können. Jedes Deck hatte einen eigenen Zugang zum Haus.
    Ich kam an der Stelle vorbei, an der Jerry Vincent geparkt hatte, als er erschossen wurde, und stellte mein Auto ein gutes Stück davon entfernt ab. Als ich zu der Brücke ging, die das Parkhaus mit dem Legal Center verband, fiel mir ein Subaru-Kombi mit einem Surfboardhalter auf. Auf dem Rückfenster klebte ein Sticker mit der Silhouette eines Surfers. Auf dem Sticker stand ONE WORLD.
    Die hinteren Fenster des Kombis waren dunkel getönt. Deshalb ging ich nach vorn und spähte durch das Beifahrerfenster ins Innere. Der Rücksitz war umgeklappt. Eine Hälfte der Ladefläche nahmen offene Kartons mit Kleidern und persönlichen Habseligkeiten ein. Die andere Hälfte diente Patrick Henson als Bett. Er hatte das Gesicht vom Licht weggedreht und in die Falten eines Schlafsacks vergraben. Erst in diesem Moment fiel mir wieder ein, was er bei unserem ersten Telefonat erwähnt hatte. Als ich ihn fragte, ob er Interesse hätte, als mein Fahrer zu arbeiten, ließ er fallen, dass er in seinem Auto wohnte und in einem Wasserwachthäuschen schlief.
    Ich wollte schon ans Fenster klopfen, beschloss dann aber, Patrick schlafen zu lassen. Ich brauchte ihn erst später am Vormittag. Es gab keinen Grund, ihn zu wecken. Ich marschierte über die Brücke in das Bürogebäude, und bog rechts in den Flur, der zu der Tür mit Jerry Vincents Name darauf führte. Vor der Tür stand Detective Bosch. Er trug seine Ohrhörer, lauschte der Musik und wartete auf mich. Seine Hände steckten in den Hosentaschen, er wirkte grüblerisch und vielleicht sogar ein wenig verärgert. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir keinen Termin hatten, daher war mir schleierhaft, wieso er sauer war. Vielleicht lag es an der Musik. Als er mich bemerkte, zog er die Ohrstöpsel heraus und steckte sie in seine Jackentasche.
    »Was, heute kein Kaffee?«, begrüßte ich ihn.
    »Heute nicht. Ich habe gestern gemerkt, dass Sie gar keinen trinken.«
    Er trat beiseite, damit ich die Tür aufschließen konnte.
    »Darf ich Sie was fragen?«, wandte ich mich an ihn.
    »Sie fragen doch sowieso. Selbst wenn ich Nein sage.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich Recht.«
    Ich öffnete die Tür.
    »Also, fragen Sie schon.«
    »Na ja, es ist nur, Sie kommen mir eigentlich nicht wie ein iPod-Typ vor. Was haben Sie gerade gehört?«
    »Jemand, von dem Sie sicher noch nie was gehört haben.«
    »Ah, verstehe. Wahrscheinlich Tony Robbins, den Selbsthilfe-Guru?«
    Bosch schüttelte den Kopf. Er biss nicht an.
    »Frank Morgan«, brummte er.
    Ich nickte.
    »Der Saxofonist? Klar kenne ich Frank.«
    Bosch schien überrascht, und wir betraten das Vorzimmer.
    »Sie kennen ihn?«, fragte er ungläubig.
    »Ja, ich schaue normalerweise immer vorbei und sage ihm Hallo, wenn er im Catalina oder in der Jazz Bakery spielt. Mein Vater war Jazz-Fan und in den Fünfziger- und Sechzigerjahren Franks Anwalt. Frank ist ziemlich oft mit dem Gesetz in Konflikt geraten, bis er endlich die Kurve gekratzt hat. Eine Zeit lang hat er sogar in San Quentin mit Art Pepper gespielt. Den kennen Sie doch sicher auch, oder? Aber als ich Frank kennengelernt habe, hat er keinen Strafverteidiger mehr gebraucht. Er hatte sein Leben im Griff.«
    Bosch brauchte eine Weile, um zu verdauen, dass ich Frank Morgan persönlich kannte. Den umstrittenen Erben Charlie Parkers, der sein Talent zwanzig Jahre lang an die Heroinsucht vergeudet hatte. Wir durchquerten den Empfangsbereich und betraten das Büro.
    »Und wie kommen Sie mit den Ermittlungen voran?«
    »Geht so.«
    »Angeblich haben Sie gestern, bevor Sie zu mir gekommen sind, im Parker Center die ganze Nacht einen Verdächtigen verhört. Aber zu einer Festnahme ist es nicht gekommen?«
    Ich ließ mich hinter Vincents Schreibtisch nieder und begann, Akten aus meinem Koffer zu holen. Bosch blieb stehen.
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    Die Frage hatte n ichts Beiläufiges mehr, sie klang eher wie ein wütend gebellter Befehl. Ich nahm es locker.
    »Keine Ahnung. Muss es irgendwo aufgeschnappt haben. Vielleicht von einem Reporter. Wer war der Verdächtige?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Was geht mich dann was an, Detective? Warum sind Sie hier?«
    »Ich wollte wissen, ob Sie noch irgendwelche Namen für mich haben.«
    »Was ist mit den Namen passiert, die ich Ihnen gestern gegeben

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