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So weit der Wind uns trägt

So weit der Wind uns trägt

Titel: So weit der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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Knie, so wie ihr auf ihm herumspringt.« Er bedachte seinen Schwiegervater mit einem eisigen Blick. Er sollte bloß nicht auf die Idee kommen, ihm zu widersprechen, schon gar nicht vor den Kindern.
    Aber der andere ließ sich davon nicht einschüchtern. Es war nicht nur sein Haus, sondern er war als der Ältere auch nicht im Mindesten geneigt, sich von seinem Schwiegersohn Anweisungen geben zu lassen. So weit käme es noch, dass er, der Abgeordnete Luíz Inácio Almeida dos Passos, mit 58  Jahren in der Blüte seines Lebens und durchaus noch kein Greis, den man mit milder Autorität von senilen Narreteien abhalten musste, dass also er sich Vorschriften von Fernando machen ließ!
    »Wenn dir der Zustand meiner Kniegelenke so viel bedeutet, dann spiel du doch mal zur Abwechslung mit den Kindern. Es sind schließlich deine Töchter, auch wenn du das anscheinend gern vergisst.«
    »Isabel, Sofia, geht auf eure Zimmer«, sagte Fernando streng zu den beiden größeren Mädchen, »und nehmt Ana mit.«
    Die Kinder zogen mit betretenen Mienen von dannen. Sie liebten ihren Vater genauso sehr, wie sie ihn fürchteten, und sogar die Kleinste hatte schon begriffen, dass man seinen Befehlen besser Folge leistete.
    »Ich dulde es nicht«, sagte Fernando, kaum dass er mit seinem Schwiegervater allein war, »dass Sie mir vor den Kindern widersprechen.«
    »Ach, das duldest du nicht? Das wirst du aber müssen. Denn ich dulde es nicht, dass mir ein Niemand wie du in meinem eigenen Haus Vorschriften macht.«
    »Sie werden meinen Anblick nicht mehr lange ertragen müssen.« Fernando sprach die Idee in demselben Augenblick aus, in dem sie ihm gekommen war. Hätte er sich normalerweise länger damit auseinandergesetzt, Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen, seine Frau konsultiert und erst dann seine Entscheidung kundgetan, so war er sich jetzt absolut sicher, dass er keinen weiteren Tag mit diesem herrschsüchtigen Alten unter einem Dach leben wollte. »Wir werden Sie in Frieden lassen. Demnächst haben wir vier Kinder, und es wird für uns alle ein bisschen eng hier in
Ihrem
Haus.«
    Luíz Inácio schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet.
    Fernando, dem die Reaktion seines Schwiegervaters nicht entgangen war, konnte es sich nicht verkneifen, noch hinzuzusetzen. »Sie sind natürlich jederzeit herzlich willkommen in
meinem
Haus – solange Sie dort nicht meine väterliche Autorität untergraben.«
    Ja, fand Fernando, das war endlich einmal ein Plan, der trotz seiner spontanen Entstehung wirklich gut war. Warum waren sie nicht schon längst ausgezogen? Weil, gestand er sich ein, es bequem gewesen war. Das Haus von Elisabetes Eltern war groß, sie wohnten dort umsonst, und vor allem hatte Elisabete dort immer Gesellschaft von Erwachsenen – so dass er, Fernando, nicht allzu schweren Gewissens abwesend sein konnte. Zumindest tagsüber, wenn er viel Arbeit zu seiner Entschuldigung heranziehen konnte. Das abendliche Ausgehen war schon etwas schwieriger zu bewerkstelligen.
    Das würde sich ändern. Wenn er nicht immerzu von den Schwiegereltern mit Argusaugen beobachtet wurde, könnte er sich viel öfter abends mit Jujú treffen oder sogar die Nacht mit ihr verbringen. Er war ziemlich sicher, dass es Elisabete nicht viel ausmachen würde. Sie wäre wahrscheinlich sogar froh, wenn er seine Triebe nicht weiterhin an ihr befriedigen würde und wenn sie sich einmal von den Schwangerschaften erholen konnte. Und vermutlich wäre sie so glücklich darüber, endlich ihr eigenes Heim zu haben, in dem sie und nicht ihre Mutter das Sagen hatte und das sie nach eigenen Vorstellungen einrichten konnte, dass sie seinen Eskapaden kaum mehr Beachtung schenken würde.
    Doch Elisabetes Reaktion fiel anders aus, als er erwartet hatte.
    »Warum sollen wir denn umziehen? Mir gefällt es hier sehr gut. Mamã ist mir eine unersetzliche Stütze bei der Kinderbetreuung, und Papá ist ohnehin ganz vernarrt in die Kleinen. Es ist genug Platz für uns alle, selbst wenn wir noch mehr Kinder bekommen sollten.«
    »Wir würden ja nicht in ein anderes Land ziehen. Wir würden wahrscheinlich sogar in der Nachbarschaft bleiben, so dass deine Eltern jederzeit zu Besuch kommen könnten. Aber ich kann es nicht länger hinnehmen, dass dein Vater – der mich, nebenbei bemerkt, für einen
Niemand
hält – sich als Hausherr auch das Recht herausnimmt, meine Erziehungsmethoden in Frage zu stellen. Wir ziehen aus, basta!«
    »Wie du meinst. Hast du denn schon ein geeignetes

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