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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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von alledem sagen. Ich habe es einmal versucht, und da fuhr er mich so heftig an, dass ich dachte, er würde mir richtig wehtun.« Als Jugendlicher hatte ich ein paarmal gesehen, wie Sam explodiert war, daher wusste ich, dass er zu extremer Wut im Stande war. »Er hat mir gesagt, ich sei nur egoistisch.«
    »Was haben Sie darauf erwidert?«
    Pamela neigte leicht den Kopf. »Ich habe ihm gesagt, er hätte recht.«
    Eine Zeit lang schwiegen wir beide. Sie schien völlig erschöpft, und ich war mir nicht sicher, was ich sagen sollte. Nach einer Weile sagte sie: »Stört es Sie, wenn ich etwas esse?«
    Mir wurde bewusst, dass sie vermutlich seit mehreren Tagen nichts mehr gegessen hatte. »Nein. Natürlich nicht.«
    Wir aßen beide. Pamela schlang ihr Sandwich hinunter; es schien ihr ein bisschen peinlich zu sein, dass sie so schnell aß. Als sie das Sandwich aufgegessen hatte, begann sie mit der Suppe, erst mit einem Löffel, und dann hielt sie sich die Schale an den Mund. Sie muss am Verhungern sein , dachte ich.
    Als sie alles aufgegessen hatte, entschuldigte sie sich. »Es tut mir leid. Ich habe seit einer ganzen Weile nichts mehr gegessen.«
    »Nein, mir tut es leid, ich hätte Sie essen lassen sollen. Möchten Sie vielleicht noch irgendetwas? Ein Stück Kuchen?« »Nein, danke«, sagte sie. »Soll ich fortfahren?«
    »Bitte«, sagte ich.
    Sie senkte den Blick, sammelte ihre Gedanken. Ihre Stirnfurchte sich. »Bevor ich McKale bekam, arbeitete ich als Büroleiterin in einem Geschäft für Installateurbedarf. Ich hatte dort aufgehört, als McKale geboren wurde, aber mit Sams Gehalt allein hielten wir uns nur mühsam über Wasser, daher fing ich wieder an zu arbeiten, sobald sie in die Schule ging.
    Eines Tages kam dieser richtig gut aussehende Mann in das Geschäft. Jeremy. Er war Installateur, aber er hätte ein Model sein können. Ich hatte einen dieser richtig harten Tage, an denen ich mich nur mit Mühe beherrschen konnte, nicht in Tränen auszubrechen. Er fragte, ob es mir gut ginge, und ich begann zu weinen. Er war richtig süß. Er fragte mich, ob ich jemanden zum Reden bräuchte, und bot mir an, mich nach der Arbeit auf einen Kaffee zu treffen. Ich sagte, danke, aber ich sei verheiratet, und er machte einen Rückzieher.
    Aber das war nicht das letzte Mal, dass ich ihn sah. Er wurde ein Stammkunde und kam mehrmals die Woche vorbei. Jedes Mal brachte er mir eine kleine Schachtel Pralinen mit, um mir den Tag zu versüßen. Bald freute ich mich auf seine Besuche.
    Eines Tages kam Jeremy gegen Mittag vorbei. Während er darauf wartete, dass seine Bestellung ausgeführt wurde, begannen wir wie gewohnt zu plaudern, und auf einmal fragte er mich, ob ich gern etwas essen gehen würde. Es war genau der richtige – oder falsche – Zeitpunkt für diese Frage. Sam und ich hatten uns an dem Morgen wieder einmal richtig schlimm gestritten.« Pamela hielt einen Moment inne, und ihre Stimme wurde etwas sanfter. »Ich habe Ja gesagt.
    Letztendlich fuhren wir zu seiner Wohnung. Aber das war erst der Anfang. Wir begannen, uns jede Woche zu treffen. Jeremy war alleinstehend und besaß eine gut gehende Firma, daher hatte er viel Geld, und er kaufte mir ständig Schmuckund Kleidung. Ich konnte die Sachen nicht mit nach Hause nehmen – nicht dass es Sam aufgefallen wäre. Sam war damit beschäftigt, zu versuchen, sein Versicherungsunternehmen auf die Beine zu stellen, daher arbeitete er fast jeden Tag bis spätabends. Er rief mich selten tagsüber an.
    Ein Jahr nach Beginn unserer Affäre bat mich Jeremy, Sam zu verlassen und ihn zu heiraten. Sam und ich waren uns nur noch fremder geworden, daher klang Jeremys Antrag, ehrlich gesagt, wundervoll. Es gab da nur einen Haken. Er sagte, er wolle nicht an ein Kind gebunden sein. Das konnte ich verstehen. Ich meine, mir ging es genauso. Ich hatte so jung geheiratet und ein Kind bekommen, dass ich nie die Gelegenheit gehabt hatte, die Welt zu sehen.
    Ich weiß, es klingt abscheulich.« Sie sah mir in die Augen. »Es ist abscheulich. Ich habe mit dem Gedanken gespielt. Aber ich konnte es nicht tun. McKale war erst sieben. Ich konnte sie nicht einfach verlassen.
    Jeremy sagte, das würde er verstehen. Er sagte, das sei es, was er wirklich an mir lieben würde – dass ich ein gutes Herz hätte. Aber weil er mich so sehr lieben würde, könne er es kaum ertragen, mich zu sehen, wenn unsere Beziehung keine Zukunft hätte.
    Er hörte auf, mich anzurufen. Er kam noch immer in das

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