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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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in meinem Schlafsack und hielt mir fast zwanzig Minuten den Kopf, in der Hoffnung, das Gefühl von Schwindel und Übelkeit würde sich legen. Als es mir etwas besser ging, rollte ich meinen Schlafsack zusammen und ging los, nachdem ich das Frühstück zwangsläufig ausfallen lassen musste.
    Ich ging drei Meilen weit bis zur Stadt Plankinton. Inzwischen fühlte ich mich fast wieder normal, daher ging ich zum Frühstücken in einen kleinen Eckladen namens Coffee Cup Fuel Stop. Eine Meile später kam ich an einem Schild für den Maispalast vorbei.
    ÄHRENSACHE   …
    Besuchen Sie den Maispalast, Mitchell, South Dakota
    Mitchell war die größte Stadt, in die ich seit Rapid City kommen würde. Ich nahm an, dass ich Mitchell bis zum Spätnachmittag erreichen und ein anständiges Hotel finden könnte, um mich zu erholen.
    In den nächsten Stunden fiel mir das Gehen immer schwerer, und drei Meilen vor der Stadt wurde das Schwindelgefühl noch schlimmer als an diesem Morgen. Alles begann sich so wild zu drehen, dass ich wie ein Betrunkener taumelte. Dann musste ich mich übergeben. Ich stolperte ein paar Meter weiter, bevor ich mich noch zweimal übergab. Ich ließ mich auf die Knie fallen und hielt mir vor Schmerzen den Kopf.
    Ich nahm meinen Rucksack ab und rollte mich auf die Seite. Weitergehen war keine Option mehr. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hoffte, ein Highwaypolizist oder irgendein vorbeifahrender Autofahrer würde anhalten, um nach mir zu sehen, aber das tat niemand. Autos schossen vorbei, aber entweder sahen sie mich nicht, oder sie wollten vielleicht nichts mit mir zu tun haben. Wie kann man auf einen Menschen, der am Straßenrand liegt, nicht reagieren?
    Ich lag mehrere Stunden da und übergab mich noch sechsmal, bis ich schließlich nur noch trocken würgte. Der Geschmack der Magensäure war scharf und bitter in meinem Mund. Als es dunkel wurde, überlegte ich unschlüssig. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich noch ein Stück weiter vom Seitenstreifen wegrollen sollte, um nicht überfahren zu werden, oder besser dort bleiben sollte, wo ich war, in der Hoffnung, irgendein Barmherziger Samariter würde anhalten, um mir zu helfen – eine Aussicht, die mir mit jedem vorbeifahrenden Auto unwahrscheinlicher erschien.
    Inzwischen wurde ich allmählich panisch, und ich fragte mich, wie ich die Nacht verbringen würde, als ich hinter mir einen Wagen heranfahren hörte. Ich hörte, wie eine Tür aufging, gefolgt von schweren Schritten. Meine Gedanken, die sich ohnehin schon drehten, kehrten zurück zu der Nacht, als ich vor Spokane überfallen wurde und um ein Haar meinLeben verloren hätte. Nur dass ich diesmal noch verletzlicher war.
    Als ich aufsah, stand ein älterer, grauhaariger Mann in adretter, aber altmodischer Kleidung vor mir.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte er mit einem starken Akzent, der für mich russisch klang.
    »Mir ist sehr schwindelig.«
    Er kauerte sich neben mich. »Haben Sie getrunken?«
    Ich bemerkte seinen Davidstern-Anhänger. »Nein. Plötzlich hat sich einfach alles gedreht.«
    »Haben Sie Verwandte oder Freunde, die ich anrufen könnte?«
    »Nein, ich bin aus Seattle«, sagte ich. »Könnten Sie mich zu einem Krankenhaus oder einer Klinik bringen?«
    »Ja. In Mitchell gibt es ein Krankenhaus. Ich fahre Sie hin.«
    »Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
    »Ist das Ihr Rucksack?«, fragte er.
    »Ja, Sir.«
    »Ich lege ihn in meinen Wagen.«
    Der Mann legte meinen Rucksack auf die Rückbank, dann kam er zurück und half mir in seinen Wagen, einen Chrysler älterer Bauart. Ich bewegte mich langsam, hielt mir noch immer den Kopf. Er öffnete die Beifahrertür und setzte mich sanft hinein.
    »Stoßen Sie sich den Kopf nicht an«, sagte er. Als ich saß, schloss er die Tür und ging um den Wagen auf die Fahrerseite und stieg ein.
    »Ich werde versuchen, mich nicht in Ihrem Wagen zu übergeben«, sagte ich.
    Er lachte leise. »Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
    »Versprechen kann ich es nicht«, fügte ich hinzu.
    Er ließ den Wagen an. »Kennen Sie sich in Mitchell aus?«
    »Nein, Sir.«
    »Dort gibt es das Avera Queen of Peace Hospital in der Foster Street. Das können wir in einer Viertelstunde erreichen.«
    Ich saß vornübergebeugt da, die Hände über die Augen gelegt. »Danke.« Eine Minute später fragte ich: »Wie heißen Sie?«
    »Leszek.«
    »Lasik?«
    Er lachte. »Leszek. Das ist polnisch. Wie heißen Sie?«
    »Alan.«
    »Alan«, sagte er. »Freut mich, Sie

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