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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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    Es war Zeit, St. Joseph zu verlassen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Die Geschichte bezeugt, dass unser Leben weitaus mehr von der Fantasie beeinflusst wird als von den Umständen.
    A LAN C HRISTOFFERSENS T AGEBUCH
    Ich habe vorhin geschrieben, dass kleine Städte Pulverfässer für einige der größten Leute und Ideen der Welt sind. Die US Route 36 in Missouri ist vielleicht das anschaulichste Beispiel für meine Theorie. An diesem 160 Meilen langen Highway-Abschnitt wurde die Welt verändert. Das ist nicht übertrieben. Dies sind die Leute, die aus den Kleinstädten entlang des kurzen Abschnitts eines amerikanischen Highways stammen:
    J.   C . Penney
    Walt Disney
    General John J. Pershing
    Mark Twain
    und Otto Rohwedder, der Erfinder des Schnittbrots.
    An dem Tag, an dem ich St. Joseph verließ, ging ich auf der Frederick Avenue in Richtung Osten zur 29 nach Süden und dann weiter zur 36.
    Überall standen Bäume, und laut dem Buch, das ich mir in dem Jesse-James-Haus gekauft hatte, war das die Gegend, in der James und seine »Strauchdiebe« sich versteckt hielten.Ich übernachtete in der kleinen Stadt Stewartsville (759 Einwohner) und aß im Plain Jane Café zu Abend.
    Am nächsten Morgen brach ich früh auf, und gegen Mittag erreichte ich Cameron, eine Stadt von zehntausend Einwohnern, wo ich meine Vorräte aufstockte. Die Stadt Cameron hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Im Jahr 1854 plante eine Gruppe von Siedlern eine Vier-Blöcke-Stadt namens Somerville an der Bahnlinie von Hannibal nach St. Joseph. Wie sich herausstellte, war das Land von Somerville zu steil für Züge, daher zogen und zerrten die Siedler die drei Gebäude ihrer »Stadt« eine Meile weit nach Südwesten und änderten den Namen von Somerville zu Cameron.
    Bei Einbruch der Dämmerung erreichte ich Hamilton, den Geburtsort von J.   C. Penney. Ich ging ins Stadtzentrum, in der Hoffnung, dort eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, aber es gab nirgends ein Hotel. Zwar kam ich an der Bibliothek und dem Museum zum Gedenken an J.   C. Penney vorbei, aber sie waren bereits geschlossen. In einem Lebensmittelladen namens HY - KLAS kaufte ich mir etwas zu essen und zeltete in einem kleinen, überwucherten Park in der Nähe des Museums.
    Am nächsten Tag ging ich knapp fünfundzwanzig Meilen bis zur Stadt Chillicothe – dem Zuhause des Schnittbrots. Sie lassen es einen nicht vergessen. Es steht überall, vom Titelkopf ihrer Zeitung bis zu ihrem Ortsschild: Willkommen in Chillicothe, dem Zuhause des Schnittbrots. Ihr Schulmaskottchen ist vermutlich ein Toaster.
    Ich ging den ganzen Weg bis in die Altstadt, da ich ein Schild für das Strand Hotel gesehen hatte, ein großes Backsteingebäude, das leider in Wohnungen umgewandelt worden war. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Schönheitssalon mit dem Namen Curl Up & Dye .
    Also ging ich zurück in Richtung 36, wo ich an einem Hotel vorbeigekommen war. Ich aß in einem mexikanischen Restaurant namens El Toro zu Abend, dann übernachtete ich im Grand River Inn, wo ein großer, weißer Hund von fraglichem Temperament durch die Lobby streifte. Der Preis betrug fünfzig Dollar. Für das Hotel, nicht für den Hund.
    Am nächsten Morgen war mir wieder etwas schwindelig, aber ich schaffte es trotzdem, früh aufzubrechen. Nach zwanzig Meilen bog ich vom Freeway nach Norden ab, um in die Stadt Laclede zu gelangen, die Heimatstadt von General John »Black Jack« Pershing.
    General Pershing hatte eine etwas schillernde militärische Laufbahn aufzuweisen. Sie gipfelte jedoch in dem höchsten Rang, der je einem US -Militärführer angeboten wurde: General der Armeen der Vereinigten Staaten , den der Kongress nach seinen herausragenden Diensten im Ersten Weltkrieg eigens für ihn schuf. Kein anderer amerikanischer Soldat hatte je einen solchen Rang inne, bis 1976, als Präsident Gerald Ford ihn posthum General George Washington verlieh.
    Darüber hinaus zeichnete Pershing noch ein weiteres einzigartiges Merkmal aus: Nach ihm wurden sowohl eine Rakete als auch ein Panzer benannt.
    Laclede war eine stille und malerische Stadt, mit Straßen, die von großen Ulmen gesäumt waren, ordentlichen Wohngegenden und vielen altehrwürdigen Häusern und Kirchen. Aber es gab keine Hotels, daher ging ich weiter bis zur nächsten Stadt, Brookfield, wo ich im Travel Inn Motel übernachtete, das als »im Besitz und geführt von Veteranen« angepriesen wurde. Mein Zimmer kostete nur fünfunddreißig

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