So wie Kupfer und Gold
wird mir gut gehen.«
Bernard kam nicht zu unserem schweigsamen Abendessen. Unter seiner Bürotür schimmerte goldenes Licht durch. Nachdem er seine Geschäfte in den vergangenen Wochen vernachlässigt hatte, widmete er sich ihnen nun wieder. An uns verschwendete er wahrscheinlich keinen Gedanken mehr. Meine Geschwister und ich verbrachten einen stillen gemeinsamen Abend und gingen früh zu Bett. Sie hatten eine lange Reise vor sich und es gab nichts mehr zu sagen.
Ich ging in mein Zimmer und setzte einen verzweifelten Plan in die Tat um.
Statt mir von Odette in meine Nachtkleider helfen zu lassen, holte ich mein schulterfreies Kleid aus pflaumenfarbenem Satin heraus â eines von Bernards Lieblingskleidern. Sie hob die Augenbrauen, half mir aber beim Anziehen und kämmte meine langen Locken. Ich tupfte mir von dem Veilchenduft, den Bernard so mochte, auf die Haut.
Ich musste an Königin Esther aus der Bibel denken, die sich auch besonders schön gemacht hatte, als sie zu König Artaxerxes ging, um für ihr Volk zu bitten. Hatte sie auch ihre Locken ausgekämmt und ein spezielles Parfüm benutzt? Auch als ich die Flure und die prunkvolle Treppe zu Bernards Büro hinunterging, dachte ich noch an sie. Wenn sich nach altem persischem Recht jemand dem König ungebeten näherte und dieser ihm sein goldenes Zepter nicht entgegenstreckte, wurde die betreffende Person hingerichtet.
Ich hielt inne, die Hand schon zum Klopfen erhoben. Würde er mir das Zepter entgegenstrecken?
Ich klopfte.
»Komm herein«, rief Bernard.
Er saà hinter seinem von Papieren bedeckten Schreibtisch. Er wirkte müde. Ich seufzte erleichtert, als er lächelnd aufstand und mir die Arme entgegenstreckte. »Und welchem Umstand verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen? Ich habe lange und schwer ganz allein vor mich hin gearbeitet. Und jetzt diese wunderschöne Ãberraschung.«
Ich legte ihm die Arme um den Hals. »Ich habe Sie beim Abendessen vermisst. Hatten Sie keinen Hunger?«
Seine Umarmung wurde fester. »Hm. Du riechst gut. Ich habe gegessen, während ich Zahlen addiert habe. Ich habe meine Arbeit zu lange vernachlässigt. AuÃerdem dachte ich mir, du wolltest den Abend allein mit deiner Familie verbringen, bevor sie morgen abreist.«
Ich spielte mit seinem seidenen schwarzen Halstuch. »Das ist der zweite Grund, weshalb ich zu Ihnen gekommen bin, auÃer der Tatsache, dass ich Sie vermisst habe. Ich habe mich gefragt, ob Sie es sich wohl noch einmal überlegen und ihnen erlauben würden, bis zur Hochzeit zu bleiben. Es würde mich sehr glücklich machen.«
Er lockerte seine Umarmung. »Oho! Das hast du dich also gefragt? Nun, ma belle , du bist ohne Zweifel sehr schön und sehr begehrenswert, aber ich werde nicht tun, worum du mich bittest. Sie haben mich kennengelernt, sie haben gesehen, dass es dir gut geht, und die Vorteile unserer Hochzeit erkannt. Dieses Ziel ist nun erreicht. Ich will, dass sie morgen früh weg sind und ich dich wieder für mich habe. Wenn ihr euch alle anständig benehmt, dürfen sie vielleicht nächstes Jahr wiederkommen.«
Ich studierte noch einen Augenblick lang sein Gesicht, um sicher zu sein, dass es keinen Zweck hatte, die Sache weiterzuverfolgen. Dann löste ich mich frustriert aus seinen Armen und rauschte zur Tür hinaus.
»Was?«, rief Bernard mir nach. »Und ich dachte, du hättest mich vermisst.« Im Gegensatz zu Königin Esther war ich gescheitert. Wenigstens wartete nicht die Todesstrafe auf mich.
In meinem Zimmer boxte ich mit der Faust in ein Kissen und wünschte mir, es wäre sein Gesicht.
Kapitel 32
OMEN
»Er ist kein schlechter Kerl«, meinte Harry, »aber â sei vorsichtig, Schwesterherz. Und vergiss nicht, ihn wegen dem, worüber wir gesprochen haben, zu fragen.«
»Ich werde es tun. Zur rechten Zeit.«
Junius scharrte mit den FüÃen und blickte auf seine Stiefel. Dann nahm er unbeholfen meine Hand. »Wenn du es mit der Angst zu tun bekommst â egal aus welchem Grund â, schreib mir und ich komme. Es ist mir gleichgültig, was mit mir passiert, ich komme und hole dich. Vergiss das nicht.«
»Ich werde daran denken.«
Anne hielt mich ganz fest. »Du hast eine geheime Stärke, von der er nichts weië, flüsterte sie. »Nutze sie.«
Bernard kam heraus und, so schien es mir zumindest, stopfte meine Familie
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