So wie Kupfer und Gold
gefüllte Schweinsblasen zu.
An diesem Tag schien die Plantage ein glücklicher Ort zu sein. Drei Tage lang wurde nicht gearbeitet â drei Tage mit Tanz und ausgelassener Stimmung.
Bernard läutete die groÃe Plantagenglocke im Hof und aus allen Richtungen strömten die Leute herbei. Wir standen neben einem Wagen und verteilten Mehl, Zucker, Schrot, Sirup sowie die Stoffe und Kleider, die wir vorbereitet hatten. Die Leute verbeugten sich und dankten uns überschwänglich, was mich in Verlegenheit brachte. Ich war es nicht gewohnt, die gute Fee zu spielen. Womit hatten wir es verdient, dass wir in unserer Position waren und sie in ihrer?
Tante Cassie, die »Hüterin« der Kinder, reihte ihre Schü tzlinge vor uns auf und wir gaben ihnen ihre Päckchen mit SüÃigkeiten und lächelten gütig über ihre Freude. Bernard warf eine Handvoll Münzen in die Luft und lachte über das nachfolgende Gerangel.
Dann spielte die Kapelle auf mit Rasseln und Stöcken, zwei Geigen und einem Banjo. Explodierende Knallkörper mischten sich unter die lebhafte Musik. Am Abend sollte in der Scheune eine Trauung stattfinden mit anschlieÃendem Tanz. Ich wäre gerne geblieben und hätte zugeschaut, wenn sie die Gigue und »cut the pigeon wing« (worauf ich sehr neugierig war) tanzten, doch Bernard hatte nicht die Absicht, so lange zu bleiben.
Er erklärte uns, dass zur Hochzeitszeremonie der Sklaven das »Ãber-den-Besen-Springen« gehörte. Sie konnten nicht rechtmäÃig getraut werden, da »Eigentum« keinen rechtsgültigen Vertrag eingehen konnte. Bernard feixte, als er es erzählte; meine Geschwister waren genauso entsetzt wie ich.
Als Sitzgelegenheit hatte man Bohlen über Fässer gelegt. Da saÃen wir und aÃen SüÃkartoffeln, Schinken, Maisfladen und Okra. Die Einfachheit des Mahls lieà mich ruhiger werden.
Als ich den Blick über die Menge schweifen lieÃ, stach mir ein vertrautes Gesicht ins Auge: Charles. Charles, einst in seiner blauen Samtlivree so groÃartig herausgeputzt, trug jetzt ein Jackett mit vielen Flicken und ein Hemd aus grober Baumwolle. Neben ihm stand Talitha; sie hatte sich bei ihm eingehängt. Sie standen etwas abseits von den anderen, sich selbst genug. Talitha spürte meinen Blick und schaute in meine Richtung. Sie schenkte mir ein kaum merkliches, aber vielsagendes Lächeln und wandte sich dann wieder Charles zu.
Ich war müde und schweigsam, als wir zur Abtei zurückfuhren. Alle diese Leute, und ich konnte nichts für sie tun. Vielleicht stimmte es ja nicht, aber mir kam es so vor, als hätte Bernard mich genauso in der Hand wie seine Sklaven auf der Plantage.
Meine Geschwister waren ebenfalls in Gedanken versunken; entweder sie hatten den Blick gesenkt oder schauten blicklos aus dem Fenster.
Plötzlich brach Anne das Schweigen. »Monsieur de Cressac, mein Gewissen gebietet es mir, die Frage zu stellen: Wie können Sie diese Art zu leben rechtfertigen? Es stimmt, Sie machen den Leuten zu Weihnachten Geschenke, aber das ist keine Entschädigung für ihr Sklavendasein. Wie können Sie das für richtig halten?«
Oh nein, nein, nein . Ich wappnete mich.
»Im Auge des Gesetzes ist es richtig, Maâam.« Bernards schiefes Lächeln lieà vermuten, dass er den Schlagabtausch genieÃen würde.
»Nun, Anne«, meinte Junius, »es steht uns nicht zu, diese Dinge in Frage zu stellen. Die Quartiere scheinen ordentlich zu sein und zu essen gibt es ganz offensichtlich genug. Sie â«
Er hätte genauso gut schweigen können. Weder meine Schwester noch Bernard schenkten ihm auch nur die geringste Beachtung.
»Es gibt ein Gesetz, das über dem der Menschen steht«, sagte sie leise.
»Keines, das ich anerkenne, Maâam.« Er deutete eine Verbeugung an.
»Und auch das ist nicht richtig. Sie sollten meiner Schwester nicht den Kirchgang verwehren. Ihre Verbindung zu Gott.«
Sie hätte wissen müssen, dass niemand Bernard infrage stellen durfte. Niemand durfte ihn herausfordern. Sein Ton, die übertrieben höfliche Art, wie er sie mit Maâam ansprach, die angedeutete Verbeugung waren alles Beweise für sein deutliches Missfallen.
Ich fasste ihn am Arm. »Bitte â«, flüsterte ich.
Die Sehnen an seinem Hals traten hervor, doch er lächelte immer noch und seine Worte klangen ruhig und gelassen, auch wenn sich mir
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