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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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eurer Küche herumzustolpern, hat wohl doch nicht ausgereicht.«
    Ich schluckte den Stachel hinunter und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Hören Sie die Musik? Tanzen Sie hier mit mir – nur wir zwei. Sie können mir alles beibringen, was ich wissen muss.«
    Bernards süffisantes Lächeln sagte mir, er wusste, dass ich ihn abzulenken versuchte, und dass er es mir noch ein Mal durchgehen lassen würde – dieses eine Mal.
    Beim Tanzen kam mir ein Gedanke: Gideon und ich hatten nie eine Chance. Es war von vornherein hoffnungslos. Selbst wenn wir uns weiter heimlich getroffen hätten, irgendwann hätten wir den Schutz des Waldes verlassen müssen. Und immer wäre Bernard da gewesen und hätte gelauert.

Kapitel 31
    WEIHNACHTEN
    Â»Weihnachtsgeschenk!« Als Erster sprang Toby aus einer Nische, dann folgten die anderen Jungen und ich gab jedem zwei Pennies als Belohnung dafür, dass sie mich so erschreckt hatten. Bernard hatte uns von diesem in den Südstaaten üblichen Brauch erzählt – wer als Erster das Wort rief, wenn sich zwei begegneten, bekam eine Münze – und uns das nötige Kleingeld dafür gegeben.
    Ich war erst eingeschlafen, als es fast schon dämmerte. Mir war ganz erbärmlich zumute, doch ich versuchte mein Elend zu vergessen, da Weihnachtsmorgen war und ich meine Familie bei mir hatte.
    Ein Violinspieler wanderte durchs Haus und spielte lustige Weisen. Ich folgte ihm und lief nacheinander zu den Zimmern meiner Geschwister, so wie ich es an Weihnachten immer getan hatte. Anne lachte, doch Harry und Junius knurrten, weil es noch so früh war – so wie immer. Kleine Dinge …
    Vor dem Frühstück bereiteten wir Eggnog zu und gossen den cremigen, würzigen Eierlikör in große Gläser. Alle – Bedienstete, Hausherr und Gäste – stießen in der riesigen Küche auf die Gesundheit an. Es herrschte eine fast fröhliche Atmosphäre.
    Wir nahmen ein typisches Südstaatenfrühstück ein: Rühr ei, Scheiben von gepökeltem Schinken, Austern, die fässerweise mit Dampfschiffen von New Orleans heraufgebracht worden waren, gebratenen Seewolf, Speck, heißes, buttriges Blätterteiggebäck mit Sirup, verschiedene Marmeladesorten, kalte Milch und starken Kaffee.
    Die Dienstboten beeilten sich mit dem Auftragen. Aufgeregt erwarteten sie die Fahrt zu den Wyndriven-Plantagen, wo heute gefeiert wurde.
    Bernard, Anne, Harry, Junius und ich zogen uns danach ins Wohnzimmer zurück, um Geschenke auszutauschen. Meine Geschwister waren begeistert von den Sachen, die ich in Memphis an jenem Tag im November für sie gekauft hatte. Von Bernard bekam ich ein in Samt eingeschlagenes A lbum, mehrere Bücher, ein kunstvoll gearbeitetes Schmuck set aus glitzernden Rubinen sowie ein neues Foto von ihm in einem reich verzierten silbernen Rahmen. Ich dankte ihm überschwänglich. Insgeheim dachte ich jedoch, dass die Fotografie ihm nicht gerecht wurde. Sie hatte seine Vitalität nicht einfangen können und wirkte nichtssagend.
    Als er den Wandteppich ausbreitete und meine Geschicklichkeit pries, schwieg ich. Ich hatte etwas Morbides und ganz Schreckliches getan. Was war nur in mich gefahren? Er durfte nie, gar nie erfahren, womit ich das Feuer gestickt hatte.
    Er strich über die Flammen und mein Magen krampfte sich zusammen.
    Â»Erstaunlich«, bemerkte er. »Und dramatisch. So glänzende Seide.« Ein seltsamer Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Sie verbrennt mir fast die Haut. Welche Magie hast du in deine Stickerei hineingewoben, meine süße Zauberin?«
    Danach legte er ihn ziemlich abrupt beiseite und erhob sich – Zeit für den Besuch auf den Plantagen. Gott sei Dank. Wenn ich Glück hatte, würde er seinen Wandteppich nie mehr genauer unter die Lupe nehmen, und falls doch, würde ich behaupten, dass es alles meine Haare waren.
    Schon von Weitem wehte uns der Duft von gegrilltem Fleisch und der Geruch von offenem Feuer entgegen. Auf einer Lichtung inmitten von Virginia-Eichen war eine Grube ausgehoben worden, in der zwei Schweine vor sich hin brutzelten. Mädchen drehten den Spieß, während eine Frau Bratenfett über das Fleisch löffelte. Der Saft verzischte auf den glühenden Kohlen. Mehrere Hunde beobachteten das Geschehen interessiert. Die Kinder waren völlig aus dem Häuschen. Sie rannten und sprangen herum und warfen sich mit Luft

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