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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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praktisch in die Kutsche. Ich schaute ihnen nach, bis sie im Wald verschwanden, drehte mich dann ohne ein Wort an meinen Verlobten um und ging ins Haus zurück. Ich schaffte es, ihm den ganzen Tag aus dem Weg zu gehen, indem ich die meiste Zeit in meinem Zimmer blieb und ihm zur Abendessenszeit ausrichten ließ, dass ich mich unwohl fühlte und nichts essen wolle.
    â€¢ • •
    Das stürmische Wetter in dieser Nacht passte zu meiner Stimmung.
    Eisregen und Hagel schlugen gegen meine Zimmerfenster und immer wieder krachte es, wenn Bäume gespalten wurden, weil das Eis sich in den Rissen im Holz ausdehnte. Dicke Äste brachen mit lautem Getöse, niedergedrückt von ihrem eisigen Überzug.
    Am Morgen war es in meinem Zimmer so kalt wie in einer Eishöhle, obwohl das Feuer im Kamin brannte. Zitternd schlüpfte ich in meinen Morgenmantel und zog die schweren Brokatvorhänge zurück. Mein Blick fiel auf eine Szene wie aus dem Märchen – atemberaubend, schmerzhaft schön. Der Wald bestand aus lauter Diamanten, jeder Zweig und jeder Grashalm hatte seine eigene gläserne Hülle. Die Sonne schien strahlend hell und das gespiegelte Glitzern stach mir wie Nadeln in die Augen. Etliche Zedern lagen kreuz und quer über der breiten Zufahrt; die Stämme waren mitten durchgebrochen. Die kranke Eiche war ebenfalls umgestürzt; das schwarze, verrottete Innere lag offen da. Wenigstens eine gute Tat hatte das Unwetter vollbracht.
    Ich wollte meine Balkontür öffnen, um nur für einen kurzen Augenblick nach draußen zu gehen, doch sie war zugefroren und ließ sich nicht bewegen.
    Gefangen. Ich war in diesem Haus gefangen.
    Meine Geschwister saßen sicher im Zug nach Norden, doch wie kam Anarchy zurecht? Und waren die Füße der Vögel und Eichhörnchen an den Zweigen festgefroren? Noch nie zuvor hatte ich einen Eissturm erlebt; es war tatsächlich etwas Grausames.
    Molly, die Wäscherin, kam herein. Sie brachte warmes Wasser und half mir beim Anziehen.
    Â»Guten Morgen«, begrüßte ich sie, während ich meine Hände in die Schüssel tauchte. »Das war vielleicht eine Nacht! Wo sind Talitha und Odette?«
    Â»Ooooh.« Molly riss die Augen auf. »Sie wissen’s ja noch gar nich, Miss. Im ganzen Haus geht’s drunter un drüber. Miz Duckworth jammert un klagt wegen ’nem Traum, den se gehabt hat. Un die Fremde – sie is verrückt geworden, redet vom Abreisen un schreit rum un will nix machen. Und Talitha is weggelaufen! Ich wollt se heut Morgen wecken und da waren alte Kleider in ihr Bett gestopft, damit’s ’n Berg gibt. Sie is nirgends.«
    Meine Hände wurden wieder eiskalt, da ich sie tropfend über die Schüssel hielt. »Wohin …«, begann ich vorsichtig, »wohin, glauben Sie, ist Talitha gegangen?«
    Molly zitterte fast vor Erregung. »Oh, sie is natürlich mit Charles weggelaufen. Vielleicht nach Kanada, aber keiner von uns weiß was Genaues, weil se zu niemand nich was gesagt hat. Nie hat se zu jemand was gesagt. Hat immer gedacht, dasse zu gut is für uns. Der Master is außer sich, weil sein Eigentum weg is, un bei dem Wetter kann er die Kopfgeldjäger nich losschicken.«
    Bisher hatte Molly immer nur einsilbige Antworten gegeben, wenn ich sie etwas gefragt hatte.
    Â»Wovon hat Mrs Duckworth denn geträumt?«
    Â»Von Krabbeltieren un lauten, schwarzen Krähen. Böse, schlimme Sachen. Wir sind alle unten un lassen’s uns immer wieder erzählen. Sie gehn runter un hören sich’s an. ’s wird einem ganz anders.«
    Ich wollte etwas erwidern, schloss den Mund dann aber wieder. »Danke, dass Sie es mir gesagt haben«, antwortete ich freundlich, aber so, dass sie wusste, ich brauche sie nicht mehr.
    Während sie das Zimmer verließ, trocknete ich mir langsam die Hände. Talitha und Charles – Bernard würde keine Kosten und Mühen scheuen, damit sie gefunden wurden und er sie bestrafen konnte. Warum waren sie bei diesem fürchterlichen Wetter geflohen, da das Lied ihnen doch geraten hatte, bis zum Frühjahr zu warten? Ich konnte nur vermuten, dass sie unbedingt zusammen sein wollten und gehofft hatten, dass sich durch den Eissturm die Suche verzögern würde. Oh, bitte lass sie tatsächlich zusammen sein und einen sicheren Ort erreichen. Lass sie Gideon finden und mach, dass er sie auf den Weg bringt und sie dem

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