So wie Kupfer und Gold
dabei der Magen umdrehte: »WeiÃt du was, Sophia, ich glaube, es ist Zeit, dass deine Familie ihren Aufenthalt hier beendet.«
Ich brachte keinen Ton heraus.
»Nein, wirklich, Monsieur de Cressac â«, begann Harry, sprach aber nicht weiter.
Mein Mund war so trocken, dass es schwerfiel, Worte zu formen. »Sie waren noch nicht einmal einen Monat hier und die Hochzeit ist doch schon in ein paar Wochen. Da müssen sie doch dabei sein.« Auch ich bemühte mich um einen ruhigen Ton. Instinktiv wusste ich, dass dies nicht die Zeit für Tränen und flehentliche Bitten war.
»Ich sehe keinen Grund dafür«, erwiderte Bernard kühl. »Du hast selbst gesagt, du wünschst dir eine kleine Hochzeit. Sie wird in der Tat sehr klein werden. Alles, was wir brauchen, ist ein Zeuge oder zwei und einen Pastor. Dein Freund, Mr Stone, käme da gerade recht.«
»Sie können Sophie nicht von ihrer Familie trennen!«, rief Anne.
Oh, warum konnte meine Schwester nicht still sein!
»Das kann ich nicht? Sie müssen doch wissen, dass ich tun kann, was immer ich möchte. Sophia ist meine Verlobte und gleichzeitig mein Mündel. Ich kann sie fernhalten, von wem ich will und wann ich will. Ich versichere Ihnen, dass ich nur ihr Bestes im Sinn habe.«
Meine behandschuhten Finger gruben sich in seinen Arm. Einen nach dem anderen löste er sie und umfasste meine Hand dann so fest mit seiner, dass es schmerzte.
Zu spät erkannte Anne, was sie getan hatte. »Ich entschuldige mich, Sir, falls ich unverschämt war. Ich bitte Sie, vergessen Sie meine Worte und bestrafen Sie Sophia nicht für meinen Fehler. Bitte, dürfen wir bis zur Hochzeit bleiben?«
»Nein, ich denke nicht«, antwortete Bernard. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich werde den Dienstboten Anweisung geben, dass sie Ihre Koffer herunterbringen, und morgen früh wird man Sie nach Memphis fahren. Samuel wird dort Ihre Bahnfahrkarten kaufen und zusehen, dass Sie in den richtigen Zug nach Boston steigen.«
Die Kutsche hatte, während er redete, vor der Abtei angehalten. Er sprang heraus und half mir beim Aussteigen. Dann drehte er uns den Rücken zu und marschierte ins Haus.
Meine Schwester und ich lagen uns in den Armen und weinten.
»Sophie â hm, hast du ihn schon gefragt?«, erkundigte sich Harry über Annes Kopf hinweg in Lippensprache.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
»Nun, Anne«, sagte er laut, »jetzt hast du es gründlich vermasselt.«
»Mach ihr keine Vorwürfe«, bat ich und löste mich von ihr. »Was sie gesagt hat, stimmt, und ich hätte Bernard in diesen Fragen schon längst die Stirn bieten sollen, aber ich bin ein Feigling. Anne konnte doch gar nicht wissen, welche Auswirkungen es haben würde, wenn sie ihn damit konfrontiert.«
Ich sprach meinen Verdacht nicht laut aus, aber möglicherweise hatte Bernard die Konfrontation sogar provoziert, damit er einen Vorwand hatte, meine Familie nach Hause zu schicken. Wahrscheinlich hatte er nur auf einen solchen Moment gewartet.
»Dann sollten wir uns jetzt wohl besser ans Packen machen«, meinte Junius. »Glaubst du, de Cressac erlaubt mir immer noch, in seine Geschäfte einzusteigen, Sophie?«
»Ich weià es nicht. Ich hoffe es. Ich werde mit ihm reden, Und ich werde auch in deiner Angelegenheit mit ihm reden, Harry. Es tut mir so leid.« Ich schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. »Oh, ich möchte nicht, dass ihr geht. Ich möchte nicht, dass ihr geht.«
Junius und Harry tätschelten mir unbeholfen die Schultern, bevor sie mit langsamen, müden Schritten ins Haus gingen.
Anne wartete, bis ich meine Tränen hinunterschlucken konnte. Sie blickte mich eindringlich an. »Du musst ihn nicht heiraten, Sophie. Er war so kalt eben, so schrecklich. Komm mit uns zurück. Irgendwie schaffen wir es schon.«
»Nein.« Sie musste ein paar Dinge verstehen, deshalb riss ich mich zusammen. »Ich muss ihn heiraten. Er würde mich nie gehen lassen und seine Strafe, wenn ich es versuchen würde, wäre viel, viel schlimmer, als mit ihm verheiratet zu sein. Als seine Frau wird er mich wenigstens mit seinem Geld hier und da etwas Gutes tun lassen. Das genügt. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich weià ziemlich genau, wie ich ihn nehmen muss, und ich bin vorsichtig.« Mit einer Ãberzeugung, die ich nicht empfand, fügte ich hinzu: »Es
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