So wie Kupfer und Gold
von Angst verzerrt. Ich bin gestern Abend extra aufgeblieben und habe beobachtet, wie das Eis in glitzernden Bahnen vom Himmel fiel. Ich lauschte dem Knirschen und Krachen, aber es war nicht so animierend wie das Erdbeben. Dennoch ist es äuÃerst beeindruckend, die zerstörerische Kraft der Natur zu erleben.«
»Wie ungemein mitfühlend«, murmelte ich.
Er wirbelte herum. »Was hast du gesagt?«
»Nichts.«
Mein Blick heftete sich an seine langen, weiÃen, faszinierenden Finger, als er vom Fenster zurücktrat und die Hände am Feuer wärmte.
»Und dann heute Morgen das! Bah! Ich habe in Memphis d ringende geschäftliche Angelegenheiten zu regeln und kan n nicht hinfahren und Bass â dieser Dummkopf â kommt nicht. Diese Untätigkeit raubt mir den Verstand! An den Flusshäfen brodelt es, und â vielleicht hast du es schon gehört â Talitha, eine Sklavin, ist weggelaufen.« Er begann mit der Faust in seine Handfläche zu boxen, straffte dann die Schultern und lockerte seine Finger. »Das zumindest kann ich dem Eis überlassen. Ohne Zweifel ist sie bereits tot, erfroren oder von einem umstürzenden Baum erschlagen. Die StraÃen sind unpassierbar â weit kann sie nicht gekommen sein.«
Ich löste meinen Blick von Bernards Händen. Bitte lass Talitha Charles finden. Bitte lass sie unbeschadet entkommen.
Finnegan bellte Taras Schatten an, bis Bernard an seinem Fell riss und brüllte: »Still, Sir! Platz!« Tara war herübergeschwebt, als wollte sie zuhören. Der Hund legte sich widerstrebend auf das Tigerfell und knurrte nur noch leise.
Mein Schweigen lag schwer im Raum. Bernard sollte ruhig wissen, dass ich wütend war. Ich lieà mich in einen Sessel fallen und schaute finster vor mich hin.
Die Hölzer im Kamin zischten und brutzelten wegen der Feuchtigkeit.
Bernard warf die Arme hoch. »Willst du mich jetzt mit deinem Schmollen langweilen, weil deine Familie weg ist? Ist das die ach so erfreuliche Tagesordnung?«
Ausnahmsweise machte es mir absolut nichts aus, dass er unruhig und wütend war. »Erwarten Sie, dass ich Ihnen dafür danke, dass Sie mir meine Lieben auf eine solche Art und Weise genommen haben? Das war grausam. Grausam .« Ich setzte mich aufrecht hin, nahm den Schürhaken und schlug gegen ein Stück Holz, dass die Funken stoben.
Er beugte sich über mich. »Vielleicht wären sie noch da, wenn du mich während ihres Besuchs nicht ignoriert hättest.«
»Ich Sie ignoriert ? Kein Mensch kann Sie ignorieren. Wann hätte ich in den vergangenen sechs Monaten je die Chance gehabt, Sie zu ignorieren?«
Er lieà den Kopf hängen und atmete tief durch, als bemühte er sich, sein Temperament im Zaum zu halten. »Ich weiÃ, dass du jetzt nicht du selbst bist, Sophia. Du bist wütend wegen deiner Familie und es liegt ein Unbehagen in der Luft â eine Nachhall des verflixten Sturms. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns gegenseitig zu unterhalten, gefangen in unserem eisigen Gefängnis. Wie sollen wir vorgehen? Hmm?« Er kauerte sich vor mich hin und wickelte mein Haar um seine Hände. Dabei beobachtete er mich unablässig.
Sein Atem wehte mir ins Gesicht â blutiges Fleisch. Ich zo g die Wangen zwischen die Zähne, um nicht laut zu schreien. »Bernard«, begann ich leise und vorsichtig, »würden Sie mir bitte vorlesen? Aus diesem Buch von Dickens? Für alles andere bin ich nicht in Stimmung.«
»Meinetwegen«, erwiderte er genauso leise und vorsichtig. »Vielleicht lässt uns das unsere Umgebung vergessen. Er ist ein amüsanter Autor, wenn auch etwas gewöhnlich. Und danach bist du dann eine aufmerksamere, zärtlichere Gefährtin, als du es in den letzten Wochen warst.«
Während ich versuchte, Bernards wunderschöner Stimme zu lauschen, als er aus Bleakhaus vorlas, drapierten sich Victoire und Tatiana, Tara und Adele mit schlaffen, verzweifelten Bewegungen auf dem Mobiliar.
Kapitel 33
DER WAHRE BERNARD
Als es am nächsten Tag wärmer wurde, tropfte das Eis weg. Gärtner schleppten umgestürzte Bäume und abgebrochene Ãste zu verschiedenen Stellen auf dem Gelände, schichteten sie zu groÃen Haufen auf und zündeten sie an. Die Rauchwolke über Wyndriven Abbey trieb mir das Wasser in die Augen und lieà meine Nase laufen.
Von Talitha hatten wir nichts mehr gehört, auÃer
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