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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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dich?«
    Er fragte dies, weil ich über seinen Kopf hinweg Löcher in die Luft starrte. Ich musste wieder daran denken, dass die Abenteuer meines Patenonkels auf fremden Kontinenten für ihn sicherlich aufregend waren. Zu Hause aber hatte er einsame Frauen zurückgelassen, die von allem abgeschnitten waren, was sie kannten. »Oh!«, entfuhr es mir erschrocken. »Haben Sie etwas von Höckern gesagt?«
    Er hob eine schwarze Augenbraue. Während des gesamten Desserts war er wieder unendlich charmant und ich stand erneut unter seinem Bann, nachdem die Faszination während des Hauptgangs ein ganz klein wenig nachgelassen hatte.
    Später stand ich an der Balustrade der Veranda und wartete, dass M. Bernard sich nach seiner allein genossenen Zigarre und dem Portwein wieder zu mir gesellte. Sommernächte in Mississippi versetzten die Seele in Schwingung. In der Luft hing der Duft später Rosen und zerdrückter Blütenblätter. In der Dämmerung flimmerten Glühwürmchen, und Fledermäuse huschten vorbei, schwarz vor einem rotumrandeten Himmel.
    Es dauerte nicht lang, bis M. Bernard erschien, gefolgt von seinem riesenhaften Irischen Wolfshund. Er zog seinen bunten Hausmantel aus und legte ihn über die Lehne eines Korbstuhls. Der Kragen seines weiten Hemdes stand offen und er trug eine perlenbestickte Rauchermütze. Schweigend stellte er sich neben mich und folgte meinem Blick in die Dämmerung.
    Eine Stechmücke sirrte zwischen uns hin und her. Zunächst ignorierten wir sie, da wir den Zauber des Augenblicks nicht brechen wollten, doch sie war hartnäckig. M. Bernard schlug nach ihr und hätte fast mich getroffen.
    Â»Sie ist nur eine einfache Landstechmücke«, erklärte ich. »Sie weiß nicht, dass es schlechtes Benehmen ist, uns in die Ohren zu sirren.«
    Mein Patenonkel feixte und legt einen Arm um meine Taille. »Eine einfache Landstechmücke, du sagst es«, murmelte er.
    Normalerweise ignorierte Finnegan mich, doch jetzt hob er den Kopf, fletschte die Zähne und stieß ein tiefes Knurren aus. Ich trat einen Schritt zurück.
    M. Bernard ließ seinen Arm sinken. Er kniete sich mit einem Bein auf den Rücken des Hundes und verdrehte mit einem Ruck Finnegans Ohr, bis dieser jaulte. »Niemals, niemals knurrst du mir Sophia an, Sir.«
    Â»Bitte, Monsieur«, flüsterte ich, »ich habe mich nicht erschrocken. Bitte tun Sie ihm nicht weh.«
    Der dumme Finnegan knurrte erneut und M. Bernard verdrehte ihm das Ohr noch stärker. »So lernt er, was von ihm erwartet wird. Manchmal tut Lernen weh.«
    Â»Von jetzt an wird es nicht mehr nötig sein«, versicherte ich und streckte zögernd die Hand aus, um den Hund zu streicheln. »Ich werde mit Finnegan Freundschaft schließen.«
    Mein Patenonkel ließ das Ohr des Hundes los, versetzte ihm einen scharfen Klaps und wandte sich wieder an mich. »Jetzt will ich dir erzählen, wie unterhaltsam Finnegan war, als einer der Pastoren aus der Stadt vor ein paar Monaten hier einen Besuch abgestattet hat.«
    Der Hund legte den großen Kopf auf seine Pfoten und ignorierte mich wieder, was gut für ihn war.
    M. Bernard erzählte, wie Finnegan auf den Mann zusprang (»in aller Freundschaft«) und der Pastor sich mit fliegenden Rockschößen auf sein Pferd schwang. »Und unser Finnegan stand da, vollkommen unschuldig. Ich rief dem Kerl nach: ›Er wollte doch nur Ihr Gesicht annagen, Sir, und vielleicht eine Hand fressen. Was wäre Schlimmes dabei? Sie haben ja zwei!‹« Bei dieser Erinnerung lachte er tief und dröhnend auf. »Du hättest den Mann sehen sollen, wie er die Zufahrt hinuntergeprescht ist, noch bevor er richtig auf seinem Pferd saß.«
    Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande. Der arme Pastor. Wer hätte keine Angst, wenn ein Hund von dieser Größe auf ihn zustürmte?
    Â»Du bist zu weit weg«, sagte mein Patenonkel und klopfte auf den Rattanhocker neben sich. »Ich muss ja fast schreien, wenn ich mich mit dir unterhalten will. Komm, setz dich hierher.«
    Es war nicht so einfach, mich mit meinem Reifrock auf einen so niedrigen Stuhl zu setzen. M. Bernard lächelte, als er meine Schwierigkeiten bemerkte, und streckte die Hand aus, um mir zu helfen. Ich lachte ein wenig gekünstelt, da ich nach dem Vorfall mit dem Hund immer noch aufgewühlt war.
    Er bemühte sich erneut, mir meine Nervosität zu

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