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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Erregung war zu spüren. Andere Außenstehende hätten es sicher nicht bemerkt, doch ich hatte nichts zu tun, das mich abgelenkt hätte. Selbst Talitha, gewöhnlich die Ruhe in Person, war zerstreut und unaufmerksam.
    Ein paar Abende nach Peg Leg Joes Ankunft versuchte ich wie gewöhnlich mit Talitha zu plaudern, während sie mir half, mich zum Abendessen anzukleiden. Anfangs tat sie, als hörte sie mir nicht zu. Als ich nicht lockerließ, seufzte sie. »Bitte, Miss Sophia, Sie sind nich gewohnt die Art von hier unten. Versuchen Sie nich Freundschaft zu schließen. Ich kann Ihre Freundin nich sein. Ich würd den Preis zahlen, wenn ich’s versuch. Bitte tun Sie nich mehr auf diese Art mit mir reden.«
    Ich kam mir vor, als hätte mich jemand geschlagen. Warum sollte ich sie nicht ganz normal behandeln? Aber wenn ich sie damit in Schwierigkeiten brachte, würde ich keine weiteren Versuche mehr unternehmen.
    Als sie sich mit dem Verschluss meiner Halskette abmühte, fragte ich vorsichtig: »Wollen Sie mir nicht wenigstens sagen, ob unter den Dienstboten irgendetwas Ungewöhnliches im Gang ist? Alle benehmen sich so merkwürdig. Hat es etwas mit Peg Leg Joe zu tun?«
    Sie schwieg und ich schenkte ihr ein kleines Lächeln. »Schon gut. Ich verstehe. Hier, lassen Sie mich das machen.« Ich nahm ihr die Kette aus der Hand und versuchte sie selbst zu schließen. Da ich aber so beschäftigt war, meine Tränen wegzublinzeln, wollten meine Finger mir kaum gehorchen. Kein Wunder waren M. Bernards Frauen alle unglücklich gewesen, wenn mein Patenonkel ständig unterwegs war und niemand mit ihnen reden wollte.
    Talitha betrachtete mich einen Moment lang. Dann nahm sie mir die Kette wieder ab und hakte die Schließe fest ein. »Nein, Miss, wirklich, es wär nix, was Sie interessieren tät. ’s ist nur – heut Abend findet eine Halleluja-Versammlung statt. Peg Leg Joe, er is Prediger und alle sagen, er tät ganz fabelhafte Predigten halten. Wir freuen uns drauf. Das ist alles.«
    Â»Was ist eine Halleluja-Versammlung?«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Eine ohne Weiße. Bei der wir laut singen un so beten können, wie wir’s für richtig halten, ohne niemand nich zu stören.«
    Und ich hatte gedacht, sie hätten bei dem Gottesdienst, den ich besucht hatte, schon laut gesungen. »Ich hoffe, ihr habt einen schönen Abend«, meinte ich.
    Beim Abendessen dachte ich über diese Halleluja-Versammlung nach. Es war sicher kein Zufall, dass sie abgehalten wurde, während sowohl der Master als auch Garvey nicht da waren. Die Dienstboten mochten den obersten Stallburschen nicht. Nein, es ging nicht nur um einen Gottesdienst. Da lag noch etwas anderes in der Luft.
    Als Talitha dachte, ich sei eingeschlafen, zog ich mir etwas Dunkles an und schlich mich hinaus in die rabenschwarze Nacht. Die Luft roch nach Geheimnissen. Vom Nusshain wehte leiser Gesang herüber. Langsam ging ich darauf zu. Ich musste mir meinen Weg ertasten, da ich keine Laterne dabeihatte und der Himmel bewölkt war.
    Als ich zum zweiten Mal stolperte und mir das Schienbein aufschürfte, wäre ich fast umgekehrt. Ich könnte jetzt auch in meinem weichen Bett liegen, anstatt mich hier im Wald zum Krüppel zu machen. Aber nein, auch wenn sie nichts anderes taten außer zu singen, wäre es ein paar Kratzer wert, einfach nur ihren Stimmen zu lauschen.
    Ich versteckte mich hinter einem Baum, von wo aus ich alles gut hören und sehen konnte. Die Musik endete. Soweit ich es beurteilen konnte, waren alle afrikanischen Dienstboten von Wyndriven Abbey auf der Lichtung versammelt. Sie saßen auf langen, über Fässer gelegten Planken. Obwohl es dunkel war, erkannte ich Talitha und Charles. Sie saßen so dicht nebeneinander, dass sie wie eine einzige breite Gestalt wirkten. Ich spürte ein Prickeln im Nacken, während ich sie beobachtete. Es dauerte eine Weile, bevor ich das Gefühl deuten konnte. Es war Neid. Ich wollte haben, was sie hatten.
    Peg Leg Joe stand im Schein einer einzelnen Laterne vor den anderen. Das Licht zeichnete die tiefen Falten in seinem Gesicht deutlich nach und warf lange Schatten auf die Bäume hinter ihm.
    Â»Und was sagt Moses zum Pharao?«, fragte Peg Leg Joe.
    Â»Lass mein Volk ziehen!«, riefen die Zuhörer.
    Â»Aber das harte Herz vom Pharao wollt nix davon wissen. Was sagt er?«
    Â»Er

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