So wie Kupfer und Gold
rutschte auf meinem Stuhl hin und her und schaute ihn von unten herauf an. Erheiterung und eitle Selbstgefälligkeit huschten so schnell über sein Gesicht, dass ich die Regungen eine Sekunde später verpasst hätte. Ja, er wusste Bescheid. Und er fand es lustig. Etwas drückte mir auf die Brust und es war nicht das halb angenehme und halb unangenehme Gefühl, das mir das Atmen in den letzten Wochen schwer gemacht hatte.
Als Ling, nachdem er zum Abschluss den Sherry serviert hatte, das Zimmer verlieÃ, fragte M. Bernard: »Du bist ja jetzt schon eine Weile hier â was hältst du von unserem Ling? Findest du nicht auch, dass er ein richtiger Schatz ist?«
»Er scheint ein weiser Mann zu sein. Und er ist faszinierend.«
»Was meinst du: Sollte ich mir den Schnurrbart so wachsen lassen wie er?« Er blickte mich mit lachenden Augen von der Seite her an. »Fändest du das auch bei mir verführerisch?«
Ich hob den Kopf. »Ich sagte faszinierend, nicht verführerisch. Aber warum nicht? Sogar der Bartwuchs eines alten Chinesen würde Ihnen stehen, Sir.«
»Oh, findest du? Meinst du, die Enden sind deshalb so steif und spitz, weil er darauf herumkaut?«
»Das â genau das habe ich mich auch schon gefragt!«
»Tatsächlich? Dann sind wir en rapport , du und ich.«
»Ich habe mir auch schon überlegt, wie Ling und Achal in Ihre Dienste gekommen sind. Wo finden Sie so loyale Diener, die alles zurücklassen, um Ihnen überallhin zu folgen? Vermissen sie ihre Familien nicht?«
M. Bernard berührte leicht meine Wange und drehte mein Gesicht ins Licht. »Du bist so neugierig, willst alles wissen. Das kann ein attraktiver weiblicher Zug sein« â er lieà die Hand sinken und wandte sich wieder seinem Teller zu, auf dem jetzt kalte Rinderzunge lag â »öfter aber ist es ein Ãrgernis. Du musst dieses Interesse an Dingen, die dich nichts angehen, zügeln. Besonders das an den unteren Schichten. Bah! Was spielen sie für eine Rolle? Es sind lediglich Diener. Sie leben, um für ihre Herrschaft zu arbeiten, mehr nicht.«
Der Tadel schmerzte, aber auch die Tatsache, dass mein M. Bernard so arrogant redete. Andererseits: Wer konnte ihm einen Vorwurf machen? Von klein auf waren alle nur darum bemüht, ihm seine Wünsche von den Augen abzulesen. Es war nicht seine Schuld.
Es gab da allerdings noch etwas, das ich ansprechen musste, und es hatte auch mit Dienstboten zu tun, ob ihm das nun gefiel oder nicht. »Sir, Mrs Duckworth sagte, Sie hätten vor, eine französische Zofe für mich einzustellen?«
Er nickte abwartend. Als ich nicht gleich fortfuhr, forderte er mich auf: »Nun, heraus mit der Sprache!«
»Haben Sie das immer noch vor? Oder haben Sie Ihre Meinung vielleicht geändert, da ich bisher ja gut ohne zurechtgekommen bin?«
»Nein«, antwortete er. »Ich ändere meine Meinung selten.«
»Aber muss meine Zofe Französin sein? Gewöhnlich hilft mir Talitha. Könnte ich, wenn sie nicht Ihren Vorstellungen entspricht, nicht eine andere englisch sprechende Dienerin bekommen? Bitte machen Sie sich nicht die Mühe, jemanden aus Frankreich kommen zu lassen.«
»Wer redet denn von Mühe? Jede Dame wünscht sich eine französische Zofe. Und wenn du glaubst, du kämst darum herum, hast du dich entschieden getäuscht.« Er drohte spielerisch mit dem Finger.
»Ich habe kein Talent für Sprachen, müssen Sie wissen, und spreche nur sehr wenig Französisch. Ich würde mich mit jemandem, mit dem ich besser reden kann, wohler fühlen.«
»In diesem Punkt musst du auf mich hören. Du wirst Odette bekommen. Sie hat sehr gute Empfehlungen. Sie ist eine verarmte Adlige und kann sich deshalb sehr viel besser als die Einheimischen um die Bedürfnisse einer eleganten Dame kümmern. Dass sich ihre Ankunft so sehr verzögert, ist absurd, aber sie sollte noch diesen Monat kommen.« Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Lass uns nicht mehr davon reden.«
Widerspruch war also zwecklos.
M. Bernard verriet mir seine Pläne für unsere erste gemeinsame Reise. »Ich stelle mir vor, wie du vergnügt auf einem Kamel sitzt. Wenn man sich erst einmal an den wiegenden Gang gewöhnt hat, ist es nicht viel anders, als auf einem Pferd zu reiten. Der Höcker allerdings ⦠Du wirst eine Hose tragen müssen â Sophia, langweile ich
Weitere Kostenlose Bücher